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Medien: Tierärztin, Prinzessin, Agentin

Nun sind die Mädchen dran. Auf der Frankfurter Buchmesse werden die besten Kindertitel prämiert

Welche Rolle wolltest du schon immer spielen, und welcher Beruf sagt dir am meisten zu? Möchtest du eine Hexe sein oder eine Prinzessin, oder willst du lieber Tierärztin oder gar Geheimagentin werden? So lauten die Fragen, die immer mehr Kindersoftware-Hersteller ihren jungen Kunden stellen und damit zeigen, dass ein gutes Computerspiel längst nicht mehr allein Jungs gefallen muss. Das meinten sogar die Jungen der Kinderjury des Kindersoftwarepreises Tommi (siehe Kasten), der heute in Frankfurt auf der Buchmesse vergeben wird. Wir sagen Ihnen, welche Titel auf den Favoritenlisten der Fachjuroren und der Kinder ganz oben gestanden haben.

ENGLISCH MIT HEXE HUCKLA

Bis zum Hexenzertifikat und Besenführerschein müssen viele Aufgaben bewältigt werden, doch dies gelingt den Mitspielern von Hexe Huckla bei diesem Englisch-Lernspiel von Langenscheidt ganz spielerisch. Die kleine Hexe Huckla erhält von ihrer englischen Freundin eine Hex-Mail. Es handelt sich um eine Einladung nach Witchbury, zum Witch-Contest – zum Hexenwettbewerb also. Insgesamt zwölf Aufgaben erwarten die Spieler aus dem Vor- und Grundschulbereich dort, die teils in Deutsch, teils in Englisch zu lösen sind. „Would you like to see the latest witch fashion“, heißt es in einem der kleinen Vokabellernspiele, in dem eine sehr anspruchsvolle Vogelscheuche (scarecrow) mit den richtigen Stiefeln (boots), Hosen (trousers) und Handschuhen (gloves) angekleidet wird. Lesen müssen die jungen Spieler nicht können, alles funktioniert über die Sprache. Und wenn’s einmal zu kompliziert wird, hilft entweder Roland, der magische Rabe, oder die Eltern suchen Rat im integrierten Langenscheidt-Wörterbuch. Das Lernspiel läuft auf Windows-Rechnern. Auch ältere Pentium-II-Systeme werden unterstützt. Die Software kostet rund 30 Euro. „Die Tommi-Jury meinte: warmherzige Gestaltung, originelle Geschichte und ein absolut gelungenes didaktisches Konzept.“

GEHEIMAKTE TUNGUSKA

Eine Atombombe kann es nicht gewesen sein. Als im Jahre 1908 eine gewaltige Explosion die Tunguska-Region in der sibirischen Taiga erschüttert, weiß die Menschheit noch nichts von der Spaltung der Atomkerne. Doch was hat die Explosion dann ausgelöst, die die Stärke von 2000 Hiroshima-Bomben erreichte? Für Nina Kalenkow ist diese Frage fast 100 Jahre später von entscheidender Bedeutung, als sie sich auf die Suche nach ihrem entführten Vater macht, einem Wissenschaftler, der von geheimnisvollen Gestalten in schwarzen Roben entführt wurde. Von nun an nimmt das Abenteuer dieses klassischen Point- und Klick- Spiels (man muss Hinweise in den detailreichen Bildern des Spiels finden, um die Rätsel zu entschlüsseln) seinen Lauf. Die Jury meint: „Ein Spiel, das Eltern auch gemeinsam mit ihren Kindern spielen können, ohne dass sich einer von beiden langweilt.“ Für Standard-Windows-PCs mit XP oder Windows 2000, rund 40 Euro, sinnvoll ab neun Jahren.

LEGO STAR WARS II

„Es war einmal vor langer Zeit in einer weit entfernten Galaxis“. Wie im Film so beginnt auch im Computerspiel „Lego Star Wars II“ alles mit diesem magischen Satz und den bekannten Fanfaren. Mit einem gewaltigem Unterschied. An die Stelle der bekannten Filmhelden sind kleine Lego-Figuren getreten, die der junge Spieler (freigegeben ab sechs Jahren, sinnvoll spielbar allerdings zumeist eher ab neun Jahren) durch die klassische Trilogie von George Lucas steuern muss – also die ersten drei Filme der Star-Wars-Saga. Doch das ist nicht die einzige Lego-Besonderheiten: An vielen Stellen ist weniger der Kämpfer und mehr der Konstrukteur gefragt, um zum jeweiligen Levelende zu gelangen. Dabei ist es durchaus hilfreich, die Handlung der drei Filme zu kennen. Dann macht es richtig Spaß, das Weltraum-Märchen nachzuspielen. Was allerdings nur gelingt, wenn der Rechner (nur Windows XP, 2000 oder das neue Vista) hinreichend schnell ist und die Grafikkarte die auf der Verpackung angegebenen 3-D-Funktionen erfüllt (unbedingt beachten). Sollte es bei der Installation Probleme geben, muss der Lego Star Wars Installer Patch (genau so bei Google eingeben) installiert werden. Das Urteil der Tommi-Jury: „Überzeugende Fortsetzung des Tommi-Gewinners 2005“. Preis: rund 30 Euro.

MAX FÄHRT BUS, BAHN UND SCHIFF

Max ist eine niedliche Mischung aus Schwein und Hund. Die Zeichenfigur aus dem Verlag Tivola hat schon so manches Abenteuer für die kleinsten Computerspieler erlebt. Dieses Mal braucht der Leuchtturmwärter Benni Blinker die Hilfe von Freund Max. Die Glühbirne seines Leuchtturms ist defekt, und Benni ist zu krank, um eine neue „Klippenlicht- 2000“-Birne zu besorgen. Also macht sich Max auf den Weg, mit Bus, Bahn und Schiff, um Benni die neue Glühbirne zu bringen, zusammen mit einer Zeitung, etwas Obst und einem Strauß Blumen – zur besseren Genesung. Genau zehn Hundetaler bekommt Max mit auf den Weg, da heißt es rechnen und haushalten. Wer sein Geld für Kaugummi oder die falschen Hundeheftchen ausgibt, kann Benni nicht die benötigten Dinge bringen. Auch dieses Abenteuer von Max fällt durch liebevoll gezeichnete Bilder und Figuren aus der Masse der Kindertitel auf. Angenehm auch: Wildes Herumgeklicke hilft nicht weiter, gefragt sind Beharrlichkeit und Geduld. Das Spiel läuft sowohl auf Windows- als auch auf Mac-Computern und ist geeignet für Spieler ab vier Jahren. „Ein sehr abwechslungsreiches und herausforderndes Programm, das Aufmerksamkeit und Gedächtnis verlangt“, urteilte die Jury. Der Preis: rund 20 Euro.

MEINE TIERKLINIK

Sarah May teilt sich ihren Berufswunsch mit zahllosen anderen Mädchen. Sie will Tierärztin sein. Im PC-Spiel „Meine Tierklinik“ hat sie es bis zu ihrer ersten, noch kleinen Tierklinik gebracht. Der alte verfallene Hof wurde instand gesetzt, Futter und Fachlexika wurden eingekauft, ein Gehege für kranke Kaninchen ist auch vorhanden, nun müssen also nur noch die Patienten kommen. Mit Lupe, Tupfer und Spritze werden diese untersucht und bleiben meist zur ausführlichen Behandlung im Klinikgehege, das darum auch mehrfach ausgebaut werden muss. Futter einkaufen, Gehege säubern, dabei dürfen die Bedürfnisse der Tierärztin nach Essen und Schlaf nicht vergessen werden. Und Sarah May hat noch einiges vor, die Kaninchen sind erst der Anfang. Denn was ist eine Tierärztin, die nicht auch Ponys und Pferde behandelt? Bevor sie allerdings so weit ist, muss sie noch reichlich Bücher über andere Tierarten lesen, neue Gehege bauen, die richtigen medizinischen Instrumente einkaufen und natürlich das dafür nötige Geld einnehmen. In dieser Wirtschaftssimulation für Kinder wird dem Spieler oder der Spielerin sicherlich nicht so schnell langweilig. „Meine Tierklinik“ ist geeignet für Kinder ab sieben Jahren, der Windows-PC sollte mindestens 800 Megahertz schnell sein und eine 3-D-Grafikkarte enthalten. „Informativ, spannend, unterhaltend und sehr vielseitig. Nicht nur für Mädchen“, urteilte die Jury. Das Spiel kostet rund 25 Euro.

CIVCITY ROM

Rom wurde nicht an einem Tag erbaut, und auch dieses Spiel ist glücklicherweise nicht nach einem Tag zu Ende gespielt. Dafür sind die Aufgaben in der Städtebausimulation auch zu aufwendig. Es geht um nichts weniger, als das Römische Imperium mit seinen großartigen Städten und der Hauptstadt Rom neu zu errichten. Der Spieler (ab zwölf Jahren) baut, pflegt und regiert eine der historischen Metropolen und führt das Römische Reich von seinen Ursprüngen bis zur Blütezeit und erfährt nebenbei, wie eine Gladiatorenarena zu funktionieren hatte. Das Tommi-Urteil: „Unterhaltsamer kann Geschichte nicht sein. Eine waschechte Wirtschaftssimulation, die es in sich hat.“ Benötigt wird ein Mittelklasse-PC mit Windows 2000 oder XP, das Spiel kostet rund 40 Euro.

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