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Tour im TV: Das habt ihr nun davon

Von Linus Gerdemann und sportliche Schlagzeilen bei der Tour de France.

Ein großartiger Tag! Linus Gerdemann! Ein deutscher Etappensieg! Und nicht nur das: ein Deutscher in Gelb! Nein, nicht Jan Ullrich, Linus Gerdemann! ZDF-Moderator Peter Leissl entfuhr am Samstag kurz nach 17 Uhr lang Aufgestautes: „Endlich wieder sportliche Schlagzeilen bei der Tour de France.“ Nicht, dass die Doping-Diskussion nun in den Hintergrund geriete. Nein, aber ein bisschen müsse man sich schon freuen dürfen, nach dieser ersten Tour-Woche. Worüber wurde nicht alles berichtet. Schlechte Zuschauerquoten, peinliche Pressekonferenzen, bei dem dieses ostentative Wir-superkritischenJournalisten-stehen-auf-und-verlassenden-Raum-Getue genauso lächerlich ist wie das Schweigen der Fahrer bei Doping-Fragen; dazu offenbar körperlich geschwächte, weil weniger gedopte Fahrer, die mit Bummeletappen die Programme der übertragenden Sender diese Woche durcheinandergeschüttelt haben. Als wollten die Fahrer sagen: Seht her, das habt ihr davon…

Und nun: Linus Gerdemann, ein neuer deutscher Held? Eine „Sternstunde des Sports“, wie „Höllentour“-Regisseur Pepe Danquart im ZDF-Interview trotzig festhielt? Vielleicht, vielleicht, beruhigte Reporter Michael Pfeffer Sekunden nach dem Stoßseufzer des Kollegen Leissl. Man wisse, wie gut beim T-Mobile-Team mittlerweile kontrolliert werde, aber ein spontaner Zweifel bleibe immer. Auch bei ZDF-Chef Brender und ARD-Programmdirektor Struve, deren Eierei um eine möglichst kritische Tour-Berichterstattung am Samstag im Zeitungsinterview weiterging. Sollte sich im Radsport auf Dauer systematisch nichts ändern, fordern sie einen allgemeinen Medienboykott als letztes Mittel. Wohlan, bis dahin wird an dieser Stelle fleißig weitergeketzert. Markus Ehrenberg

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