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TV-Tipp: Charmebolzen vs. Bella Block

Die ZDF-Kommissarin Bella Block wird in ihrem 25. Fall gleich doppelt herausgefordert.

Bella Block wäre wohl nicht abgeneigt. Aber dieser Bernhard Hansen, der ihr da gegenübersitzt, ein redegewandter, kultivierter, silberhaariger Berg aus Charme und Eleganz, ist gewissermaßen schon vergeben. Nicht nur an die ihn begleitende wohlhabende Witwe, das wäre das geringere Problem, sondern auch an Simon Abendroth, Bellas Lebensgefährten. Der ist, rein platonisch natürlich, hin und weg von seinem neuen Freund, der ihm ein Segelboot verkauft und ihn anschließend samt Begleitung in ein nobles Club Restaurant eingeladen hat. Ohnehin vertritt ja Simon (Rudolf Kowalski), der Bücher lesende, kochende, sensible Mann, die weibliche Seite in dieser Beziehung, während Bella als launische, mit ihrem Beruf verheiratete Kommissarin eher die männlich-harte Rolle innehat. Diese Umkehrung klassischer Muster funktioniert im 25. Fall mit dem Titel „Falsche Liebe“, in dem Bella Block den Tod einer jungen Frau aufzuklären hat, besonders gut.

Ein Dienst-Jubiläum also. Dazu darf man dem ZDF gratulieren, denn diese Krimireihe erzählt häufig Geschichten, die sich nicht „versenden“, sondern im Gedächtnis bleiben. Das ist nicht allein das Verdienst von Hannelore Hoger, aber wie keine andere Titelheldin im deutschen Krimi-Kosmos wurde Bella Block von der Hamburgerin im besten Sinne vereinnahmt. Die raue, gerechtigkeitsliebende, bisweilen selbstgerechte Kommissarin bietet eine wunderbare Reibungsfläche, auch wenn die Kriminalfälle nicht immer herausragend konstruiert erscheinen.

Der 25. Fall, inszeniert vom österreichischen „Bella Block“-Debütanten Julian Pölsler und geschrieben von der erfahrenen „Bella Block“-Autorin Katrin Bühlig („Weiße Nächte“, „Die Freiheit der Wölfe“), beginnt mit einem dramatischen Einsatz, der sich in Tempo und Intensität doch stark vom Rest des Films unterscheidet und deshalb etwas aufgesetzt wirkt. So ist es in einem Fernsehen, das gleich zu Beginn das Publikum mit Action vom Wegzappen abhalten will.

Viel hängt in diesem Film davon ab, ob man dem Hansen-Darsteller die überwältigende Wirkung auf Frauen abnimmt. Burg-Schauspieler Peter Simonischek tut sein Bestes. Sein Hansen lächelt mit dem ganzen Gesicht, lässt die Augen blitzen und hat immer ein Kompliment oder ein Bonmot auf Lager. Allerdings findet Bella Block Hinweise, dass Hansen ein Betrüger ist und obendrein mit dem Mordfall in Verbindung stehen könnte. Simonischek hält seine Charme-Offensive durch, auch in den Momenten, in denen seine Figur nur kalt und böse ist.

Am Ende macht Bella Block, da bleibt der Jubiläumsfall ganz in der Tradition der Reihe, wieder die bittere Erfahrung, dass die Strafverfolger das ganze Ausmaß moralischer Schuld nicht erfassen können. Mit den Gefühlen anderer Menschen zu spielen, so die Botschaft, ist kein Kavaliersdelikt. Und aus dem Segeltörn wird auch nichts. Thomas Gehringer

„Bella Block“, 20 Uhr 15, ZDF

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