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Für Sherlock-Holmes-Verfilmungen ist diese Garderobe an sich nicht ungewöhnlich. Für die „Sherlock“-Reihe mit Benedict Cumberbatch (re.) als Detektiv und seinen Partner Watson (Martin Freeman) schon, denn sie lösen ihre Fälle sonst in der Gegenwart.

© ARD Degeto/BBC/Hartswood Films 2

"Sherlock"-Sonderfolge "Die Braut des Grauen": Sherlock Holmes kehrt zurück

Die Sonderfolge "Sherlock" am Ostermontag überbrückt die Wartezeit bis zur vierten Staffel. In "Die Braut des Grauens" reist Sherlock Holmes alias Benedict Cumberbatch England des Jahres 1895.

„Die Braut des Grauens“, so heißt die Sonderfolge der wohl erfolgreichsten Sherlock-Holmes-Adaption, die je fürs Fernsehen produziert wurde. Diese „Sherlock“-Episode am Ostermontag ist die außergewöhnlichste in einer an Außergewöhnlichkeiten überreichen TV-Reihe. Der Erfolg der Neuinterpretation mit Benedict Cumberbatch als „Consulting Detective“ und Martin Freeman als sein treuer Freund und Partner beruht bislang nicht zuletzt darauf, dass die Autoren Steven Moffat und Mark Gatiss die Geschichten von Arthur Conan Doyle aus dem viktorianischen England überzeugend in die Neuzeit transferiert haben. „Sherlock“ wurde zum Internetphänomen, zur Lupe gesellte sich das Smartphone. Nun kehrt der berühmte Privatdetektiv in seine Ursprungsepoche zurück – und kämpft dort erneut gegen seinen Widersacher Jim Moriarty, den selbst ernannten Napoleon des Verbrechens. „Habt Ihr mich vermisst“, mit diesen Worten endete die dritte Staffel von „Sherlock“, nun kann das Spiel wieder beginnen.

Doch bevor Holmes und Moriarty erneut aufeinandertreffen, verschlägt es den Detektiv und seinen Freund in die Epoche, in der die Romanfigur ihre ersten Erfolge feierte. Es ist der Fall der Emilia Ricoletti (Natasha O’Keefe), den es aufzuklären gilt. An ihrem Hochzeitstag veranstaltet sie eine wilde Schießerei, tötet sich dann vor zahlreichen Zeugen selbst, um Stunden später ihrem Mann aufzulauern und ihn zu erschießen. Von nun an taucht die grauenhafte Braut immer wieder gespenstergleich auf, um weitere Morde zu verüben.

Neues und Gewohntes

So neu die überaus stilvolle alte Umgebung von „Sherlock“ wirkt, vieles andere ist wie gewohnt. Das gilt vor allem für das Ensemble. Rupert Graves gibt erneut Detective Inspector Lestrade, auch wenn man ihn mit seinem breiten Backenbart anfangs kaum wiedererkennt. So gut wie in „Sherlock“ kam der Mann von Scotland Yard wohl noch in keiner anderen Holmes-Verfilmung weg. Watson bleibt trotz Rückkehr in die Vergangenheit ein verheirateter Mann. Seine Frau Mary (Amanda Abbington) ist auch im 19. Jahrhundert äußerst emanzipiert und hat ihren eigenen Anteil an der Lösung des mysteriösen Falls. Zum Freundeskreis von Holmes gehört ferner die Gerichtsmedizinerin Molly Hooper. Schauspielerin Louise Brealy musste sich für ihren Auftritt im Autopsiekeller des St. Bartholomew’s Hospitals allerdings weitaus stärker verändern als ihre Kollegen – mit Ausnahme von Mycroft Holmes, Sherlocks Bruder. Dem Diogenes Club ist dieser treu geblieben, noch mehr zugetan ist er allerdings jeder Art von Kuchen und Plumpuddings, die er bergeweise in sich hineinschaufelt, was nicht ohne Folgen bleibt. Die Brüder haben bereits Wetten darauf abgeschlossen, wie lange Mycrofts Körper dieser Beanspruchung noch gewachsen sein wird. Mycrofts Heißhunger auf Plumpudding kommt übrigens nicht von ungefähr, „Die Braut des Grauens“ wurde von der BBC in Großbritannien als Silvesterspecial ausgestrahlt. Dass die Sonderfolge in Deutschland zu Ostern läuft, konnte Regisseur Douglas Mackinnon freilich nicht berücksichtigen.

Die größte Ähnlichkeit mit ihren vorherigen Auftritten hat Una Stubbs als Mrs. Hudson, die nach wie vor darauf besteht, dass sie die Vermieterin und nicht die Haushälterin ist, und sich zudem darüber ärgert, dass ihr in Watsons Erzählungen nur die Aufgabe der Türöffnerin zugebilligt wird. Apropos Erzählungen: Der Zeit entsprechend schreibt Watson keinen Internetblog, sondern für das Strand-Magazin. Und Nachrichten werden exklusiv von Zeitungen verbreitet.

Der typische Look blieb erhalten

Im viktorianischen England können zudem keine SMS-Nachrichten als virtuelle Botschaften durch die Luft fliegen, dafür jedoch halb durchsichtige Zeitungsschnipsel. Denn die „Sherlock“-eigene Ästhetik wurde trotz des Epochenwechsels beibehalten, sodass trotz aller Ähnlichkeiten von Szenerie und Kleidung in anderen Holmes-Verfilmungen der typische Look der BBC-Serie erhalten bleibt. Ansonsten ist die Sonderfolge deutlich verspielter, nicht nur beim Zeitsprung. Wie es weitergeht, ist bislang unbekannt. Die vierte Staffel wird erst für das kommende Jahr erwartet.

„Sherlock – Die Braut des Grauens“, ARD, Ostermontag, 21 Uhr 45

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