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Wirklich "immer" zu spät? Der Bahncheck liefert keine Antwort.

© dpa

TV-Kritik zum Montags-Check: Deutsche-Bahn-Test: Null-Versuch mit Null-Erkenntnis

Die ARD hat sich im Check den Vorurteilen gegenüber der Bahn angenommen. Nach einem müden Einstiegsgag gibt es nette Vergleiche mit anderen Verkehrsmitteln. Aussagekräftig ist die Sendung nicht.

Es gibt negative Meinungen und Vorurteile, sie sind langlebig, als wären sie aus Beton oder Stahl. „Die DB ist unpünktlich“ oder „Die DB ist zu teuer“ oder  „Lieber verhungern als in einem DB-Bordrestaurant zu essen.“ So viel Kritik und so ein schlechtes Image - das schreit ja nach einer Überprüfung. Nach IGLO und IKEA hat sich der Montags-Check der ARD jetzt das Staatsunternehmen Deutsche Bahn vorgeknöpft.

Überprüft werden Preise, Pünktlichkeit, Sauberkeit und Tempoversprechen. Nach müdem Einstiegsgag – Tafel mit Einblendung: „Aufgrund von Störungen im Betriebsablauf verzögert sich dieser Film um wenige Sekunden. Wir bitten um Ihr Verständnis“ – wird ’s ganz schön rasant. Die schon vom Privatfernsehen bis betriebenen Exzesse, am Anfang alles Interessante kurz anzureißen, den Zuschauer mit Höhepunkt-Häppchen und O-Ton-Fetzen anzufixen, auch hier will man nicht darauf verzichten.

Keiner will für zwei Wochen umsteigen

Die Inhalte einer 45-Minuten-Sendung, verknappt zu einer 58-Sekunden-Schnittorgie. Und warum? Weil eh alle Zuschauer ein Aufmerksamkeitsdefizit haben und schon am Anfang entscheiden, ob sie etwas interessiert finden oder nicht. Und wenn etwas langweilt, dann zappen sie einfach weg. Nach dem quotensichernden Auftakt wird’s dann erst mal komisch. Keiner will für den TV-Check für zwei Wochen vom Auto auf die Bahn umsteigen. Nicht für Geld und gute Worte.

Da müsste sich die sicher nicht kleine Marketingabteilung der DB wegen Erfolglosigkeit eigentlich die Kugel geben. Immerhin, eine Berufspendlerin erbarmt sich. Aussagen über Verspätungen der Bahn, ein paar Einblicke in Bahn-Toiletten, alles von der Dame selbst gefilmt. Damit werden die Herstellungskosten ziemlich niedrig gehalten. Dann das lapidare Fazit: Mit dem Auto braucht sie 35 Minuten, mit der Bahn 90 Minuten. Man erfährt nichts darüber, ob die Bahn immer mehr Zeit braucht, wie es so läuft mit Verkehrsstaus, welche Fahrten eigentlich teurer sind und wo der Fahrkomfort höher ist.

Nullversuch mit Null-Erkenntnis

Wieder einmal ein Nullversuch mit Null-Erkenntnis. Nächster Punkt, die Preise. Dazu müssen verschiedene Personen an verschiedenen Fahrkartenautomaten das günstigste Ticket kaufen. Nur einer findet das Sparticket. Warum die Suche gerade mal fünf Minuten dauern darf? Mit mehr Zeit hätten wahrscheinlich auch mehr die billige Fahrkarte gefunden. Ohne Frage, der Preisdschungel der DB ist unübersichtlich und eine Frechheit. Aber der Pressesprecher sagt dazu auch nichts Erhellendes.

Vermutlich wurde er nicht wirklich kritisch befragt. Auch so eine Unart. Journalistisch korrekt lässt man die Gegenseite zu Wort kommen, aber nur im fernseh-typischen Small-Talk-Modus. Kreuzverhör oder eindringliches Nachfragen - unbekannt. Es soll ja niemand verärgert werden. Beim Thema Pünktlichkeit erfährt man wenigstens, das in der Bahnstatistik nur Züge auftauchen, die zu spät kommen. Züge, die nicht fahren, fallen aus der Berechnung raus. Und zusätzliche Verspätungen, weil ein Anschlusszug schon weg ist, können statistisch nicht ermittelt werden.

Abstruses Wettrennen: Luftschiff gegen Zug

Letzter Check, das Tempoversprechen. Und jetzt wird’s wirklich abstrus. Ein Wettrennen, Zug gegen Luftschiff. Weil der Zug eine Pause einlegen muss, gewinnt das Luftschiff. Solche Wettkämpfe sind vielleicht nett wegzusehen, aber das Gegenteil von aussagekräftig. Aber das ist das Haupt-Dilemma dieser Fernseh-Checkerei. Mit halbwissenschaftlichen Versuchen und Experimenten werden subjektive Erfahrungen zu Pseudothesen hochgeputscht. Am Ende bekamen die 2,48 Millionen Zuschauer dann doch nur die Illusion eines handfesten Ergebnisses serviert.

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