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Medien: "Tatort": Nur mal versohlt

Ketchup auf der Windschutzscheibe findet Autonarr Freddy Schenk gar nicht schön. Zum Glück für die beiden Bengel, dass sie dem Kölner Kommissar gerade noch entkommen können: "Schlag in den Nacken, Tritt in den Arsch - das ist die einzige Sprache, die die verstehen", belehrt der zupackende Familienvater den Kollegen Max Ballauf über seine pädagogische Leitlinie.

Ketchup auf der Windschutzscheibe findet Autonarr Freddy Schenk gar nicht schön. Zum Glück für die beiden Bengel, dass sie dem Kölner Kommissar gerade noch entkommen können: "Schlag in den Nacken, Tritt in den Arsch - das ist die einzige Sprache, die die verstehen", belehrt der zupackende Familienvater den Kollegen Max Ballauf über seine pädagogische Leitlinie. Auf die irritierte Nachfrage Ballaufs räumt Schenk ein, seiner dreijährigen Tochter schon mal den Hintern versohlt zu haben, weil sie am offenen Fenster geturnt hatte. Ganz wohl ist es ihm bei diesem "Geständnis" aber doch nicht. Diese Szene ist nicht ohne Grund im neuen ARD-"Tatort" aus Köln ("Kindstot", Sonntag, 20 Uhr 15) enthalten: Das Drehbuch von Edgar von Cossart und Irene Martin handelt von Erwachsenen-Gewalt gegen Kinder.

Die kleine Nathalie (Anna Sophie Claus) wird verletzt und verängstigt von einem flüchtigen Ganoven im Krankenhaus abgeliefert. Später wird das Mädchen an den Folgen der Misshandlung sterben. Den Leid geplagten Kommissar Ballauf (Klaus J. Behrendt), der im Kölner "Tatort" bereits zwei Geliebte, die Mutter und den Vater verlor, nimmt dies persönlich mit; denn er hatte das Kind als Blinddarmpatient im Krankenhaus kennengelernt. Kollege Schenk (Dietmar Bär) ist derweil mit einem anderen Fall beschäftigt: Ein Toter wurde aus dem Rhein gezogen - doch siehe da, der anonyme Ganove, der die Kleine ins Hospital brachte, läuft Schenk bei seinen Mordermittlungen über den Weg.

Sicher ist es hanebüchen, dass das Kölner "Tatort"-Gespann das entscheidende Beweisstück in ihrem 17. Fall flugs aus einer riesigen Müllkippe fischt. Doch das Drama um überforderte Eltern, desinteressierte Nachbarn und träge Behörden, denen ein Kinderleben zum Opfer fällt, wird überzeugend erzählt. Neben dem wie gewohnt starken Duo Behrendt und Bär glänzen vor allem Anna Thalbach und Tina Engel als Mutter und Großmutter des misshandelten Mädchens. Nachwuchs-Regisseurin Claudia Garde, die nach ihrer Abschlussarbeit an der Filmakademie Baden-Württemberg und einem ZDF-Fernsehfilm gleich ihr "Tatort"-Debüt gibt, verzichtet überdies darauf, die angeprangerte Gewalt gegen Kinder auch zu zeigen - ohne dass der Film an Überzeugungskraft verliert.

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