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Der 91-jährige Candido erzählt Markus Lanz (rechts) von den Revolutionswirren in Kuba vor beinahe 60 Jahren.

© ZDF

TV-Reportage: Markus Lanz auf Fidel Castros Spuren

Die nächste Revolution?: ZDF-Talker Markus Lanz sucht in Kuba nach Zeichen für das Ende des „Socialismo Tropical“.

Markus Lanz ist ein talentierter Hobbyfotograf – falls die Schwarz-Weiß-Fotos von alten wettergegerbten Tabakpflanzern und anmutigen jungen Tänzerinnen in seiner Kuba-Reportage tatsächlich von ihm stammen. Der Fotoapparat ist sein ständiger Begleiter, in Havanna, in Santiago de Cuba und im kubanischen Hinterland. Und an Fotomotiven mangelt es wahrlich nicht in diesem Land, das sich langsam für ausländische Investoren öffnet, in dem Besucher aber immer noch mit gewaltigen Fassadenbildern der Revolutionsführer Che Guevara und Fidel Castro – er starb im November 2016 – begrüßt werden.

Die ZDF-Zuschauer kennen Markus Lanz als unermüdlichen Late-Night-Talker. Den Anzug hat Lanz für Kuba gegen Leinenhose und T-Shirt getauscht, die Hitze auf der Karibikinsel hat selbst den sonst so akkurat sitzenden Haaren zugesetzt. Lange Zeit galt Lanz als eher harmloser Talkmaster. Diese Kritik ist schon eine ganze Weile verstummt, er wird vielmehr im Gegenteil dafür gelobt, wie er sich auf die unterschiedlichsten Gesprächsgäste einstellen kann.

Davon profitiert auch seine Reportage „Markus Lanz – Kuba“. Sie heißt im Untertitel „Gespräche mit Fidel Castros Erbens“, doch das führt leicht in die Irre. Statt mit Funktionären und Politikern der Regierung von Raúl Castro hat sich Markus Lanz mit den unterschiedlichsten Kubanern unterhalten – vom Boxtrainer über einen geschäftstüchtigen Exilkubaner und eine Kräuterheilerin bis hin zu einem Hafenarbeiter. Viele von ihnen reagieren erst etwas ausweichend – „darüber redet man nicht“, sagen sie zunächst –, dann fassen sie aber doch Vertrauen zu Lanz und erzählen von ihrem Leben in Kuba, das seit dem Sturz von Fulgencio Batista im Jahr 1959 von den Castros regiert wird.

Der Maximo Lider als großes Idol

Einer der wichtigsten Gesprächspartner für Lanz ist der Autor Leonardo Padura, der dem Deutschen die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen des Landes erläutert. Auch früher habe es einige Menschen gegeben, die gleicher als die anderen waren, erzählt er. Doch heute geht die Schere zwischen Arm und Reich täglich weiter auf. Vor allem auf dem Land trauern viele Menschen um Fidel Castro, dort ist der Maximo Lider noch immer das große Idol. Die Veränderungen sind in den Städten besonders spürbar, vor allem durch den Tourismus, der Taxifahrer zu reichen Männern macht, während ein Staatsbediensteter nicht weiß, wie er seine Familie ernähren soll.

Durch die vielen Gespräche ist der 90-minütige Film eine sehr anrührende Reportage geworden, die durch einige historische Filmrückblenden die nötige geschichtliche Tiefe erhält. Einzig der Eindruck, dass Lanz bereits mit der fixen These – dass auf der Insel alle auf die nächste Revolution warten – nach Kuba kam, stört etwas. Doch auch dafür entschädigen die tollen Schwarz-Weiß-Fotos. Kurt Sagatz

„Markus Lanz – Kuba. Gespräche mit Fidel Castros Erben“, ZDF, Dienstag, 23 Uhr

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