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TV-Programm: Sie haben die Wahl

Moderatoren, Börsenexperten und Webcams vor Ort – für die TV-Sender wird die Präsidenten-Kür vor allem zum Nachtprogramm. Wie Sie durch die Wahlnacht kommen.

Barack Obama oder John McCain – wer zieht als neuer US-Präsident ins Weiße Haus? Die Deutschen fiebern mit, drei Viertel wünschen Umfragen zufolge Obama den Wahlsieg. Doch wenn am Abend des 4. November in den USA die Wahllokale schließen, ist in Deutschland schon tiefe Nacht. Wegen der Zeitverschiebung von mindestens fünf Stunden, beginnen die Sender hierzulande erst gegen Mitternacht mit der Dauer-LiveBerichterstattung. In New York und der US-Hauptstadt Washington ist es am Wahldienstag dann 19 Uhr, in Kalifornien sogar erst 16 Uhr. Die Wahllokale sind noch offen.

Noch wenig Handfestes wird am Dienstag deshalb Peter Kloeppel in den RTL-Nachrichten um 18 Uhr 45 aus New York zu berichten haben. Um Mitternacht deutscher Zeit moderiert Kloeppels Kollegin Ilka Essmüller das „RTL Nachtjournal“ live aus Manhattan. Mit „Amerika wählt“ gehen RTL und n-tv dann um 0 Uhr 35 gemeinsam auf Sendung – zum ersten Mal, betonen die Programmchefs. Bis 5 Uhr 30 hiesiger Zeit wollen RTL-Chef Kloeppel und n-tv-Moderator Christoph Teuner vom Times Square aus New York berichten. Reporter in sechs US-Bundesstaaten und 13 Korrespondenten in den wichtigsten Hauptstädten der Welt sollen zugeschaltet werden. „Auch unsere Börsenexperten werden in dieser Nacht die Wahl begleiten und kommentieren“, sagt n-tv-Chefredakteur Volker Wasmuth. Angesichts der Bankenkrise ist das nachvollziehbar. Die RTL-News werden auch am 5. November aus New York gesendet.

Eine Kooperation plant auch die Konkurrenz. Sat 1 sendet seine 20-Uhr-Nachrichten am Wahlabend live aus Washington. Peter Limbourg, N-24-Chefredakteur und Sat-1-Anchor, sowie Stephan Strothe, US-Korrespondent der Pro-Sieben-Sat-1-Gruppe, beziehen schon Tage vorher im Zentrum der US-Hauptstadt Quartier. Ab Mitternacht berichtet N24 bis zum frühen Morgen durchgehend aus Washington, kurz nach ein Uhr schließt sich Sat 1 der Live-Berichterstattung an.

Als Experten hat N24 im Berliner Studio Dieter Kronzucker und die US- Journalistin Melinda Crane eingeplant. Beim Dritten im Bunde, Pro 7, ist neben den Nachrichten um 18 und drei Uhr nachts nur für den Mittwochvormittag eine kurze Sondersendung geplant. Peter Limbourg wird mit den Sat-1-Nachrichten auch am Tag nach der Wahl noch live aus Washington zu sehen sein.

Ebenfalls aus der US-Hauptstadt wird ZDF-Frontmann Claus Kleber am Wahltag um 21 Uhr 45 das „heute-journal“ moderieren. Im Talk bei „Johannes B. Kerner“ um 22 Uhr 45 ist die Abstimmung in Amerika ebenfalls Thema. In einem Spezial live von der Wahlparty des US-Konsulats in Hamburg sind unter anderem die Entertainerin Gayle Tufts („Wenn Palin und McCain das Rennen machen, nehme ich die deutsche Staatsbürgerschaft an“) und der Comedian John Doyle zu Gast. Claus Kleber wird sich dann schon im Netz tummeln. Das ZDF will via Webcam und einer Art Internetschau Experten, Journalisten und Blogger zu Wort kommen lassen. Schließlich tobten zahlreiche Debatten rund um die Präsidentenwahl vor allem online. Von Mitternacht bis sieben Uhr morgens führt Peter Frey aus Berlin durch die „Nacht der Entscheidung“, mit Dokumentationen, etwa „Bush – eine Bilanz“, und Live-Schaltungen zu den Korrespondenten. Acht Kollegen werden das Korrespondententeam verstärken. 14 ZDF-Reporter sind schon in den USA. Seit Ende vergangenen Jahres habe das ZDF die Wahlberichterstattung konzipiert, sagte Chefredakteur Nikolaus Brender dem Tagesspiegel: „Die Wahl beherrscht eben die Gemüter.“ Auch unter jungen Zuschauern hätten Dokumentationen über die US-Politik derzeit hohe Einschaltquoten. Die ZDF-News „heute“ um 19 Uhr kommen auch am Tag nach der Wahl wie das halbstündige „heute-journal“ um 21 Uhr 45 noch aus Washington.

Auch bei der öffentlich-rechtlichen Konkurrenz gibt es im Vergleich zu vergangenen US-Präsidentschaftswahlen ein deutlich stärkeres Zuschauerinteresse. „Spätestens seit Obamas Berlinbesuch scheinen die Menschen hierzulande vom Rennen um das Weiße Haus besonders fasziniert zu sein“, heißt es beim NDR, der für die ARD die Wahlberichterstattung organisiert. Schon der „Presseclub“ und der „Weltspiegel“ an diesem Sonntag werden aus dem Studio in Washington gesendet. Die Wahlnacht überträgt die ARD von 22 Uhr 45 bis neun Uhr live von der amerikanischen Ostküste. Kamerateams sind auch in den wahlentscheidenden „Swing States“ vor Ort. Am Mittwoch wird NDR-Chefredakteur Andreas Cichowicz aus Washington berichten.

Gibt es noch einen Fernsehsender, der sich am Dienstag und Mittwoch nicht aus der Ruhe bringen lässt? Ja, der deutsche Ableger des Musiksenders MTV will das Wahlergebnis nur kurz vermelden.

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