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Die neuen Datenschutz-Regeln bei Facebook sollen erst ab dem 30. Januar gelten.

© dpa

Soziales Netzwerk: Facebook verschiebt Einführung neuer Datenschutz-Regeln

Mit der Ankündigung neuer Regeln zum Datenschutz hat Facebook viel Kritik auf sich gezogen. Eigentlich sollte die Änderung zum 1. Januar in Kraft treten - nun wurde der Termin nach hinten verlegt.

Wer Facebook nutzt, muss sie automatisch akzeptieren: Die Datenschutzregeln des sozialen Netzwerks. Pünktlich zum ersten Januar 2015 sollten sie einmal mehr geändert werden. Es wäre die erste Modifikation seit rund einem Jahr gewesen. Doch aufgrund massiver Kritik europäischer Datenschützer – die niederländische Datenschutzbehörde hatte beispielsweise eine Prüfung des Vorhabens veranlasst – rudert Facebook nun zurück. Die neuen Bestimmungen sollen nun erst in knapp einem Monat in Kraft treten: Am 30. Januar dieses Jahres. Man wolle den Nutzern mehr Zeit einräumen, um die Änderungen zu überprüfen, sagte ein Facebook-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur. Die Inhalte der Regeländerungen blieben aber identisch.

Facebook berät seine Nutzer: Wie lösche ich peinliche Markierungen?

Geht es nach dem offiziellen Statement des Unternehmens, wollte Facebook seinen Nutzern mit den neuen Regeln eigentlich nur etwas Gutes tun. Denn seit Jahren fordern Experten mehr Transparenz und Aufklärung für die mittlerweile 1,3 Milliarden weltweiten User. Ein neuer Bereich namens „Privacy Basics“ (deutsch: Grundlagen zum Datenschutz) soll ihnen daher künftig näher bringen, wie Facebook funktioniert und wie sie ihre Daten sicherer verwalten. Bestes Beispiel: Wer auf einem unvorteilhaften Party-Foto verlinkt wurde, dem erklärt Facebook künftig, wie er oder sie diese Markierung wieder entfernen kann. Weitere Tipps betreffen etwa das Zuschneiden von Statusmeldungen auf exakt definierte Zielgruppen oder Informationen darüber, wer wie mit dem persönlichen Profil interagiert.

Diese Offensive für „mehr Transparenz und Kontrolle“, wie Facebook es umschreibt, verstehen Datenschützer allerdings nur als Feigenblatt für die wahren Absichten des Unternehmens. Denn treten die neuen Regeln in Kraft, ebnen sie Facebook den Weg zu so genannter „ortsbasierter Werbung“. Das Netzwerk kann dadurch Anzeigen noch stärker personalisiert auf jeden einzelnen Nutzer zuschneiden, als dies ohnehin bereits der Fall ist. Dafür werden nicht nur, wie bisher üblich, die „Gefällt mir“-Angaben des Nutzers ausgelesen, sondern auch dessen Aufenthaltsorte in Echtzeit analysiert – sofern er den Standortdienst seines Smartphones nicht deaktiviert hat. Prompt schlägt ihm Facebook Restaurants, Aktivitäten oder Einkaufsmöglichkeiten in seiner unmittelbaren Umgebung vor. Zudem wird das Surfverhalten der Nutzer auch außerhalb von Facebook erfasst, ganz egal, wo im Internet sie sich aufhalten. Weitere installierte und benutzte Smartphone-Apps werden ebenfalls ausgewertet. Sogar auf rein technische Daten des Handys, wie Geräteinformationen, Batteriestatus und Signalstärke will das Netzwerk in Zukunft zugreifen – angeblich, um die Leistung der eigenen App zu verbessern. Alles in allem lässt sich sagen: Facebook verfolgt den Nutzer durch das gesamte Netz. Rund um die Uhr. Zu Werbezwecken.

Werbung kann zwar geblockt werden. Aber Facebook hakt nach

Wer keine Lust auf Werbung hat, soll diese zwar blockieren können. In diesem Fall schickt Facebook allerdings eine ellenlange Nachricht, warum die Annoncen aus Sicht des Netzwerkes doch interessant sind. Bitte nicht wegklicken, sonst entgeht dir das Beste: So lautet die Botschaft an den User. Und Facebook hat gute Gründe für diese Sorte Bettelbrief. Das Netzwerk ist fast ausschließlich werbefinanziert.

Einmal abgesehen von lästiger Werbung und dem Dauer-Tracking der Nutzer ärgern sich Datenschützer noch über einen anderen Punkt: Facebook-User haben keine Möglichkeit, sich den Änderungen zu entziehen oder ihnen zu widersprechen. Entweder sie nutzen das Netzwerk weiter und arrangieren sich damit, dass sie mit ihren Daten „bezahlen“, oder sie löschen ihr Profil. Einen Mittelweg gibt es nicht. Das in Deutschland rechtlich nötige „Opt In“ in eine Änderung von Datenschutzregeln – dabei müssen Nutzer aktiv zustimmen – ignoriert Facebook auch mit seinen neuen Regeländerungen. Kritiker wie der Kölner IT-Anwalt Christian Solmecke glauben daher, dass Facebooks Regeländerungen rechtswidrig sind. Eine wirkliche Lösung des Problems könnte allerdings erst eine Klage gegen den US-Konzern vor deutschen Gerichten bringen.

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