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TV-Serie: Ein Jahr mit Alisa

Eine Begegnung mit der neuen Telenovela-Heldin Theresa Scholze. Sie spielt in Alisa - folge deinem Herzen" eine junge Frau, die zurück zu ihren Eltern zieht und ein Familiengeheimnis entdeckt.

Studio Babelsberg, Halle 4, Dreharbeiten zu Folge 50, Bild 21 von „Alisa – Folge deinem Herzen“, der neuen Telenovela im ZDF. Hauptdarstellerin Theresa Scholze atmet durch. Sie hat die Szene, einen kurzen Dialog mit ihrem Serien-Vater, gleich im ersten Anlauf hinbekommen. Viel mehr Zeit hätte sie auch nicht gehabt. Eine ganze Folge, 42 Minuten sendefähiges Material, werden hier am Rande Berlins täglich gedreht. Zum Vergleich: für 90 Minuten „Tatort“ braucht es rund 25 Drehtage. Telenovela, das ist industriell gefertigtes Fernsehen, Akkordarbeit – und doch muss man sich Theresa Scholze dabei als glücklichen Menschen vorstellen.

Jedenfalls sagt das die Schauspielerin über sich selbst. Sie gibt in diesen Tagen neben dem Dreh viele Interviews zum Ausstrahlungsstart am Montag. Selbst in der Mittagspause. Theresa Scholze sitzt in ihrer Garderobe auf einem roten Sofa, rückt ein bisschen hin und her. Sie wirkt entspannt. Oder besser: wie jemand, der entspannt wirken will. Jeden Morgen wird die Schauspielerin kurz vor sieben Uhr von ihrer Potsdamer Wohnung abgeholt, von montags bis freitags. Warum tut sie sich das an? Die Frage kennt sie schon. Auch die folgende. Ob das nicht eine heikle Rollenwahl sei, nach Primetime-Filmen wie dem Remake des TV-Klassikers „Fleisch“, nach „Der letzte Zeuge“, der preisgekrönten Krimiserie, in der Theresa Scholze die Tochter des verstorbenen Ulrich Mühe spielte. Und nun: eine Telenovela, jenes noch nicht wirklich salonfähige TV-Genre, das nach lateinamerikanischem Vorbild mit einer weiblichen Protagonistin besetzt ist, eine abgeschlossene Handlung hat und das, von „Rote Rosen“ (ARD) am Nachmittag bis zu „Anna und die Liebe“ (Sat1) am Abend, Programmchefs gerne mal hervorholen, wenn ihnen wenig einfällt.

Theresa Scholze fällt dazu schon etwas ein. „Ich bin 29. Das ist die Zeit, wo man gerne und viel arbeitet. Diese Chance bekomme ich nicht noch mal. Wo sonst kann man vor einem Millionenpublikum ein Jahr lang täglich im Mittelpunkt stehen?“

Der Plot für dieses eine Jahr ist rasch erzählt. Alisa, die junge Frau aus der Großstadt, die mit 27 zurück zu ihren Eltern in den Harz zieht, dort einen Job als Feinoptikerin übernimmt, ein Familiengeheimnis entdeckt und – natürlich – über gigantische Umwege ihre große, ihre wahre Liebe. Ein Jahr lang soll Scholze mit dieser Story täglich vor einem Millionenpublikum fürs ZDF die Kastanien aus dem Feuer holen. Am vergangenen Dienstag lief die letzte Folge der Langzeit-Serie „Wege zum Glück“, deren Zenit nach 1000 Folgen mit 2,7 Millionen Zuschauer am Ende wohl überschritten war. Für den Nachfolger haben sich das Zweite und die Produktionsfirma Teamworx quasi selbst überholen müssen: Etwas Neues wagen, ohne die vertrauten Gesetze der Telenovela zu sprengen. Schneller und komplexer erzählen. Einen unverwechselbaren Look kreieren. Dass das mit den Ansprüchen bei deutschen TV-Serien nicht immer gut geht, hat man erst in der vergangenen Woche gesehen, als die von Teamworx produzierte, ambitionierte Serie „Klinik am Alex“ auf Sat 1 abgesetzt wurde. Selbst Krankenhaus geht nicht immer.

Schlechte Stimmung also im deutschen Serienwesen. Theresa Scholze weiß das. In die zierliche 29-Jährige, die in Leipzig Schauspiel studierte und seit zehn Jahren im Geschäft ist, werden große Erwartungen gesetzt. „Wenn Theresa die Rolle nicht gespielt hätte, wäre die Serie nicht zustande gekommen“, sagt Teamworx-Chef Nico Hofmann. Jetzt kommt es, bei allem Können, drauf an, was die Zuschauer zu „Alisa“ sagen. Genauer: die Quote. Und irgendwann wieder andere Produzenten, die Theresa Scholze nach einem Jahr Telenovela ja auch noch auf der Rechnung haben sollen. Manche Kollegen haben der Schauspielerin von der Rolle abgeraten: 240 Folgen Serie, damit verschwende sie ihr Gesicht. Was ist, wenn Theresa auf der Straße nur noch mit „Alisa“ angesprochen werde? Sie zieht ihre Füße zu sich aufs Sofa, verschränkt die Arme hinter den Beinen, überlegt. An der Garderobe klopft es. Die Maske, das nächste Bild warten schon. „Wir erzählen ein Märchen für Erwachsene. Außerdem ist es auch meine Aufgabe als Schauspielerin, den Anspruch der Telenovela insgesamt etwas anzuheben.“ Vielleicht gelinge ihnen das. Man muss ja nicht an die wahre Liebe glauben, um sie im Fernsehen zu spielen. Den zwei bis drei Millionen Zuschauern am Nachmittag werden diese Bedenken eh egal sein, wenn die Traummaschine läuft.

„Alisa“, ZDF, 16 Uhr 15

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