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TV-Komödie: Lady Gaga mit High Heels

In der RTL-Agentenparodie „Undercover Love“ geht Martina Hill als Spionin auf die Jagd.

Angela Merkel steht, an den Händen gefesselt und mit einem Sack über dem Kopf, vor einem Erschießungskommando in der Wüste und erwartet den Tod. Neben ihr drei Agenten des „Sonderkommandos Deutschland“, die es leider nicht geschafft haben, die Kanzlerin aus den Händen islamistischer Terroristen zu befreien. Merkel bedankt sich bei den Agenten für ihren Einsatz und nimmt es ansonsten gelassen: Ihre Umfragewerte seien ja ohnehin nicht mehr besonders gut gewesen, sagt sie und kichert. Doch da geht der Wahnsinn erst richtig los in der RTL-Agentenparodie „Undercover Love“, in dem der preisgekrönte Serienautor Bora Dagtekin („Türkisch für Anfänger“, „Doctor’s Diary“) nach Herzenslust übertreiben darf. Und Dagtekin lässt sich nicht lumpen und bastelt aus Nazi-Ufos, die unter dem Berliner Olympiastadion parken, und dem Dreikampf zwischen der sexy Agentin Kathrin (Martina Hill), ihrem braven Kollegen Johannes (Henning Baum) und dessen ahnungsloser Ehefrau Susanne (Anja Kling) eine völlig durchgeknallte Story zusammen. Wer in dem von Franziska Meyer-Price (Regie) inszenierten Film etwas anderes als Spaß sucht, hat schon verloren.

Die Privatsender bevorzugen in ihren „TV Movies“ romantische Komödien, historische Eventfilme und natürlich Krimis. Hier gibt es eine Mixtur aus allem, und so gesehen parodiert sich RTL gleich selbst. Und natürlich die halbe Filmgeschichte, denn Bora Dagtekin zitiert, was das Zeug hält: Bereits die Grundidee von dem Agenten, der seiner Frau den eigenen Beruf verheimlicht, stammt aus „True Lies“ mit Arnold Schwarzenegger und Jamie Lee Curtis. Kathrin beschreitet mit einem „hasta la vista“ auf den Lippen den Weg zur Weltherrschaft und Johannes hat in der Garage einen Wagen stehen, der James Bond alle Ehre machen würde. Zumal es sich um einen BMW handelt. Gegen Ende schleicht noch mit dem Berliner Kurt Krömer ein ARD-Komiker durch die Versorgungsschächte des Olympiastadions, bringt es bei RTL aber nicht weit. Für das große Finale hat sich Autor Dagtekin eine lustige Ufo-Verfolgungsjagd durch Berlin ausgedacht. Die Agentenzentrale ist ausgeschaltet, doch auch eine naive Hausfrau, die sonst mit ihrer Ente jeden Mülleimer streift, kann die Welt retten, sofern sie nur eifersüchtig genug auf ihre Widersacherin ist. Nun ja.

Man könnte, wenn man wollte, einen spießigen Unterton in dem abstrusen Spaß entdecken. Die böse Kathrin befehligt einen Damentrupp in knallbuntem Leder, der aus irgendeinem Grund als „faschistische Emanzen“ bezeichnet wird. Aber nur, wer nicht alle Untertassen im Schrank hat, bemüht bei einem solchen Film die Political Correctness. Hier muss alles derart kräftig überzeichnet werden, dass es bisweilen schmerzt. Da fliegt schon mal ein Bohne ins Nasenloch des Gegenüber. Gut, das gehört zum Slapstickgeschäft. Doch auch die Dialoge, sonst eine Stärke von Dagtekin, beschränken sich eher auf eine niedrige Flughöhe. Auf die Dauer nervt selbst eine Martina Hill, die uns doch bei „Switch reloaded“ und der „Heute Show“ ans Herz gewachsen ist. Hier spielt sie „ein größenwahnsinniges Lady-Gaga-Girl auf High Heels“, wie sie selbst über ihre Rolle treffend sagt. Der Witz dieser Figur ist leider begrenzt.

Henning Baum, bei RTL sonst „Der letzte Bulle“, hat seine schönste Szene gleich zu Beginn des Films, als er mitten im Handgemenge mit Terroristen mit seiner Frau über die Marke des noch zu besorgenden Klopapiers telefoniert. Am überzeugendsten ist da noch Anja Kling, die mit Wonne ihre gängige Rolle als attraktive Mutter parodiert, die das Fernsehen sonst für sie bereithält. Das ändert jedoch auch nichts daran, dass das Geturtel des Ehepaars, das wie „Susi-Busi“ und „Honey-Bunnie“ klingt, von Anfang an arg anstrengend ist. Thomas Gehringer

Undercover Love; RTL, 20 Uhr 15

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