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Aus ihrem alten Verlagsgebäude musste die "Abendzeitung ausziehen".

© dpa

Straubing rettet München: Die "Abendzeitung" schreibt schwarze Zahlen

Kleinere Redaktion, ausgelagerter Druck, höherer Verkaufspreis: Deshalb macht die "AZ" wieder Gewinn. Jetzt sollen sogar wieder Journalisten eingestellt werden.

Erst vor kurzem wurde gemeldet, dass die Geschichte der Münchner „Abendzeitung“ verfilmt werden soll. Falls ja, könnte sich der Regisseur vielleicht auf ein Happy End einstellen: Wie Martin Balle, der neue Verleger der „AZ“, am Mittwoch bekannt gab, schreibt die Zeitung zum ersten Mal seit langem wieder schwarze Zahlen. Die Auflage habe sich bei 40 000 Stück eingependelt, die jeweils zur Hälfte über Abonnement und Kioskverkäufe vertrieben werden. Laut Balle wären derzeit sogar nur 30 000 verkaufte Exemplare notwendig, damit sich die „AZ“ rechnet. Aufgrund dieser Bilanz will der Verleger jetzt sogar beim Münchner Personal nachrüsten. Angeblich sollen mehr Journalisten für die Lokal- und Kulturberichterstattung eingestellt werden.

Als Balle die „AZ“ im Juli dieses Jahres gemeinsam mit Rechtsanwalt und Medienmäzen Dietrich von Boetticher übernahm, war die wirtschaftliche Situation desolat. Zwar bezifferte die „AZ“ ihre damalige Auflage auf 100 000 Stück täglich. Doch die meisten Exemplare wurden verschenkt, wie sich jetzt herausstellte. Balle verkleinerte die Redaktion drastisch, verlagerte den Druck ins niederbayerische Straubing , wo auch sein Flaggschiff „Straubinger Tagblatt“ hergestellt wird. Seit dieser Woche wird auch in Traunstein gedruckt, damit die "Abendzeitung" bis 23 Uhr auf Ereignisse reagieren kann. Zudem musste die Redaktion aus den teuren Büroräumen der „Hopfenpost“ im Hauptbahnhofviertel ausziehen. Jetzt arbeiten noch rund 30 Münchner Journalisten im Westend. Den Verkaufspreis erhöhte Balle dagegen von 60 Cent auf einen Euro, um die Zeitung zu stabilisieren.

Balle nennt diese Umstrukturierung „vorsichtig“. Man habe „an den richtigen Stellen angesetzt“, was jetzt mit Erfolg belohnt werde. Die über 70 Journalisten, die im Juni durch die Übernahme ihren Job verloren hatten, dürften das doch anders sehen. Viele von ihnen sind nach wie vor in einer Transfergesellschaft und ohne Anstellung.

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