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TV-Krimi: Kalt ist es in Oberhausen

Devid Striesow und Christiane Paul werden in „Ein mörderisches Geschäft“ verwickelt. Ein ZDF-Wirtschaftsthriller der gelungenen Art.

Kalt sind diese Bilder und grau. Der Entfärbung im Äußeren entspricht die innere Vereinsamung dieser Menschen, denen es ausschließlich um Profit und Macht geht. Solch ein Mensch ist Rüdiger Siebert (Friedrich von Thun), Geschäftsführer der in Oberhausen ansässigen Salerno AG. Sieberts Maschinenbaufabrik, die auch Dependancen im Ausland unterhält, steht die Visite der Unternehmensberatung Altkirch bevor, denn Salerno ist in die Krise gekommen.

Die Angestellten fürchten die Ankunft und Arbeit der Jungsanierer im schicken Zwirn – 1200 Jobs stehen auf dem Spiel. Allen bei Salerno, zumal in den oberen Etagen um Siebert herum, steht buchstäblich der Angstschweiß auf der kalten Stirn. Etwa Sieberts rechter Hand, Dr. Renner (Sandra Borgmann), einer kühlen Blonden, der jegliche Gefühlsregung völlig fremd zu sein scheint. Diese Frau, die im ganzen Hause über alles und jeden, auch über Sieberts Buchführung bestens Bescheid weiß, sie lebt in einem emotionalen Vakuum. Renners Erstarrung entspricht in vielem der Haltung der Kollegen. Ihnen allen rückt nun der vierköpfige Trupp von Sanierer Werner Altkirch (Jürgen Heinrich) auf die Pelle: Alina Liebermann (Christiane Paul), Tom Winkler (Devid Striesow) und die beiden Kollegen Micha Schütze (Hannes Wegener) sowie Sean Ribot (Steffen Schroeder). Kaum checken sie im Hotel in der Oberhausener Tristesse ein, beginnen die unheimlichen Anschläge auf das Quartett.

Eigentlich trug der ZDF-Fernsehfilm „Ein mörderisches Geschäft“ den Titel „Bei Entlassung Mord“. Und eigentlich passte dieser Titel ungleich besser zu diesem Fernsehfilm, den Regisseur Martin Eigler nach einem von ihm selbst und Sönke Lars Neuwöhner geschriebenen Drehbuch inszeniert hat. „Ein mörderisches Geschäft“ ist ein Wirtschaftskrimi, genauer: ein Wirtschaftsthriller. Ein ziemlich guter. Gelungen wird hier ein aktuelles Thema behandelt, werden Charakteristika beider Seiten – der Sanierer und der vermeintlich Geschassten – präzise gezeichnet. Wie Firmenchef Siebert (Friedrich von Thun spielt ihn charmant maliziös) antichambriert, wie er Alina ohne Toms Wissen abends zum Dinner ausführt, wie sich die in ihrer Brutalität steigernden Attentate insbesondere auf Gruppenleiter Tom häufen – all dies wird nuanciert und realitätsnah erzählt. Und es ist, als ob das alles unter einer Glasglocke payssiert.

Hinzu kommt eine parallel zum Hauptstrang verlaufende kleine Liebesgeschichte zwischen Tom und Alina, die nicht miteinander und nicht ohneeinander können; zudem buhlen beide um die Sympathien von Chef Altkirch. Irgendwann schleicht sich Misstrauen zwischen sie, wissen sie ob manchen Alleingangs nicht mehr, wo die Loyalitäten, die Grenzen liegen. Christiane Paul und Devid Striesow spielen diese Gratwanderung wunderbar aus.

Das Erschreckende an diesem Wirtschaftsthriller in den Herrschaftszeiten der Rating-Agenturen mag sein, dass er womöglich nur bundesrepublikanische respektive globale Realitäten abbildet. Das kann in der Tat Angst machen.

„Ein mörderisches Geschäft“, ZDF, um 20 Uhr 15

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