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Sportrechte: Das letzte Gebot

Champions League, Leichtathletik-WM, Bundesliga: Der Poker um TV-Übertragungsrechte verschärft sich. Und immer mittendrin: Die öffentlich-rechtlichen Sender. Jetzt diskutiert der Bundestag, ob es für ARD und ZDF Leitlinien für Sportübertragungen geben soll.

2011 ist ein Superwahljahr - für die großen Fernsehsender ARD, ZDF, RTL und Sat1. Das Motto: Welches Übertragungsrecht hätten Sie denn gern? Wie viel wären Sie bereit, dafür zu bezahlen? Überhaupt: Wie wichtig ist Ihnen Fußball, Leichtathletik, Boxen etc.? Diverse Übertragungsrechte für sportliche Großereignisse sind auf dem Markt. Mit den Angeboten für die Fußball Champions League ab der Saison 2012/2013 geht es los, dazu kommt die Vergabe für die Leichtathletik-WM in Daegu/Südkorea und, last but not least, die Fußball-Bundesliga, deren Übertragungsrechte ab Ende dieses Jahres für drei Spielzeiten ab Saison 2013/2014 ausgeschrieben werden.

Irgendwie scheint alles mit allem zusammenzuhängen. Die Mitspieler, Käufer wie Verkäufer, decken langsam die Karten auf. In dieser Woche wurde überraschenderweise bekannt, dass das ZDF gewillt sei, in die Champions League einzusteigen, die im Free TV derzeit von Sat1 übertragen wird. Fußballübertragungen sind im Zweiten eher rar gesät. Die Champions League, sagt ZDF-Sprecher Walter Kehr, sei „ein interessantes Produkt, sie könnte unser Fußballangebot sinnvoll ergänzen. Wir prüfen aktuell eine Beteiligung an der Ausschreibung.“

Das könnte dem ZDF, vermuten Insider, mindestens 55 Millionen Euro jährlich wert sein – und ProSiebenSat1-Vorstand Andreas Bartl auf die Palme bringen, der es im Bieterwettbewerb um die Champions League mit einem gebührenfinanzierten Konkurrenten für den Privatsender Sat1 zu tun kriegt. Das ZDF-Credo ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass ARD/ZDF die Übertragungsrechte an den nächsten Leichtathletik-Weltmeisterschaften zu teuer sind. Sechs Millionen Euro wollen die öffentlich-rechtlichen Sender zahlen, mehr als das Doppelte fordert der vom Leichathletik-Weltverband IAAF eingesetzte Rechtehändler IEC. Alle Seiten, hört man, seien verhandlungsbereit und reden wieder miteinander. IAAF-Marketingchef Helmut Digel hofft, dass im Interesse der deutschen Athleten und ihrer Fans noch eine Lösung gefunden werde.

Vielleicht gibt es diese Lösung auch im Namen des deutschen Volkes. Am kommenden Mittwoch diskutiert der Sportausschuss des deutschen Bundestages darüber, ob es für ARD und ZDF Leitlinien für Übertragungen von internationalen Sportwettkämpfen geben solle. Die Zeit drängt. ARD und ZDF brauchen angeblich bis Ende März Klarheit, um die etwaige Produktion für die Ende August beginnende Leichtathletik-WM auf die Beine stellen zu können.

Mittenrein in diesem Stellungskrieg nun also das Vorpreschen des ZDF im Millionenspiel Champions League. Nicht nur Leichtathletik-Fans wundern sich, wie viel Geld das ZDF offenbar bereit ist, für andere Premium–Sportarten auszugeben. Darüber hinaus wurde jüngst bekannt, dass die ARD für Box-Übertragungsrechte einen Betrag von 54 Millionen Euro übrig hat. Misst das gebührenfinanzierte Fernsehen bei sportlichen Großereignissen mit zweierlei Maß? Wie realistisch ist ein Engagement der Mainzer in der Champions League? „Es gibt nichts Konkretes mitzuteilen“, sagte ZDF-Sprecher Kehr am Donnerstag auf Nachfrage. Schon am Freitag, so ist zu hören, soll ZDF-Intendant Markus Schächter das Thema intern diskutieren. Auch hier drängt die Zeit. Bis Dienstag sollen Angebote für die Champions League bei der Uefa eingehen.

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