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dr. house

© RTL

Serien: Der Stellvertreter

Mittlerweile geht er in die vierte Staffel, es ist die erfolgreichste US-Serie im deutschen Fernsehen: Warum der TV–Arzt "Dr. House“ immer mehr Zuschauer in seinen Bann zieht.

Ein oft schlecht rasierter und schlecht gelaunter Arzt, dem diejenigen, denen er helfen soll, ziemlich egal sind und der mit dem Motto rumläuft: Alle Patienten lügen, Menschen sind Idioten. Die Rede ist von Dr. House, dem derzeit ungewöhnlichsten Protagonisten im deutschen Fernsehen. Nach allem, was man von Zuschauererwartungen und Arztserien zu wissen glaubte, dürfte es diesen genialen wie zynischen TV-Mediziner eigentlich gar nicht geben. Heute geht „Dr. House“ mit 16 neuen Folgen jedoch bereits in die vierte Staffel. Die mittlerweile erfolgreichste US-Serie im deutschen Fernsehen hat dafür gesorgt, dass sich Woche für Woche rund fünf Millionen Fans den Dienstagabend frei halten, den Anrufbeantworter laufen lassen und sich darüber wundern, dass man einen solchen Kotzbrocken so gut und manchmal sogar liebenswert finden kann.

Selbst die Wiederholungen von „Dr. House“ während der Sommerpause erreichten in der jungen Zielgruppe Marktanteile bis zu 30 Prozent. Die Spannung ist diesmal besonders hoch, weil Dr. House zum Ende der dritten Staffel sein komplettes, über drei Jahre eingespieltes Team verloren hatte und keiner weiß, wie und mit wem es weiter gehen soll. House, Leiter der Abteilung für Diagnostische Medizin am Princeton-Plainsboro Teaching Hospital, weigert sich hartnäckig, neue Mitarbeiter zu sichten, ist bei seinem neuen Fall, einer offenbar schwerverletzten Alkoholikerin, mit seinem Latein aber schnell am Ende. Schließlich haben 40 Ärzte das zweifelhafte Vergnügen, von Dr. House gecastet, sprich beleidigt zu werden, was bei Frauen schon mal mit der Frage nach ihrer Nippel-Größe enden kann.

Widerlich, sagen die einen. Unwiderstehlich, die anderen, vor allem Frauen, die laut RTL bei den Zuschauern in der Mehrzahl sind. Diagnose möglicherweise: ein Helfersyndrom. Denn angeblich soll Dr.House-Darsteller Hugh Laurie manisch-depressiv sein und zum Psychiater gehen. Der 49-jährige Brite spielt den wegen einer Beinverletzung schmerzmittelabhängigen, hinkenden Quacksalber jedenfalls dermaßen überzeugend, dass man sich über die wenigen Privatfotos des Schauspielers in Magazinen nur wundern kann. Dort sieht man Laurie/House mit den drei Kindern und Ehefrau vorzugsweise bei seiner Lieblingsbeschäftigung: Spazierengehen. In einer seiner seltenen Interviews verrät Laurie, was den Zuschauer an Dr. House reizt. „Wir alle wünschen uns doch, dass andere uns nicht so leicht beeinflussen. Hier haben wir jemanden, der das wirklich durchzieht.“ Lauries Lohn für diese Rolle des Stellvertreters: zwei Golden Globes, 300 000 Dollar pro Folge.

Da schmerzt es wenig, wenn die Geschichten in „Dr. House“ mit der Wirklichkeit in Hospitälern noch weniger zu tun haben als andere Arztserien wie „Emergency Room“ oder „Grey’s Anatomy“. Wo gibt es das schon: bis zu vier Spezialisten für einen Fall sowie Ärzte, die heimlich in der Wohnung des Patienten einbrechen, um an die Vorgeschichte der mysteriösen Erkrankungen heranzubekommen.

Den Autoren geht es aber nicht so sehr darum, House’ besonderes Wissen und Gespür für die Diagnose außergewöhnlicher Krankheitsbilder zu zeigen, sondern Dialoge zu schreiben, für die in den USA das gepflügelte Wort „Houseism“ im Umlauf ist: sarkastische Äußerungen, schwarzer Humor, ein ungewöhnliches Verhalten gegenüber anderen, mit dem Ziel, diese zu verblüffen („Sie müssen mich nicht anlügen, wir sind schließlich nicht verheiratet“). Davon hatte House’ altes Team, bestehend aus dem farbigen Neurologen Foreman (Omar Epps), „Gut-Mensch“ Cameron (Jennifer Morrison) und „Schleimer“ Chase (Jesse Spencer), die Nase voll und zuletzt geschlossen gekündigt. Die Drei sollen aber auch in der vierten Staffel zu sehen sein. Fans hatten protestiert. Dr. House irrt: Menschen sind eben doch nicht nur Idioten.

„Dr. House“, RTL, 21 Uhr 15

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