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Talk, Talk, Talk: Qualität ist machbar

Und die ARD weiß auch, wie – mit einer Talkshow-Offensive. Wie die aussehen soll und warum Programmdirektor Volker Herres wenig von "Scripted Reality" hält.

Es ist schon erstaunlich, dass die ARD darauf nicht schon früher gekommen ist. Mit der Talkshow-Offensive im Herbst 2011 wird die Rangordnung im deutschen Fernsehen wiederhergestellt, die Konkurrenz geschlagen. „Es geht um die Qualitätsführerschaft im deutschen Fernsehen“, sagte ARD-Programmdirektor Volker Herres am Mittwoch nach der Intendantensitzung in Berlin. Der scheidende ARD-Vorsitzende, SWR-Intendant Peter Boudgoust, würdigte dabei insbesondere die stärkere Gewichtung der Talk-Formate, meldete die Nachrichtenagentur epd. Damit werde der Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks umgesetzt, „Medium und Faktor der öffentlichen Meinungsbildung zu sein“. Kritik an der neuen ARD-Programmstruktur wies Boudgoust zurück. Es sei „etwas schizophren“, zunächst den gesellschaftlichen Diskurs im Programmangebot einzufordern, dann aber daran „herumzunörgeln“.

Bereits am Dienstag hatte die ARD verlautbart, dass die „Tagesthemen“ von Herbst 2011 an von Montag bis Donnerstag um 22 Uhr 15 einen einheitlichen Sendeplatz erhalten werden. Die Talkshow „Hart aber fair“ mit Frank Plasberg wird statt bisher am Mittwoch am Montag um 21 Uhr im ersten Programm stattfinden. Günther Jauch wird die Sonntags-Talkshow um 21 Uhr 45 Uhr moderieren und damit Anne Will verdrängen, die mit ihrer Sendung auf Mittwoch um 22 Uhr 45 wechselt. „Menschen bei Maischberger“ bleibt auf dem Dienstagstermin, „Beckmann“ geht von Montag nach Donnerstag um 22 Uhr 45.

Trotz öffentlicher Kritik gibt die ARD den Sendeplatz für Dokumentationen am Montagabend auf. Für die politischen Dokumentationen ist es nach Aussage von ARD-Programmdirektor Volker Herres „außerordentlich schwer“ gewesen, auf dem Sendeplatz am Montag eine „Grundakzeptanz“ zu finden. Mit dem späteren Sendeplatz kämen sie auch ein wenig aus „der Hölle des Wettbewerbs“ heraus und könnten sich auch noch anspruchsvolleren Themen widmen, sagte Herres. Nach Drehbüchern inszenierte Dokusoaps mit Darstellern lehnte Herres strikt ab. „,Scripted Reality’ hat in unserem Programm nichts verloren“. Herres distanzierte sich von einem internen NDR-Papier, in dem die Übernahme solcher Formate überlegt wurde. „Dieses Papier war nicht das klügste.“ Entsprechende Formate bei RTL nannte Herres „Sozialpornos“, die mit Realität nichts zu tun hätten.

Die ARD zog eine positive Bilanz der vergangenen zwei Jahre, in denen der SWR den ARD-Vorsitz innehatte. Entscheidend sei es jetzt, das Profil des öffentlich-rechtlichen Rundfunks weiter zu schärfen, sagte Boudgoust. In der jüngsten Vergangenheit sei das etwa mit Themenschwerpunkten wie zu Scientology oder der Themenwoche zu Ernährung gelungen. Vom 22. bis 27. Mai 2011 geht es unter dem Titel „Der mobile Mensch“ in Dokumentationen, Shows und Filmen um das Thema Mobilität.

Die ARD wird die Hörfunkstudios in London und Paris verkleinern und zieht ihren Radiokorrespondenten aus Straßburg ab. Das Büro in Los Angeles bekommt einen zweiten Hörfunkkorrespondenten hinzu. Die Berichterstattung über Rechtsthemen aus Karlsruhe und der Europäischen Union übernimmt künftig komplett der Südwestrundfunk.

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