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Kingston bietet ihre SSDs auch in Upgrade-Kits an - dann kann man die SSDs in einen Rechner einbauen oder in das beiliegende Gehäuse als externe "Festplatte" verwenden.

© Kingston

Schneller arbeiten: Die schnellsten SSDs im Test

Solid State Discs sind schneller als Festplatten - aber sie kosten auch mehr. Lohnt sich die Investition?

Wer seinen Rechner auf Leistung trimmt, wird ein besonderes Auge auf die „Festplatte“ werfen. Denn wie schnell die Daten von dort zum Prozessor gelangen, um an die Grafikkarte oder „nach außen“ an eine externe Festplatte zu gelangen, entscheidet maßgeblich über die Leistungsfähigkeit des ganzen Systems. Seit der Einführung der „Solid State Disc“ (SSD), die wie die SD-Karte eines Fotoapparates auf Flash-Chips aufbaut, wurde ein Quantensprung vollzogen. Bei konventionellen Festplatten sammelt ein „Lesearm“ die Daten ähnlich wie ein Tonarm von Schallplatten ein, dies allerdings nicht von Vinyl sondern von Magnetscheiben, die sich mit 7500 bis 10.000 Umdrehungen pro Minute drehen. SSDs kommen dagegen ganz ohne mechanische Bauteile aus. Dadurch sind sie stabiler, brauchen weniger Energie und sind zudem lautlos. Doch neue Technik ist teuer: Für eine SSD mit 120 Gigabyte bekommt man gut und gerne drei Festplatten, die dazu noch fast zehn Mal so viele Daten speichern. Doch der Preiskampf ist auch unter SSD-Herstellern ausgebrochen und sie bieten nun SSDs in verschiedenen Preiskategorien an. Wie groß sind die Unterschiede? Und lohnt es sich, zum Teuersten zu greifen? Wir haben das Spitzenmodell von Intel (X-25E. 32 GB: 380 Euro), die OCZ Vertex2 (100 GB: 284 euro) und die günstige Kingston SSDnov V+ (128 GB: 268 Euro) im Praxistest verglichen.

Die windowseigene Leistungsmessung bewertet die OCZ mit 7,3. Das ist durchaus erstaunlich, denn eine Intel X25E, die zumindest nominell (rund 50 Mbit/sec) langsamer schreibt als die neue OCZ erreicht 7,6 – wenn auch auf einem anderen Rechner. Und die Kingston? Sie erzielt einen immer noch guten Wert von 7,0.

Aber was bedeuten diese Zahlen in der Praxis? Zu den Dauerärgernissen von Computern zählt die lange Zeit, die sie zur Herstellung der Arbeitsfähigkeit benötigen, das „Booten“. Dafür benötigt die OCZ rund 45 Sekunden – gemessen vom Knopfdruck bis zum Erscheinen des Desktops auf dem Display. Ein Unterschied zur Kingston ist kaum messbar, sie braucht etwas die gleiche Zeit, bis Windows7 betriebsbereit ist. Dagegen bestätigt das Vergleichssystem mit der Intel X 25-E deren knappen Vorsprung bei der Windows-Leistungsmessung: Sie bringt das System 10 Sekunden schneller auf Touren. Dabei ist die Intel bereits seit knapp zwei Jahren auf dem Markt. Außerdem ist auch noch die Zahl der installierten Programme auf dem Vergleichsrechner erheblich größer: Das Windows7-System ist über 20 Gigabyte groß, OCZ und Kingston dagegen fahren ein frisches Windows7 mit rund 13 Gigabyte mit wenig zusätzlicher Software hoch. Den Unterschied dürfte durch die höhere Leistungsfähigkeit der „single level cel“-Technik bei Intels Spitzenmodell zu erklären sein – die beiden billigeren Wettbewerber arbeiten mit „multi level cel“. Diese lassen sich günstiger herstellen und haben sich auch deshalb am Markt durchgesetzt, trotz der geringeren Leistungsfähigkeit. Dem Vernehmen nach spielt die Slc-Technik nicht einmal mehr in Intels Zukunftsplänen für SSDs der nächsten Generation eine Rolle – bedauerlich eigentlich angesichts des höheren Potenzials.

Die OCZ Vertex2 ist dank des neuen Sandforce-Controllers mit Datenübertragungen von über 200 Mbit/sec eine der schnellsten SSDs auf dem Markt.
Die OCZ Vertex2 ist dank des neuen Sandforce-Controllers mit Datenübertragungen von über 200 Mbit/sec eine der schnellsten SSDs auf dem Markt.

© ocz

Aber vielleicht liegt das auch an dem in der Praxis - gemessen an den höheren Kosten - geringen Leistungsgefälle: Während der Umstieg von einer konventionellen Festplatte auf eine SSD die Zeit vom Starten des Rechners bis zur Arbeitsfähigkeit von Windows nahezu halbiert, verhandelt man hier über Sekunden. Der Flaschenhals scheint hier nicht so sehr in der Hardware zu liegen, als bei Windows selbst: die große Zahl von Treibern, Tools und Progammen, die für den Betrieb erst einmal aktiviert werden müssen. Microsoft hat dieses Problem nun endlich erkannt und arbeitet _ bei der zurzeit laufenden Entwicklung von Windows8 - gezielt an der Verkürzung des Bootvorgang. Für PC-Nutzer ist es seit jeher ein Ärgernis, dass nach dem Drücken des Startknopfs fast noch eine Zigarettenlänge dauert, bis das erste Dokument entfernt ist – zumal Rauchen längst verboten ist.

Übrigens: Die SataIII-Verbindung, die auf unserem Mainboard Asus Rampage III Extreme angebracht ist, bringt keinen Boot-Rekord für Windows. Im Gegenteil, es vergehen einige Sekunden mehr, weil das Bios zunächst die NEC-Schnittstelle aktivieren muss, über die der neue Hochgeschwindigkeits-Verbindung hergestellt wird - ähnlich wie es zum Beispiel beim Einsatz eines Festplatten-Raids der Fall ist. Das dürfte sich durch die Boards der nächsten Generation ändern mit „nativem“ SataIII-Chip, also mit der Direktverbindung zum Intel-Chipsatz.

Noch dürfte auch die Leistungsfähigkeit der SSDs nicht wirklich eine Verbindung über SataIII erforderlich machen. Nominell sendet der SataII-Standard die Daten eh schon mit einer Geschwindigkeit von 286 Mbit/sek durch die Kabel. Das ist mehr als die schnellsten SSDs zurzeit leisten. Kurzum, spannend wäre eine erneute Prüfung der Leistungsfähigkeit von SataIII mit einem „Turbo-Raid“ (raid0), also zwei „zusammen geschalteten“ Vertex2-SSDs. Der Raid würde zumindest theoretisch (fast) die doppelte Geschwindigkeit einer einzelnen SSD leisten, weil die Daten wie bei einem Reißverschluss von beiden SSDs gleichzeitig geladen werden.

So besehen wird jeder, der nicht nur den Nutzen, sondern auch ein wenig den Preis im Blick hat, eher zur Kingston V+ greifen. Der Hersteller bietet ein grundsolides, schnelles Produkt, dessen Preis pro Gigabyte so stark unter dem Wettbewerber OCZ liegt, dass es die kleine Einbuße an Geschwindigkeit vergessen macht.

Wer die Technik noch günstiger haben möchte, kann zu den Modellen der Einsteigerklasse greifen, die bei Kingston V (ohne +) heißen, bei Intel X-25 V und bei OCZ vertex. Diese beruhen in der Regel auf derselben Technik, setzen teilweise aber ältere Controller zur Verwaltung der Daten ein, die nicht die maximale Leistung bringen. Weitestgehend ausgemerzt sind übrigens die Kinderkrankheiten der SSDs: der Leistungsabfall im Laufe der Nutzung. Hier bieten fast alle Hersteller eine Software an, die diesen Fehler der ersten Jahre behebt. Ausgerechnet die Intel X 25 E der ersten Generation wird nicht unterstützt, so dass sie von Zeit zu Zeit aufwendig mit Spezialsoftware gelöscht und zurückgesetzt werden muss. Das ist allenfalls Tempo-Enthusiasten zumutbar.

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