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Verwandte Seelen: Kommissar Stark (Boris Aljinovic) und die Galeristin Oona von Wilm (Karoline Eichhorn). Foto: RBB

© rbb/Hans-Joachim Pfeiffer

Sonntagskrimi: Tödliche Kunst

Der „Tatort“ aus Berlin beschäftigt sich mit der Vergänglichkeit und der „Unmöglichkeit, sich den Tod vorzustellen“.

Er war der teuerste Künstler unter 40 Jahren, bloß die Sozialkompetenz von Hanns Helge (Max von Thun) war eher gering ausgebildet. In der Nacht vor der Ausstellungseröffnung wird Helge von einem Teil seiner Installation, einer massiven Glasscheibe, erschlagen. Das Vergängliche spielte im Leben des Künstlers ohnehin eine zentrale Rolle, nun müssen die Berliner „Tatort“-Kommissare Felix Stark (Boris Aljinovic) und Till Ritter (Dominic Raacke) herausfinden, ob es sich um Unfall, Selbstmord oder Mord gehandelt hat.

Nach möglichen niedrigen Beweggründen muss in diesem „Tatort“ mit dem außergewöhnlichen, aber passenden Titel „Die Unmöglichkeit, sich den Tod vorzustellen“ nicht lange gesucht werden. Mit dem Tod des Künstlers steigt der Wert seiner Werke mit einem Schlag, davon profitiert unter anderem seine Galeristin Oona von Wilm (Karoline Eichhorn) – zu der sich der kunstkundige Kommissar Stark erkennbar hingezogen fühlt. Aber auch den Kunstsammler Urs Büchner (Bernhard Schütz) müssen die „Tatort“-Ermittler auf ihrer Rechnung haben.

Ein Teil des Teams ist allerdings gedanklich ganz woanders. Ritters Onkel Klaus (Thilo Prückner) hat sich – still und leise, wie er es immer war – aus dem Leben verabschiedet. Dem Kommissar fällt es schwer, den Selbstmord zu akzeptieren. Erst Stück für Stück erkennt Till Ritter, dass er zuletzt nur noch sehr wenig vom Leben des Onkels wusste, dem nach dem Tod der Frau und später seines Hundes auch das Augenlicht langsam abhandenkam, ganz davon abgesehen, dass auch in seinem Freundeskreis die Einschläge näher kamen und es sich zu zweit schlecht Skat spielen lässt, wie ein Freund des Onkels erzählt.

So wirft dieser tiefsinnige „Tatort“ (Buch: Beate Langmaack, Regie: Christine Hartmann) die interessante Frage auf, was wir überhaupt über die Menschen wissen, die uns im täglichen Leben oder über lange Jahre begleiten. Wie muss es um einen Künstler wie Hanns Helge bestellt gewesen sein, dessen eigentlicher Vorname Frank war, wie die Mutter (Monika Lennartz) betont? Warum umgab er sich mit einer „Muse“, die er wie in einem normalen Angestelltenverhältnis dafür bezahlt hat, dass sie sich mit ihm zusammen zeigte? Und was für eine Beziehung hatte er zu seinem Assistenten Markus Kuhn (Joram Voelklein), mit dem er im Studium in der gleichen Meisterklasse saß und den er nun als einfachen Mitarbeiter Farbe holen schickt? Und warum kreisen alle seine Werke um das Thema Tod? Immerhin kann die junge Kunstwissenschaftlerin Anna Linde (Brigitte Hobmeier), die sich in einer Dissertation mit Helges vermeintlicher Todessehnsucht befasst hat, Kommissar Ritter auf andere Ideen und eine neue Spur bringen. Kurt Sagatz

„Tatort: Die Unmöglichkeit, sich den Tod vorzustellen“, ARD, Sonntag 20 Uhr 15

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