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TV-Krimi: Die Rückkehr des "lonesome cowboys"

Der zweite Fall für Richard Brock: Heino Ferch ermittelt als Verhörspezialist im ZDF-Krimi „Spuren des Bösen“.

Er steht im Untergeschoss einer Wiener Buchhandlung und zieht ein Buch aus einem Regal, als ein junger Mann die Treppe im Laden herunterstürmt und ihn mit der Pistole bedroht. Richard Brock (Heino Ferch), Kriminalpsychologe und Verhörspezialist, wollte nur nach einem Buch sehen, als Sebastian Ulmer (Florian Teichmeister) ihn und die Angestellten als Geiseln nimmt. Der Laden wird von innen verriegelt, das Licht ausgemacht, das Personal und Brock kauern auf dem Boden. Als die Polizei, die das Gebäude nahe dem Stephansdom inzwischen umstellt hat, und Ulmer telefonisch verhandeln wollen, schießt sich dieser direkt vor Brocks Augen in den Kopf.

„Racheengel“ ist der neue, zweite Fall aus der noch jungen ZDF-Reihe „Spuren des Bösen“ – er ist mit das Beste, was das Fernsehjahr 2013 im ersten Vierteljahr zu bieten haben dürfte. Bereits den ersten Fall, „Das Verhör“, hatten – neben Hauptdarsteller Heino Ferch – drei Menschen maßgeblich gestaltet, die nun auch Richard Brocks zweiten Fall kreiert haben: Regisseur Andreas Prochaska, Drehbuchautor Martin Ambrosch und Kameramann David Slama. Dieses Trio, mit Ferch ist es ein Quartett, ist das kreative Potenzial der „Spuren des Bösen“-Reihe, von der ZDF und ORF bereits den dritten Film haben produzieren lassen.

Die Figur Brocks erinnert in ihrem stoischen Habitus durchaus an die Haltung eines Humphrey Bogart im Film noir der 40er Jahre. Brock, das ist ein lonesome cowboy. Einer, der dem Anschein nach kein Gefühl hat, keine Freunde, auch keine Frau, nur seine Tochter, Petra Brock (Sabrina Reiter). „Wieso kannst du nicht einfach zugeben, dass du Hilfe brauchst?!“ meint die Tochter einmal zum Vater, der darauf nur antwortet: „Von wem? Von dir? Ich bin groß, du bist klein. Schon vergessen?!“ Heino Ferch spielt diese wortkarge Figur vollkommen auf den Punkt. Diese Zurückgenommenheit ist zugleich die Stärke dieser Rolle, die Ferch wie auf den Leib geschneidert ist.

„Racheengel“ ist die Geschichte einer Familientragödie, der Brock Stück für Stück auf die Spur kommt. Brock empfindet eine Mitschuld, da er den Tod Ulmers nicht hat verhindern können. Bevor sich der junge Religionslehrer die Pistole an den Kopf setzte, weil man ihn fälschlicherweise der Pädophilie bezichtigte, bat er Brock, Pfarrer Josef Bacher (Bernhard Schir) einen Anhänger zu übergeben.

Brock lernt bei den Ermittlungen die religiöse Familie Ulmers kennen: Seine Schwester Maria (Ursula Strauss), Mutter Eva (Hannelore Elsner) und Vater Karl (Friedrich von Thun). Und immer, wenn er diesen dreien begegnet, liegt da etwas drunter. Etwas Bedrohliches. Schon einmal, als er neun war, wollte sich Sebastian Ulmer umbringen. Mit der Schere schnitt er sich die Pulsadern auf. Doch warum nur? Lange umkreist Brock sie, diese Familie, lange sieht er nicht, wovor sie steht: vor Abgründen. Thilo Wydra

„Spuren des Bösen - Racheengel“, ZDF, 20 Uhr 15

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