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Telekommunikation: Mobilfunker bringen Instant Messaging

Die Mobilfunk-Anbieter wehren sich gegen den Vorstoß von Internet- Unternehmen in ihr Revier. In Barcelona wird ein gemeinsamer Standard präsentiert, der SMS verdrängen könnte.

Barcelona - Ein Bündnis aus 15 führenden Unternehmen der Branche, darunter T-Mobile und Vodafone, stellte auf der Mobilfunkmesse 3GSM World Congress in Barcelona einen gemeinsamen Standard für Instant Messaging auf dem Handy vor. Damit reagiert die Mobilfunker auf die wachsende Popularität der Sofortnachrichten, wie sie von Skype, Yahoo! oder MSN angeboten werden.

Zugleich bekräftigte T-Mobile den Trend zur schnellen Datenübertragung auf dem Handy und kündigte am Dienstag einen Breitband-Dienst noch im laufenden Quartal an. Als weiteres Zeichen für das Zusammenwachsen verschiedener Netze stellte der deutsche Netzbetreiber O2 eine Paketlösung aus UMTS und DSL-Anschluss an. Der Grundpreis für das Paket werde deutlich niedriger sein als die bislang fällige Kombination aus den Grundgebühren fürs Festnetz und fürs Handy.

Instant Messaging auf dem Handy könnte mit der Zeit die SMS verdrängen. Unklar ist noch, wie abgerechnet wird und welche Kosten damit auf die Nutzer zukommen. Beim Instant Messaging erscheint der Text sofort auf dem Handy des Gesprächspartners. Mit dem gemeinsamen Standard wird auch die Kommunikation zwischen verschiedenen Netzen möglich. Unter den Partnern sind auch Vodafone, die France-Télécom- Tochter Orange und der kundenstärkste Anbieter China Mobile. Alle zusammen haben rund 700 Millionen Kunden. Der Starttermin des neuen Angebots hänge vom jeweiligen Mobilfunkanbieter ab, sagte ein Sprecher des Branchenverbandes GSM Association.

Um mit einem Gesprächspartner in Verbindung treten zu können, muss nur die Handy-Nummer bekannt sein. Dies wäre auch ein Vorteil gegenüber den kostenlosen Anbietern wie Skype oder AIM. Diese Dienste können in der Regel zwar auch auf einem Smartphone installiert werden, der Gesprächspartner muss jedoch über die gleiche Software verfügen.

T-Mobile-Chef Rene Obermann beschwor die Bedeutung der mobilen Breitband-Anschlüsse. «Das Mobilfunknetz wird zunehmend zum bevorzugten Zugang ins Internet», sagte er. Viele Nutzer, die bislang noch keinen schnellen Festnetz-Zugang ins Internet hätten, würden künftig gleich zum Mobilfunk greifen.

Die in Kürze startende UMTS-Erweiterung HSDPA soll Übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu 1,8 Megabit pro Sekunde ermöglichen. Konventionelles UMTS schafft derzeit nur 384 Kilobit pro Sekunde. Bei DSL-Leitungen im Festnetz sind heute auch schon sechs Megabit pro Sekunden gängig. Bis 2008 will T-Mobile die Geschwindigkeit auf 14 Megabit pro Sekunde erhöhen. 2010 soll die Geschwindigkeit bereits bei mehr als 20 Megabit liegen.

Der kleinere T-Mobile-Konkurrent O2 wird seinen HSDPA-Dienst voraussichtlich Ende des Jahres starten, wie Deutschlandchef Rudi Gröger sagte. Für den Zuhause-Tarif Genion solle es von Sommer an eine UMTS-Variante geben. Mit diesem Tarif können Nutzer mit ihrem Handy in einem bestimmten Umkreis um ihre Wohnung deutlich günstiger telefonieren als üblich. Bislang gibt es dieses Angebot nur für konventionelle GSM-Handys. Nach Angaben von O2 nutzen es etwa drei Millionen Kunden. Mit dem Zugriff auf das UMTS-Netz biete O2 nun eine attraktive Alternative für das Surfen im Internet von zu Hause aus, sagte Gröger.

China will unterdessen seinen eigenen Mobilfunkstandard der nächsten Generation voraussichtlich im vierten Quartal dieses Jahres starten. China mit seinen bereits mehr als 400 Millionen Handy- Nutzern geht einen Sonderweg mit dem Standard TD-SCDMA. Allein in den kommenden drei Jahren wollen die Chinesen 50 Millionen Nutzer für ihren Standard gewinnen.

TD-SCDMA unterscheidet sich von den in Europa und Nordamerika gebräuchlichen Standards WCDMA (UMTS) und CDMA2000. Im Vergleich dazu biete TD-SCDMA eine Reihe von Vorteilen, sagte der Generalsekretär des Entwicklungs-Allianz TDIA, Yang Hua. So soll zum Beispiel die Übertragungsgeschwindigkeit von Anfang an bei rund zwei Megabit pro Sekunde liegen. Nicht zuletzt sparen sich die Chinesen hohe Lizenzgebühren an ausländische Hersteller.

Die Technologie sei komplett getestet, sagte Hua. Auch die entsprechenden Endgeräte sollen bis Ende des Jahres zur Verfügung stehen. Im Laufe des nächsten Jahres sei dann außerdem mit Triband- Handys zu rechnen, die sich sowohl ins konventionelle GSM-Netz als auch in UMTS- und TD-SCDMA-Netze einklinken können. Zunächst werde TD-SCDMA nur in China laufen. «Aber ich glaube, wir haben auch Chancen im Ausland.» (tso/dpa)

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