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Viel zu tun: Die neue Intendantin des Rundfunk Berlin Brandenburg (RBB), Patricia Schlesinger.

© dpa

Stabwechsel beim RBB: Nicht nur gut Freund - was beim RBB anders werden muss

Besseres TV-Programm, bessere Quoten, Reformstau, unzufriedene Mitarbeiter: Die neue RBB-Intendantin Patricia Schlesinger muss jetzt liefern. Und dabei auch mal anecken. Ein Kommentar.

Ein ganz normaler Montagmorgen im RBB-Fernsehen. Erst ARD-Serien, „Rote Rosen“, „Sturm der Liebe“, dann irgendwann am Vormittag „Der Schwarzwaldhof“, ein ARD-Filmchen, später am Mittag eine Folge des „Berlin-Brandenburg Check“, wo die Lebensqualität des Berliner Stadtbezirks Spandau – Stand Herbst 2012 – getestet wird. Reporter fragen: Wie verdient man hier sein Geld? Wie hoch sind die Mieten? Diese Fragen könnten im Sommer 2016 neu beantwortet werden.

Okay, auch andere Dritte Programme wie NDR oder WDR behelfen sich mit Wiederholungen über ein 24-Stunden-Programm. Und Maulen und Meckern über das Fernsehprogramm des Rundfunk Berlin-Brandenburg ist so alt wie der 2003 aus der Fusion von SFB und ORB gestartete Zweiländersender selber. Warum sollte es dem RBB besser ergehen als dem Berliner Senat, der S-Bahn oder dem BER?

Doch so einfach kann es sich die neue Intendantin Patricia Schlesinger, seit drei Tagen im Amt, natürlich nicht machen. Fast eine halbe Milliarde Euro Etat – da muss mehr herauskommen. Es fällt seit Jahren ins Auge: die Langeweile des RBB-Programms, von „Abendschau“und „Brandenburg aktuell“ mal abgesehen, die fehlenden jungen Marken und Anker im Programm (wo ist der neue Kurt Krömer?).

Jeder, der hierher in die boomende Hauptstadt kommt, wird Berlin Tag und Nacht im Programm des Senders der Stadt kaum wiedererkennen. Als sich zuletzt, Achtung Hipster-Alarm!, das Magazin „RBB um vier“ in den Volkspark am Weinbergsweg wagte, um das „Herz des neuen Berlin“ zu erkunden, hatte das den Flair eines Zeitgeistmagazins aus den 1990er Jahren. Dann die Quoten: 5,6 Prozent schalten den RBB ein, Tabellenkeller ARD-weit, historischer Tiefstand seit Gründung des Senders.

Viel Arbeit für Patricia Schlesinger, die als Leiterin des Programmbereichs Kultur und Dokumentation beim NDR gelernt haben dürfte, mit Mehrländersendern jenseits von Wiederholungen umzugehen. Der NDR schafft es, die unterschiedlichen Temperamente und Lebenswirklichkeiten der Menschen in Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Hamburg zusammenzubringen. 7,7 Prozent Marktanteil, die hätte Schlesinger gerne. Nur wie?

Da braucht es viel Willen zu neuem Schwung

Berlin und Brandenburg, Mega-Großstadt und sehr viel Land, das erfordert gewiefte Ideen. Schlesinger muss mit dem Personal auskommen, das seit Jahren unter ihrer Vorgängerin Dagmar Reim die Möglichkeit gehabt hätte, es besser zu machen: Chefredakteur, Räte, Direktoren. Und aus dem Kreis der 3000 RBB-Mitarbeiter ist zu hören: Schlechte Stimmung! Reformstau! Da braucht es viel Willen zu neuem Schwung. Die RBB-Intendantin will den Sender zum guten Freund machen, er soll nicht nur ein zufälliger Nachbar sein. Jeder in der Region soll beim RBB finden, was er sucht.
Schöne, nicht einmal große Worte. Das reicht nicht.

Durch die Auflösung der Rundfunkbeitragsrücklagen hat Schlesinger mehr Geld zur Verfügung. Das will sie ins Programm investieren. Nur zu! Vielleicht hilft es dem Fernsehen, vom RBB-Radio zu lernen. Radio Eins (Slogan: „Nur für Erwachsene“), mit seinem Mix aus Wissenschaftssendungen, Music Specials und populärer Tagesstrecke ist ein Projekt, das anspricht.

Es wäre außerdem an der Zeit, über einen Polit-Society-Talk nachzudenken, eine Mischung aus „Günther Jauch“ und „NDR Talkshow“. Warum müssen Politiker, Promis, Kreative von Berlin nach Köln oder Hamburg fliegen, um in Talkrunden befragt zu werden? Um das alles umzusetzen, kann Schlesinger nicht mit jedem gut Freund sein. Sie muss auch mal anecken. Sie könnte zum Beispiel einen gewissen Ehrgeiz entwickeln, als Hauptstadtsender den Einfluss beim ARD-Hauptstadtstudio gegenüber dem WDR zu vergrößern.

Das aktuelle TV-Programm des RBB jedenfalls hat kaum Zuschauer verdient. Frau Schlesinger, zeigen Sie uns, dass es besser geht.

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