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Frohe Tage? Wer dem halluzinierenden Teddy Daniels (Leonardo DiCaprio) in „Shutter Island“ dabei zuschaut, wie er zwischen psychisch gestörten Verbrechern ermittelt, braucht starke Nerven. ARD, 2. Weihnachtstag, 23 Uhr 25.Foto: ARD

© ARD Degeto/Paramount

TV-Guide zu Weihnachten: Festtagsflimmern auf allen Kanälen

Altbewährte Klassiker und schräge Ausreißer – das Fernsehen will an Weihnachten für jeden Geschmack etwas bieten.

Fernsehen an den Feiertagen: In manchen Familien unverzichtbar, ist es in anderen verpönt. Unberührt von dieser Grundsatzfrage fahren die Sender ein abwechslungsreiches Programm auf. Für jeden soll schließlich etwas dabei sein: für die Familie, die es sich gemeinsam auf der Couch gemütlich macht und im Lametta ertrinkt, ebenso wie für den Festtagsgriesgram, dem die Besinnlichkeit und das Schenken seit Jahren auf die Nerven gehen. Damit niemand seine Highlights verpasst, haben wir einige Tipps zusammengestellt.

ALLE JAHRE WIEDER

Man könnte behaupten, dass es sich die ARD leicht gemacht hätte. Aber da kaum ein anderer Tag so von Traditionen geprägt ist wie der 24. Dezember, dürfen einige Sendungen einfach nicht fehlen. Wie jedes Jahr darf also „Der kleine Lord“ seinen Großvater kennenlernen (ARD, Heiligabend, 9 Uhr 40). In der deutsch-italienischen Fassung von 1994 ist der allerdings kein Adliger, sondern ein bayerischer Brauereibesitzer (gespielt von Mario Adorf). Ist ja fast dasselbe. Sein Enkel heißt außerdem Carl, statt wie im Original Lord Fauntleroy. Oder war es Lord Hesketh-Fortescue? Sicher weiß das Loriot, auf den ist Verlass: „Weihnachten bei den Hoppenstedts“ geht immer – und zwar schief (ARD, Heiligabend, 22 Uhr 40). Alternativ kann auch eine Sendung in Schleife geschaut werden, anstatt Schleifen an die Geschenke zu binden – „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ sei Dank. Insgesamt elf Mal (!) läuft der Märchenfilm an den Feiertagen, unter anderem an Heiligabend um 11 Uhr 10 im Ersten. Eine längere Halbwertszeit als seine Protagonisten hat im 18. Jahr das ZDF-Format „Weihnachten mit dem Bundespräsidenten“ (Heiligabend, 17 Uhr). Diesmal schlendert Joachim Gauck über den Wismarer Weihnachtsmarkt.

FERNSEHEN ALS DVD-ERSATZ

Wenn der Weihnachtsmann nicht die richtigen Filme und Serien im Schuber mitbringt, kann das Fernsehen mit einigen Free-TV-Premieren Abhilfe schaffen. So zeigt das ZDF seit Sonntag „Downton Abbey“ (Fortsetzung am 1. Weihnachtstag, 16 Uhr 35 und am 2. Weihnachtstag, 17 Uhr 10). Das Kostümdrama hält den offiziellen Weltrekord für die meisten positiven Kritiken und wurde zur erfolgreichsten englischen Serie im Ausland seit 30 Jahren. Der Siebenteiler ist allein wegen der fantastischen Maggie Smith die Zeit wert.

Ein Siebenteiler ist eigentlich auch die Harry-Potter-Saga, aber um die Fans etwas länger bei der Stange zu halten und ihnen nebenbei das Geld für den Kinobesuch abzunehmen, wurde das letzte Buch auf zwei Filme aufgeteilt. Im ersten Teil von „Die Heiligtümer des Todes“, den RTL am 1. Weihnachtstag um 20 Uhr 15 zeigt, laufen Harry und Freunde also vor allem ziellos durch die Wälder.

Wem zum Fescht das Lachen nischt vergeht, der ischt mit der französchisen Dialektkomödie „Willkommen bei den Sch’tis“ (Einsfestival, Heiligabend, 21 Uhr 40) schuper bedient. Oder er starrt auf die schräge Kriegssatire „Männer, die auf Ziegen starren“ (ARD, 2. Weihnachtstag, 23 Uhr 25). Einen sehr romantischen Bond-Bösewicht zeigt Sat 1 in „Eat, Pray, Love“ am 2. Weihnachtstag um 20 Uhr 15. Javier Bardem schmeißt sich darin mal nicht an Daniel Craig ran, sondern an Julia Roberts. Der Film wurde unter anderem in Italien, Indien und Indonesien gedreht.

Ihr Kinderlein schauet: familienfreundliches Programm.

Natürlich weiße Weihnachten feiert Scrat im „Ice Age“ (RTL, 24.12., 19 Uhr 55).
Natürlich weiße Weihnachten feiert Scrat im „Ice Age“ (RTL, 24.12., 19 Uhr 55).

© RTL

ZETER UND MORDIO

Die Feiertage sind ruhig, friedlich und besinnlich? Nicht immer im Fernsehen. „Die Leute sehen ab Heiligabend am liebsten nur noch Krimis und Actionfilme“, sagte ein Sprecher des Hessischen Rundfunks. Tatsächlich kommt selbst die ARD nicht ohne Filmblut aus. Bemerkenswert, dass am 2. Weihnachtstag um 20 Uhr 15 sogar ein neuer „Tatort“ aus Frankfurt gesendet wird. „Im Namen des Vaters“ ist der Weihnachtszeit voraus: Am Neujahrsmorgen finden die Kommissare Conny Mey (Nina Kunzendorf) und Frank Steier (Joachim Król) am Rande eines Schulhofs eine Leiche. Es folgen ein Priester mit Alkoholproblemen und Steiers Entzugserscheinungen. Was die Kirche wohl dazu sagen wird?

Da ist es fast schon überraschend, dass die Zuschauer dieses Jahr ohne „Stirb langsam“ auskommen müssen. Immerhin schickt der Regisseur von „Stirb langsam 2“, Renny Harlin, seine damalige Frau Geena Davis auf einen blutigen Rachezug: „Tödliche Weihnachten“ läuft an Heiligabend um 22 Uhr in RTL und scheint gleichzeitig einigen Programmdirektoren als Motto gedient zu haben.

IHR KINDERLEIN SCHAUET

Alle Eltern, die an Heiligabend wieder einmal viel zu früh geweckt werden, können ihre Kleinen schon am Morgen vor den Fernseher setzen. Zu sehen gibt es dann zur Einstimmung etwa „Weihnachten mit Ernie und Bert“ (Kika, Heiligabend, 8 Uhr) und den DDR-Märchenklassiker „Die Geschichte vom kleinen Muck“ (WDR, Heiligabend, 13 Uhr 10).

Lustig, aber gar nicht weihnachtlich ist die Animationskomödie „Madagascar 2“ (ARD, Heiligabend, 12 Uhr 40). Vielleicht ist das auch besser so, wird die Ungeduld auf die Bescherung doch nur noch größer, wenn im Fernsehen schon andauernd Geschenke verteilt werden – etwa bei der – zum Glück – unvermeidlichen „Pippi Langstrumpf“ und ihren Freunden Annika und Tommy (ZDF, Heiligabend, 12 Uhr 35). Kindertauglich ist auch das Heiligabendprogramm von Sat 1: Knirps Kevin ist erst „Allein zu Haus“ (20 Uhr 15) und dann auch noch „Allein in New York“. Die jüngeren Zuschauer könnten sich allerdings fragen, warum sie still vor dem Fernseher sitzen sollen, während Kevin ein abenteuerliches Weihnachtsprogramm erlebt.

Und natürlich Blockbuster für die Großen.

Feuerwerke gibt es in „Transformers“ schon am 25.12. (Pro 7, 20 Uhr 15).
Feuerwerke gibt es in „Transformers“ schon am 25.12. (Pro 7, 20 Uhr 15).

©  Promo

GEBURTSTAG FEIERN MIT DEM PAPST

Wer den Weg in die Kirche nicht gehen möchte oder kann, dem bietet die ARD die „Evangelische Christvesper“ an (Heiligabend, 16 Uhr 15). Auch der traditionelle „Urbi et Orbi“-Segen des Papsts ist für das TV seit Jahren ein Event, live aus dem Vatikan (u. a. ZDF, 1. Weihnachtstag, 12 Uhr). Natürlich soll auch das „Geburtstagskind“ nicht ganz in Vergessenheit geraten – damit das nicht passiert, zeigt Phoenix den Dreiteiler „Wer war Jesus?“ (Heiligabend, 13 Uhr 45). In eine ähnliche Richtung geht das ZDF, das mit seinem Titel aber eher Assoziationen mit „Galileo Mystery“ provoziert: „Das Geheimnis der Geburt Jesu – der Faktencheck“ (1. Weihnachtstag, 19 Uhr 30). Besonders eifrige Zuschauer können beim Wissenstest beweisen, dass sie öfter als nur an Heiligabend in die Kirche gehen: Der Hessische Rundfunk veranstaltet „Das große Bibelquiz“ (1. Weihnachtstag, 23 Uhr 15). Klingt ziemlich frömmlerisch, mit Filmen über die Situation von Juden und Muslimen in Deutschland spricht Einsfestival am 25. Dezember ab 16 Uhr aber auch ein Plädoyer für weltoffenes Fernsehen.

ALIENS UND JOHNNY DEPP

Wenn es schon das Christkind und den Weihnachtsmann gibt, warum dann nicht auch Aliens? So oder ähnlich muss der Gedankengang lauten, der die Verantwortlichen von Phoenix dazu führte, an Heiligabend die Sendung „Die Außerirdischen – Mythos und Wahrheit“ zu zeigen (8 Uhr 15). Einen ähnlich weiten Weg geht Arte mit dem Konzept, zwischen den Jahren acht der immer grell-morbiden Filme des extravaganten Regisseurs Tim Burton zu senden. Den Anfang macht die Tragikomödie „Ed Wood“ (2. Weihnachtstag, 21 Uhr 45) – natürlich mit Burtons Spezi Johnny Depp, der auch in drei weiteren Filmen der Reihe die Hauptrolle spielt.

DER REST ZUM FEST

Pro 7 setzt an Heiligabend voll auf bewährte Serien wie „Die Simpsons“ ab 18 Uhr 25. Nerds dürfen sich besonders freuen: Ab 20 Uhr 15 laufen ganze 16 Folgen „Big Bang Theory“ am Stück. Fans von Fußballmeister Borussia Dortmund haben dagegen im Zweikampf mit Bayern München derzeit nur wenig zu lachen. Beim Blick in das Programm von ZDFneo werden sie aber schmunzeln. An Heiligabend läuft dort um 13 Uhr 35 „Robben – die Siegertypen“ – ein Titel, der im Sportjahr 2012 eine ganz neue Bedeutung bekommen hat. Wer noch eine Rechnung mit den Nachbarn offen hat, kann ihnen die „stille Nacht“ mit den „Ärzten“ vermiesen. ZDFkultur geht mit der Aufnahme des Festivals in Hurricane in die Vollen (Heiligabend, 20 Uhr 15). Das Hauptprogramm des ZDF zeigt im „Album 2012“ die Bilder des Jahres (2. Weihnachtstag, 19 Uhr 15).

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