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Benedikt XVI. gilt als konservativ. Aber wie konservativ ist er?

© dpa

Themenabend: Das katholische Regime

Ein Arte-Themenabend versucht dem Vatikan und Papst Benedikt XVI. näher zu kommen. Leider kommt der Themenabend weder der Person Benedikts nahe, noch erklärt er das System Vatikan.

Der Vatikan mit seinen verschlossenen Türen und jahrtausendealten Zeremonien wird gerne als undurchschaubare Machtzentrale dargestellt. Auch der Arte-Themenabend „Elfenbeinturm Vatikan“ aus Anlass des fünfjährigen Pontifikats von Benedikt XVI. kommt nicht ohne dieses Klischee aus. Eigentlich banale Szenen, in denen man Papst Benedikt XVI. mit seinem Sekretär Georg Gänswein durch die vatikanischen Gärten spazieren oder am Schreibtisch sitzen sieht, wirken unterlegt mit geheimnisschwangeren Beats wie das Entrée zu einem Dan-Brown-Krimi. Doch leider kommt der Themenabend weder der Person Benedikts nahe, noch erklärt er das System Vatikan. Das mag daran liegen, dass meistens die üblichen Verdächtigen interviewt wurden: Kirchenkritiker Hans Küng, der Ökumene-Beauftragte und Kurienkardinal Walter Kasper und Vatikan-Journalisten.

Benedikt sei vor fünf Jahren gewählt worden, so die Ausgangsthese, um durch einen Konservatismus-Schub die Krise der katholischen Kirche zu beheben, die darin bestehe, dass sich die Kirchenbänke in Europa leeren. „Das Kapitel des Zweiten Vatikanischen Konzils wird geschlossen“, konstatieren die Filmemacher. Als Beweis gilt ihnen Benedikts Annäherung an die ultrakonservative Pius-Bruderschaft und die ebenso rückwärtsgewandten Legionäre Christi. Doch die Beweisführung bleibt widersprüchlich. Einerseits wird Benedikt überzeugend eine geistige Nähe zu den Piusbrüdern nachgewiesen, andererseits kommt die Dokumentation eine halbe Stunde später zum Ergebnis, dass der Europäer Benedikt mit dem Konservatismus der Legionäre gar nichts anfangen könne.

Widersprüchlich bleibt die Dokumentation auch, was die Gewichtung Europas für Benedikts Pontifikat angeht. Sein wichtigstes Ziel sei es, die „Diktatur des Relativismus“ in den europäischen Gesellschaften zu bekämpfen, heißt es, vor allem in Frankreich. Dabei kommt allerdings der Aspekt der Weltkirche zu kurz. Denn natürlich ist Benedikts Denken europäisch geprägt, aber für die katholische Kirche als Ganze, und die hat Ratzinger als Papst im Auge, spielt Europa keine große Rolle mehr. Die Zukunft entscheidet sich in Afrika, Asien und Lateinamerika. Und dort kommen seine antimodernen, konservativen Thesen vom Verfall der Werte, über die sich viele im Westen wundern, gut an.

„Themenabend: Elfenbeinturm Vatikan“, 20 Uhr 15; „Die Welt des Benedikt XVI.“, 21 Uhr, beides Arte

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