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Versuch in Pink. 8,65 Millionen Zuschauer (Marktanteil 32,3 Prozent) sahen Thomas Gottschalk und Cindy aus Marzahn bei „Wetten, dass...?“ am Sonntag zu.

© ddp

TV-Kritik: Fernsehen mit Flitzpiepen

Traditionell sind die Sommerausgaben von "Wetten ,dass...?" eher mau - doch jetzt reißt Thomas Gottschalk die ZDF-Show in die Tiefe.

Es ist lange her, dass eine „Wetten, dass...?“-Sendung etwas bedeutet hat, dass sich aus ihr eine Aussage ableiten lässt, die weiter führt als „langweilig“ oder „unterhaltsam“. Die Ausgabe vom Sonntag bedeutete endlich wieder etwas, nämlich den endgültigen Untergang des Formats. Tatsächlich hat es Thomas Gottschalk sogar fast geschafft, das gesamte ZDF mit sich in die Tiefe zu reißen.

Die sogenannten Sommerausgaben der Show sind traditionell mau – dass sie aber auch so mau sein können, dass es historische Dimensionen annimmt, ist fast schon wieder eine Leistung: Die Sendung am Sonntag lief einen Tag nach dem Champions-League-Finale, das Sat 1 bessere Quoten brachte als „Wetten, dass...?“ dem ZDF; die Show lief auch zwei Tage, nachdem Stefan Raab den Bayrischen Fernsehpreis gewonnen hat, wenn man so will auch dafür, dass er dem deutschen Fernsehen einen Weg weist, wie 2010 Unterhaltungsformate aussehen können, sollten, müssten.

Raab hat eine Idee, ein Konzept, das hat die ARD erkannt, deshalb macht sie mit dem Mann weiter, aber weder Thomas Gottschalk noch das ZDF haben eine Idee oder ein Konzept. Sie haben „Wetten, dass...?“ und das reicht nicht mehr. Das war die große Erkenntnis neben vielen kleinen Erkenntnissen: Deutsche Männer im ZDF können sich nicht anziehen – von Gottschalk ist das bekannt, seine Gäste Dieter Bohlen, Horst Lichter und Michael Ballack näherten sich dem Gastgeber an. Überhaupt Ballack: Kam als Erster, das Publikum stand auf, klatschte, es war tatsächlich ein bewegender Moment, es sollte der einzige bleiben, und im Laufe der Sendung wird Ballack sein Kommen verflucht haben, denn zum Drama dieses Mannes passte dieses Umfeld nicht.

Das Umfeld. Das ZDF setzt immer mehr auf Fernsehflitzpiepen wie Horst Lichter, Dieter Bohlen und jene unsägliche Cindy aus Marzahn, die in ihrem ganzen Leben noch nie einen Gag gemacht hat; die Kamera zeigt im Publikum das Volksmusikduo Marianne und Michael, auf der Bühne stehen am Ende zwei Gewinner von „Deutschland sucht den Superstar“ – und auf der sogenannten „Promiparty“ im Anschluss interviewt Horst Lichter mit irgendeiner anderen Jürgen Drews und einen Schönheitschirurgen. Ansonsten: Peter Maffay, Lionel Richie, Peter Maffay, paar Wetten, Peter Maffay.

Irgendwann war „Wetten, dass...?“ mal etwas anderes, das ZDF wollte damit etwas anderes und Gottschalk vielleicht sogar auch. Das ist seit Sonntagabend ein für alle Mal vorbei. Matthias Kalle

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