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SPAREN AUF BRITISCH: BBC will Online-Auftritt verkleinern

Nach Jahren der Expansion stehen bei der BBC massive Kürzungen an. Der britische Sender will sich stärker auf seine öffentlich-rechtlichen Aufgaben konzentrieren, die Qualität der Programme steigern und zum ersten Mal seit Jahrzehnten Aktivitäten freiwillig einschränken.

Nach Jahren der Expansion stehen bei der BBC massive Kürzungen an. Der britische Sender will sich stärker auf seine öffentlich-rechtlichen Aufgaben konzentrieren, die Qualität der Programme steigern und zum ersten Mal seit Jahrzehnten Aktivitäten freiwillig einschränken. Unter anderem kündigte Generaldirektor Mark Thompson am Dienstag die Einstellung der Hälfte der BBC-Websites und Einsparungen im Onlinebereich von 25 Prozent an. Der Traditionssender muss Kritik von Politikern und Medienkonkurrenten entkräften, er nutze sein Gebührenmonopol dazu, in den Gefilden der kommerziellen Konkurrenz zu wildern. Die Kritik an der BBC nahm zu, als die Gebühreneinnahmen der BBC in Höhe von 3,6 Milliarden Pfund (rund vier Milliarden Euro) zum ersten Mal höher lagen als die gesamten Werbeeinnahmen der TV-Industrie.

Thompson will bis Ende 2011 eine Reihe von Nischenaktivitäten schließen. Dabei handelt es sich um den Musikkanal „6 Music“ und das „Asian Network“, das sich an Hörer wendet, die vom indischen Subkontinent kommen. „Die BBC kann nicht alles tun und muss ihre Grenzen kennen“, sagte Thompson, der gestern ein Strategiepapier vorstellte. Angesichts der wachsenden Konvergenz der Technologien müsse die BBC ihr Terrain klarer abstecken. Die Grenzen müssten klar formuliert und durch die öffentlichen Aufgaben der BBC definiert werden.

Über 600 Millionen Pfund (665 Millionen Euro) sollen durch die Schließungen eingespart und in Kernprogramme der BBC investiert werden. 90 Pence von jedem Gebührenpfund würden künftig in Programme gesteckt, sagte Thompson, der auch wegen hoher Chefgehälter und Moderatorenhonorare unter Beschuss steht. Thompson selbst bezieht ein Gehalt von 800 000 Pfund im Jahr. Kritiker bezweifeln, dass die Selbstbeschneidung ausreicht. Nach der Wahl dürften weitere Reformen anstehen. Dann kann Thompson die jetzt freiwillig gemachten Schnitte nicht mehr als Verhandlungsmasse nutzen. Rund 600 Jobs dürften durch die Kürzungen verloren gehen. Die Gewerkschaften wollen heute Verhandlungen mit Thompson aufnehmen. Sie werfen ihm vor, „im politischen Klima vor der Unterhauswahl umgefallen“ zu sein und sich dem Druck der Konkurrenz gebeugt zu haben. Matthias Thibaut, London

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