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Fernseher

© dpa

TV: Deutsche, wollt Ihr ewig glotzen?

Die Fernsehnutzung sinkt 2008 minimal um zwei Minuten auf drei Stunden und 25 Minuten täglich. Wachstumsraten sind in der Zukunft nicht mehr zu erwarten. Das Allzeithoch während der WM 2006 in Deutschland wird wahrscheinlich nie wieder erreicht werden können.

Die Fernsehanalysten waren sich in ihrer Prognose für das Jahr 2008 sehr einig gewesen. Die Nutzung dieses elektronischen Mediums wird nach dem „Einbruch“ 2007 in diesem Jahr weiter sinken. 2007 war nach Jahren steter Steigerung – von täglich 167 Minuten (1994) auf sagenhafte 212 Minuten (2006) – der Wert auf 207 Minuten zurückgegangen. Die Durchschnittsmarke erfasst alle Bundesbürger ab drei Jahren. Als wesentlicher Grund für den Rückgang der Fernsehnutzung wurde das Wachstum bei der Onlinenutzung angegeben, insbesondere bei der jüngeren Zielgruppe.

Die Zahlen für 2008 – Stand 30. November – sprechen allerdings eine andere Sprache. Nach den Angaben der ARD-Medienforschung wird die Zeit, die jeder Bürger mit deutscher oder EU-Staatsbürgerschaft mit dem Fernsehen verbringt, in diesem Jahr bei 205 Minuten, also bei drei Stunden und 25 Minuten liegen, das ist im Vergleich zum Jahr 2007 ein Unterschied von zwei Minuten. Der leichte Rückgang verteile sich übrigens auf Ost und West gleichermaßen, sagt Medienforscher Stefan Geese.

Für alle, die Fernsehen machen und ans große Publikum bringen wollen, muss es eine beruhigende Tatsache sein, dass just die Generation, von der der massenhafte Wechsel in die Online-Welt angenommen wird, damit nicht identifiziert werden kann.

Bei den Personen zwischen 14 und 49 Jahren lässt sich in Sachen Fernsehnutzung kein Rückgang ausmachen: Was 177 Minuten täglich in 2007 waren, sind auch 2008 wieder 177 Minuten täglich. Das wird insbesondere die Privatsender freuen, die der Werbeeinnahmen wegen sehr stark auf jüngere Zuschauer angewiesen sind. Sender wie RTL oder ProSieben können mit „Superstars“, „Supertalenten“, „Popstars“, „Germany’s Next Topmodel“ oder „Schlag den Raab“ junges Publikum so sehr binden, dass der Abgang ins Internet ausfällt.

Klar aber ist auch, dass die Generationen 50plus massiv „glotzen“ muss, wenn über alle Zuschauer hinweg der Durchschnittswert von 205 Minuten erreicht werden soll.

205 Minuten, ein unterschätzter Wert? Momentan wird im AGF/GfK-Panel die Fernsehnutzung, die mittels sogenannter Festplattenrekorder zeitversetzt erfolgt, noch nicht erfasst (das ist erst an Mitte 2009 geplant). Es könne aber, sagt Medienforscher Geese, davon ausgegangen werden, dass sich diese Geräte wachsender Verbreitung erfreuten. Heißt: Gegenüber dem Vorjahr wird ein gewisser Teil des TV-Konsums nicht abgebildet. Optimisten in den Sendern gehen gar davon aus, dieser „blinde Fleck“ könnte den Rückgang um die zwei Minuten ausgleichen.

Was aber ein für allemal feststeht: Das Medium Fernsehen wird seinen Einschaltrekord von 212 Minuten aus dem Jahre 2006 nicht wieder übertreffen können. Stagnation in der Reichweite ist der größte Erfolg, den das Fernsehen bei seinen potenziellen Nutzern, das sind beinahe 75 Prozent der Bevölkerung, täglich erzielen kann. Neue Rekorde sind wohl nur möglich, wenn Fußball-Europameisterschaft und Fußball-Weltmeisterschaft zusammen in einem Jahr stattfinden. Also nie.

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