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Zehn Jahre später in der der "Neue Welt": Was Merkels Ex wohl zu sagen hat?

© Repro: Tsp

Topf voll Gold: Jetzt spricht Merkels Ex

Die "Neue Welt" trifft den Ex-Mann von Angela Merkel zu einem Imbissgespräch. Weit gefehlt: Das Interview ist mehr als zehn Jahre alt - und stammt auch aus einer ganz anderen Quelle.

Die Wörterbuch-Experten bei Langenscheidt kamen irgendwann mal auf die Idee, dass sie ja auch witzig sein könnten. Nicht immer nur die deutsche Sprache in die italienische übersetzen oder die wichtigsten Businessbegriffe für Spanischsprecher zusammentragen. Wie wär‘s mal mit der „schnellen Hilfe für den ratlosen Mann“ („Frau – Deutsch, Deutsch – Frau“) von Mario Barth oder der Gegenrichtung: „Männerverstehen leicht gemacht“ mit „Mann – Deutsch, Deutsch – Mann“? Höhö, hihi.

Und so hat Langenscheidt neben den Frauen und den Männern inzwischen schon Hunde, Katzen, Nachbarn, Politiker, Ärzte, Lehrer, Chefs, Banken, Diäten und Sex ins Deutsche übersetzt. Ein „XY – Deutsch, Deutsch – XY“ fehlt in der Reihe allerdings. Drum lautet mein Vorschlag an dieser Stelle: „Regenbogenredakteur – Deutsch, Deutsch – Regenbogenredakteur“, das Wörterbuch für Sprachverdreher.

Denn wenn die „Neue Welt“ titelt: „Angela Merkel – Jetzt spricht ihr Ex-Mann“, dann meinen ihre Brühwurst-Journalisten tatsächlich: Ulrich Merkel, der frühere Ehemann der Bundeskanzlerin, hat vor zehneinhalb Jahren in einem „Focus“-Interview mal etwas über seine Ex-Frau gesagt, und jetzt haben die von der „Neuen Welt“ ihn dabei erwischt, wie er in einem Imbiss genüsslich eine Wurst futtert. Oder im Regenbogen-Schmonzetten-Stil: „Kaum zu glauben, doch der Mann, der hier auf die Schnelle eine Bockwurst verdrückt, stand der Kanzlerin einmal ganz nah. Der grauhaarige Unbekannte in der Dresdner Würstchenbude war Angela Merkels (60) erste große Liebe!“

„Jetzt“ heißt in der Regenbogenwelt also 2004. Aber wie nur kommt die „Neue Welt“ darauf, dass Ulrich Merkel „jetzt spricht“? Und mit wem? Mit der Wurst? Vielleicht lag auf dem Stehtisch im Dresdner Imbiss ja auch ein kleines gelbes Büchlein. Titel: „Bockwurst – Deutsch, Deutsch – Bockwurst“.

Moritz Tschermak

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