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iPad-Konkurrent: An der Oberfläche gekratzt

Mit dem Surface bietet Microsoft ein eigenes Tablet mit Windows 8 RT an. Der Praxistest lässt einige Wünsche offen.

Ein reines Software-Unternehmen ist Microsoft schon lange nicht mehr. Die Spielekonsole Xbox und viele Tastaturen und Mäuse tragen das Microsoft-Logo. Mit dem „Surface“ bietet das Unternehmen aus Redmond nun auch ein Tablet an. Schon rein optisch unterscheidet sich das Surface mit dem zehn Zoll großen Touchdisplay im 16:9-Breitbildformat von anderen Vertretern dieser Computergattung. Mit einem einfachen Handgriff lässt sich der integrierte Ständer ausfahren, die Abdeckung dient zugleich als Tastatur. Das Surface verfügt über einen USB- und einen Micro-SD-Anschluss und gibt sich somit erheblich offener als mancher Konkurrent. Und mit einem Gewicht von 680 Gramm bei einem Preis von 680 Euro (64 Gigabyte Speicher) inklusive Touch Cover muss sich das Surface zumindest gegenüber Apples iPads nicht verstecken. Wären da nicht einige unschöne Einschränkungen, die sich in unserem Praxistest bemerkbar machten.

Das Surface wird derzeit mit einem Mobil-Prozessor und der angepassten Version Windows 8 RT angeboten. Die im Windows-Store angebotenen Apps laufen mit RT genauso wie mit Windows 8 oder Windows 8 Pro. Doch andere Programme für klassische Computer mit Intel- oder AMD-Systemen können nicht installiert werden. Und weil im Store entsprechende Apps noch fehlen, ist es mit dem Surface zurzeit nicht möglich, parallel zum Internet-Explorer 10 zum Beispiel den Google-Browser Chrome oder das Mozilla-Programm Firefox zu nutzen. Gleiches gilt für Programme wie Open Office, Picasa oder iTunes. Mit Windows RT gelangt man somit recht schnell an seine Grenzen.

Für das Surface-Tablet nutzt Microsoft den Tegra-3-Prozessor als Antriebseinheit. Die Nvidia-Chips sind nicht ganz so leistungsstark wie Prozessoren beispielsweise von Intel, dafür verbrauchen sie weniger Strom. Insgesamt lässt sich das Surface durchaus flüssig nutzen, aber an manchen Stellen wünscht man sich etwas mehr Power beziehungsweise besser angepasste Programme. Ob Mail-App oder Kalender: Die Sanduhr läuft häufig mit. Das Aufzoomen von Fotos wurde in unserem Test zum Geduldsspiel, denn das Tablet lässt sich viel Zeit für das Rendern der Bilder. Auch das Abspielen von Videos könnte deutlich ruckelfreier sein, wenn es denn überhaupt funktioniert.

Windows 8 soll die Brücke schlagen zwischen herkömmlichen Desktop-PCs und Notebooks auf der einen Seite sowie Tablets und Smartphones auf der anderen. Vor allem die Integration von Cloud-Diensten zeigt in die richtige Richtung. Via Microsoft-Konto werden die Einstellungen zwischen verschiedenen Computern im Hintergrund synchronisiert. Der Skydrive-Dienst von Microsoft ist auch für sämtliche anderen Daten von den Office-Dokumenten bis zu Fotos oder Musik der Dreh- und Angelpunkt. Doch am Surface zeigen sich auch die Grenzen dieses Spagats. Die Apps sind zwar gut auf die Tabletnutzung abgestimmt. Der Internet-Explorer verfügt über eine hinreichend große Adressleiste, zum Eingeben einer Adresse öffnet sich automatisch die Bildschirmtastatur. Doch wechselt man zum Desktop, so verzweifelt man schnell an den kleinteiligen Bedienelementen.

Einige Probleme des Surface dürften sich durch optimierte Apps und besser angepasste Programme mit der Zeit von selbst erledigen. Wer jedoch auf Computern, Notebooks und Tablets die gleichen Windows-Programme und Dokumente verwenden will, sollte auf die angekündigte Surface-Version mit Intel-Chip und Windows 8 Pro warten. Kurt Sagatz

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