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Medien: Tsunami oder Tatort?

ARD und ZDF reagierten spät auf das neue Beben

Erst klang es dramatisch: Die Erde bebte und erreichte 8,7 auf der Richterskala. Wäre es nicht erneut vor der Küste Indonesiens gewesen, vielleicht hätte das Seebeben das Ostermontagsprogramm von BBC und CNN nicht durchkreuzt. Die Tsunami-Warnungen erinnerten aber unweigerlich an die Katastrophe im Dezember und veranlassten die Sender, am Abend auf Breaking News umzuschalten.

Derweil blieben die deutschen Fernsehzuschauer über die Panik an den Küsten Indonesiens weitgehend im Unklaren. Das ZDF schob in der „heute“-Sendung um 19 Uhr eine kurze Agenturmeldung ein, und auch das Erste hielt sich mit Informationen in der „Tagesschau“ um 20 Uhr zurück: „Wir haben uns das überlegt, wir hatten zu dem Zeitpunkt aber keine Klarheit über das Ausmaß des Bebens und wollten keine Panik auslösen“, sagte Bernhard Möllmann von der ARD-Programmdirektion. Dem stimmte Claus-Peter Siegloch vom ZDF zu: „Bei einer Bestätigung über eine dramatische Gefahr hätten wir unser laufendes Programm unterbrochen.“ Von einem nicht eingehaltenen Informationsauftrag der Öffentlich-Rechtlichen will auch Jo Groebel, Chef des Europäischen Medieninstituts, nicht sprechen: „Ohne Belege ist die Zurückhaltung gerechtfertigt. Wenn zu oft die Angst geschürt wird, kann man die echte nicht mehr von der vermeintlichen Katastrophe unterscheiden.“ Zudem hatte das Geoforschungsinstitut Potsdam früh Entwarnung signalisiert – weshalb auch der Nachrichtensender N24 das Thema nicht überstrapazieren wollte. Jedoch befürchet Groebel, dass das Fernsehen den Ereignissen an Ostern im Ernstfall ebenso hinterhergehinkt wäre wie an Weihnachten. So waren weder ARD noch ZDF bis 20 Uhr mit ausreichend Bildmaterial versorgt.

Nur n-tv widmete sich eingehend dem Beben und mancher Mitarbeiter wurde aus dem Osterausflug in die Redaktion zitiert. Allerdings mit Startvorteil: n-tv hat als CNN-Tochter jederzeit Zugriff auf Bilder des Muttersenders.

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