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Social Media: Das große Wildern

Facebook, Google, Apple, Microsoft – warum die fremden Reviere so attraktiv sind.

Spielen ist eine soziale Beschäftigung, bei Karten- und Brettspielen, aber auch am Computer. Auch dort verbringen die Nutzer immer mehr Zeit mit sozialen Spielen. Die wichtigste Plattform dafür ist das Netzwerk Facebook – dem nun Google Konkurrenz machen will. Der Suchmaschinenbetreiber sucht per Internet-Annonce einen Manager für den neuen Geschäftszweig. „Games at Google“ sei kein Wettbewerbsprodukt zu Facebook, sagt Google-Sprecher Stefan Keuchel dem Tagesspiegel. Dennoch ist im Internet die Zeit des großen Wilderns in fremden Revieren angebrochen – und alle großen Firmen machen mit.

Wie erfolgreich das Spielkonzept ist, zeigt sich in Berlin. Die Social-Games-Firma Wooga mit ihren 25 Millionen registrierten Spielern von „Monster World“, „Bubble Island“ und anderen Titeln hat gerade erst eine Finanzspritze von 17 Millionen Euro erhalten. Bereits zuvor versuchte Google, den von Facebook bekannten „Gefällt mir“-Button zu kopieren. In den USA ist Googles Dienst „+1“ gerade gestartet. Wie mit dem „Like“-Button von Facebook, können Internetnutzer mit der „+1“-Funktion Webseiten weiterempfehlen. Die Bewertungen wirken sich dabei auf die Suchergebnisse von befreundeten Nutzern aus. Keuchel zufolge wird es nicht mehr lange dauern, bis „+1“ auch in Deutschland ankommt.

Google ist mit diesem Verhalten indes nicht allein. Auch Microsoft wird sozialer. Die Suche von Bing lässt sich mit den Profilen von Facebook-Freunden verbinden. Und Apple will iTunes Store sozialer gestalten und hat dafür im vergangenen Jahr das Netzwerk „Ping“ gestartet. Darin können sich Apple-Nutzer über Musik und Videos austauschen. Der kommerziell gehaltene Dienst gilt allerdings als nur mäßig erfolgreich. Experten empfehlen sogar, Ping auf iPhones konsequent abzuschalten – um Akkustrom zu sparen.

Auch Google betreibt ein eigenes Social Network. Es heißt „Orkut“, existiert seit 2004 und soll den Nutzern helfen, neue Bekanntschaften zu schließen. In Indien und Brasilien ist Orkut sogar recht populär, in Deutschland allerdings so gut wie unbekannt. Die Kernkompetenz von Google bleibt die Suche. In Deutschland liegt der Marktanteil von Google laut webhits.de bei 92 Prozent, da auch T-Online, Web.de und AOL dessen Technik mitnutzen. Microsoft und sein Kooperationspartner Yahoo kommen zusammen auf knapp sechs Prozent. Die Suche ist und bleibt somit das Brot- und Buttergeschäft von Google. Ein Geschäft, das ausbaufähig ist, beispielsweise im Bereich der Personensuche, für die bislang noch Dienste wie 123people benötigt werden. Die Nutzer beeindrucken die Revierkämpfe wenig: Facebook ist das größte soziale Netzwerk, der iTunes Store führend beim Verkauf von Musik und Filmen und Microsoft nach wie vor die Nummer eins für Computerbetriebssysteme.

Am erfolgreichsten sind die Expansionspläne in jungen Märkten oder Bereichen mit häufigen Innovationen. Das zeigt insbesondere Googles Mobil-Betriebssystem Android, das nach den Smartphones nun für Tablet-Computer zur Aufholjagd ansetzt. Zusätzlich will Google mit seinem Computerbetriebssystem ChromeOS den Markt für Notebooks und Netbooks aufrollen, in dem Microsofts Windows nach wie vor dominierend ist. Ohne Internetzugang tauge das erste Chromebook allenfalls als Buchstütze, hatte Spiegel Online den größten Nachteil dieses Konzepts zusammengefasst.

Auf den Zukunftsfeldern präsent zu sein, wird gerade von Unternehmen, die auf ihren Stammmärkten Milliardenprofite erwirtschaften, als überlebensnotwendig angesehen. Seit Jahren alimentiert Microsoft die Suchmaschine Bing als Konkurrenten zum übermächtigen Google. Aus gutem Grund: Mit Online-Werbung lässt sich immer besser Geld verdienen. Der Bundesverband Digitale Wirtschaft erwartet für 2011 ein Wachstum der Online-Werbeumsätze von 16 Prozent auf über sechs Milliarden Euro.

Die Expansionspläne sind somit ohne Alternative. In der Logik der Börse beflügelt nur Wachstum die Fantasie. Wenn sich das Wachstum wie jetzt bei Facebook abschwächt, ist das auch für die Werbewirtschaft ein wichtiges Signal. Noch steht nicht fest, ob sich diese Entwicklung verfestigt, doch wenn das Wachstum schwächer wird, dann kommt es darauf an, dass die Mitglieder mehr Zeit in dem Dienst verbringen. Ein Weg dorthin kann der von Facebook-Chef Mark Zuckerberg gestartete Ausbau des Nachrichtendienstes zur kompletten Kommunikationszentrale für Chat, Mail, SMS sein. Dass nun Googlemail oder die anderen kostenlosen E-Maildienste massenhaft abgemeldet werden, ist nicht bekannt.

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