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Medien: Staatstragender Moloch

verrät, was Sie nicht verpassen sollten Bekanntlich steckt der Staat heute mächtig in der Klemme. Einerseits soll er gertenschlank sein und sich auf keinen Fall ins Treiben der Globalisierungsprofis einmischen.

verrät, was Sie nicht verpassen sollten Bekanntlich steckt der Staat heute mächtig in der Klemme. Einerseits soll er gertenschlank sein und sich auf keinen Fall ins Treiben der Globalisierungsprofis einmischen. Auch muss er jederzeit fürchten, dass ihm das Fell von den Ohren gespart wird. Andererseits wünscht man sich gerade jetzt Vater Staat als soliden Patriarchen, der gewissen Abschreibungskünstlern aus der Wirtschaft mal ordentlich den Hintern versohlt. Warum das Staatsschiff sich heute so schwer durch die Zeitstürme steuern läßt, hat Heiner Dahl in seinem Feature „Die blockierte Republik“ untersucht. Der Autor bespricht mit Experten aller Lager den deutschen Reformstau. Die bedrohlichsten Klippen für zeitgenössische Staatslenker, so Dahls Fazit, heißen Effizienzbarbarei und Zerstörung des sozialen Konsenses (SWR 2, 30. Juni, 21 Uhr 03, Kabel UKW 107,85 MHz).

Hörspielautor Thomas Körner hat unser Staatswesen mal mathematisch betrachtet. Seit der ersten deutschen Verfassung im Jahr 1848 gab es hierzulande sieben verschiedene Staatsformen. Macht eine durchschnittliche Lebensdauer von 20,14 Jahren pro Staat. Kurz genug für apokalyptische Fantasien, was unsere staatliche Zukunft betrifft. In Körners bizarrem Hörspiel „s.t.a.a.t. Das ist die Mär vom Gevatter“ arbeiten sich verschiedene Chöre an historischen und modernen Staatsphilosophien ab und besingen das chamäleonhafte Wesen des Staates: mal Friedensengel, mal utopisches Traumschloss. Meistens aber Moloch und Menschenfresser (Deutschlandradio, 4. Juli, 18 Uhr 30, UKW 89,6 MHz).

Die österreichische Dramatikerin Elfriede Jelinek hat ihrem Heimatstaat Österreich funkelnde Hasstiraden gewidmet und die österreichischen Staatsmänner haben es ihr mal mit Anti-Jelinek- Kampagnen und mal mit Staatspreisen vergolten. In ihrem furiosen Monolog „Jackie“, dessen Radiofassung gerade den „Hörspielpreis der Kriegsblinden“ bekommen hat, geht es um eine Frau, die einmal oberste Staatsfrau der USA gewesen ist. First Lady Jackie Kennedy offenbart sich bei Elfriede Jelinek als eine Art weiblicher Kleiderständer mit elitärer Weltanschauung. Gerade im Jenseits angekommen, erinnert sich Jackie an ihr aufreibendes Leben im Dienst schöner Medienbilder. Im Lebenskampf um ideale Posen, so das Resümee, hat sie sogar ihre große Rivalin Marilyn Monroe übertroffen. Mit bitterer Ironie demontiert Jelinek alle süßen Klischees von den Kennedys. (SWR 2, 4. Juli, 16 Uhr 05).

Last but not least erinnert sich die Kulturwelt in diesen Tagen an Anton Tschechow, der vor hundert Jahren starb. Wer mitgedenken will, sollte das Hörspiel „Rothschilds Geige“ nach einem frühen Prosatext nicht verpassen (DLF, 6. Juli, 20 Uhr 10, UKW 97,7 MHz).

Interna zum Künstlerleben gibt es im Hörspiel „Dein Hund – Dein Mönch“. Anton Tschechow in Briefen an die geliebte Lebensgefährtin Olga Knipper (Deutschlandradio, 2. Juli, 19 Uhr 05).

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