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Thomas Gottschalk hat seine Autobiographie geschrieben

© dpa

Thomas Gottschalk bei Thadeusz: Immerhin kein Frühstücksfernsehen

Thomas Gottschalk zu Gast bei Jörg Thadeusz im RBB. "Wetten, dass..?" Bambi, Kulmbach, Obama, der Papst - über vieles wurde geplaudert, nur ein Thema ausgeklammert.

Er ist der letzte große Fernsehunterhalter einer versinkenden Epoche, in der sich ganze Generationen vor der Flimmerkiste versammelten und steuerte fast ein Vierteljahrhundert lang den einst prächtigsten aller Unterhaltungskreuzer durch den Samstagabend, "Wetten, dass...?". Davon übrig geblieben ist eine mehr oder weniger gelungene XXl-Geburtstagsgala Mitte Mai auf RTL und zuletzt die auf einen Quoten-Tiefpunkt gefallene Show "Back to School" beim selben Sender.

Und jetzt ein Gastspiel bei Thadeusz, beim RBB-Talk am späten Dienstagabend. Er ginge ja nicht ins Frühstücksfernsehen, ins Dritte Programm schon, sagt Thomas Gottschalk gleich zu Anfang und schickte seinen Gastgeber in die Ergebenheitsfalle. Gottschalk erzählte, Gottschalk plauderte, Gottschalk setzte seine Lese-Brille auf, schlug die Beine übereinander, Gottschalk sprach über seine Autobiographie mit 65, "Herzblond". Und Jörg Thadeusz ließ ihn gewähren.

Ein dankbarer Moderator. Thadeusz weiß, er hatte schon unbekanntere Gäste in seinem RBB-Talk. Den Namen dieses Gastes musste er nicht in die Kopfzeile seines Buches schreiben.

Seine besten Jahre

Also hörten wir die alten Geschichten, sahen alte Bilder. Als Teenager im London der Swinging Sixties bewunderte Thomas Gottschalk die Lässigkeit der englischen Radiodiscjockeys und beschloss: Das kann ich auch. Anfang der Siebziger Jahre begann der gebürtiger Kulmbacher seine Laufbahn beim Bayerischen Rundfunk, seine besten Jahre, wie Gottschalk sie bei Thadeusz nennt. Er wurde dann dank seines lockeren Moderationsstils fürs Fernsehen entdeckt. Überraschendes? Seiteneinstiege? Fehlanzeige. Immerhin, der eine oder andere Einspieler bei Thadeusz zeigte, dass auch ein Thomas Gottschalk schon mal um Worte verlegen war.

Andererseits, welcher deutsche Moderator/Showmaster hat einen US-Präsidenten (Obama) getroffen. So jemand kann es sich auch locker leisten, seine drei Bambis in einer Plastiktüte zurück zu geben, weil ihm zeitnah Frauengeschichten in der "Bunten" angedichtet wurden. 

Zu viel Respekt

Das wieder mal zu hören war kurzweilig, durchaus unterhaltsam. Bei "Thadeusz" stellt sich ja immer auch die Frage, wie unverwechselbar, wie profiliert dieses Format in der Schar öffentlich-rechtlicher Talkshows denn überhaupt ist. Da müsste mehr drin sein, hört man dann oft. Zum Beispiel bei anderen Themen nachfragen, als danach, warum der Papst nicht zu "Wetten, dass..?" gekommen ist, und warum die Medienkritiker ihn immer so hart ran genommen haben.

Zur Sache mit dem Gottschalk-Vertrag.

Der Moderator hatte 2011 und 2012 für 144 Moderationen im ARD-Vorabendprogramm vom WDR ein Honorar von 4,6 Millionen Euro zugestanden bekommen. Tatsächlich moderiert hat er nur 70 Sendungen, „Gottschalk live“ wurde nach knapp fünf Monaten abgebrochen. Dem WDR wurde vorgeworfen, trotz des vorzeitigen Aus für die Gottschalk-Show noch über zwei Millionen Euro an Honoraren an den Moderator gezahlt zu haben.

Die Verträge mit dem Star wurden von vielen Seiten heftig kritisiert. Der WDR mit Spendierhosen, Gottschalk ein Abzocker? Man hätte jetzt mal gerne gewusst, was Gottschalk von der Sache hält, ob er überhaupt noch mal öffentlich-rechtlich arbeiten würde. Bei Thadeusz kam das in 30 Minuten nicht zur Sprache. Da war beim Gastgeber sehr viel Respekt im Spiel.

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