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Medien: Sprechspannung

„Tagesschau“: Warum Reden im Stehen besser ist

„Aufstand bei den Tagesthemen“, titelte die „Bild“Zeitung. Es geht um das neue Studio-Design der ARD-Ssendungen „Tagesschau“, „Tagesthemen“ und „Nachtmagazin“. Wichtigste Änderung: Die Sprecher und Moderatoren stehen fortan – statt zu sitzen. Wozu eigentlich?

„Sitzen entspannt, Stehen erhöht die Intensität“, sagt die Sprechwissenschaftlerin Anna Strittmacher von der Berliner Firma „Sprechart“. Sitzen strahlt Ruhe aus, Stehen Dynamik. Was im Stehen gemacht wird, wird für gewöhnlich flott gemacht, die Folge: Unsere Aufmerksamkeit steigt. Außerdem steigt, sobald man sich hinstellt, die Körperspannung. „Und damit auch die Sprechspannung“, sagt Strittmacher. Im Stehen fällt es leichter, den Worten mehr Nachdruck zu verleihen – ein Effekt, der sich, wie die Expertin sagt, sogar übers Telefon bemerkbar macht, wenn man sein Gegenüber gar nicht sieht.

Auch die Atmung ändert sich. „Tagesthemen“-Moderatorin Anne Will beispielsweise hat das Gefühl, sie könne im Stehen schlicht besser durchatmen und somit auch besser sprechen. „Tatsächlich quetscht man sich beim Sitzen das Zwerchfell und den Oberkörper ein, bekommt weniger Luft“, sagt Günter Zienterra vom Institut für Rhetorik und Kommunikation in Bornheim bei Bonn. Der Aufstand erhöhe aber nicht nur die Dynamik des Sprechers, sondern auch dessen Stellenwert. „Er bekommt mehr Freiheit, sich zu bewegen und wird dadurch stärker wahrgenommen.“

Und was ist, wenn den Sprechern und Moderatoren der „Tagesthemen“ nach einer halben Stunde im Stehen die Knie weich werden sollten? Keine Sorge. Hinter dem Tisch versteckt sich eine gepolsterte Lehne, auf die man sich, wenn die geruhsame Nacht naht, stützen kann. bas

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