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Übernahmegerücht: Twitter wird Nachricht

Diese Nachricht hat selbst die Twitter-Freunde überrascht. Google steht angeblich vor dem Kauf des Internetdienstes, hatte der Technik-Blog Techcrunch berichtet. Es gibt aber auch Berichte, die in eine andere Richtung gehen.

Diese „News“ missfiel vielen Twitter-Freunden. Unter der Überschrift „Google in Late Stage“ machte beim Kurznachrichtendienst am Freitag die Meldung die Runde, der Suchmaschinengigant Google stehe kurz davor Twitter zu übernehmen. Diese Vermutung hatte zuvor der Technikblog Techcrunch.com in die Welt gesetzt. Der Dienst berief sich auf zwei unabhängige Quellen, die den Verhandlungsparteien sehr nahe stünden. Sie hätten erklärt, dass sich Google in der Endphase der Kaufverhandlungen befinde, schrieb Techcrunch-Autor Michael Arrington. Welche Summe für Twitter geboten werde, sei nicht bekannt. Techcrunch rechnete mit mindestens 250 Millionen Dollar. Eine offizielle Bestätigung gab es nicht. Von Google hieß es am Freitag, Marktgerüchte würden grundsätzlich nicht kommentiert. Aber auch die Reaktion der Twitterer blieb verhalten. „Kauft Google Twitter? Bitte nicht!“, meldete sich ein deutscher Twitter-Schreiber zu Wort.

Vor einigen Monaten hatte Twitter noch ein Übernahmeangebot der Social Community Facebook abgelehnt. Das Unternehmen von Mark Zuckerberg hatte für Twitter dem Vernehmen nach 500 Millionen Dollar geboten, allerdings zum Teil auf Basis überbewerteter Facebook-Aktien. Wie Techcrunch nun aus den Verhandlungskreisen erfahren haben will, würde Google die Summe in bar oder zusammen mit Aktien mit einem realistisch einschätzbaren Wert aufbringen.

Im öffentlichen Ansehen entwickeln sich Google und Twitter gerade in entgegen gesetzte Richtungen. Der aggressive Ausbau der Werbestrategie unter anderem in Google News verärgert die Zeitungs- und Zeitschriftenverlage. Viele Google-Nutzer sind hingegen wegen der Datensammelwut des Unternehmens besorgt. Der Kurznachrichtendienst Twitter, in dem sich über zehn Millionen Nutzer über Computer, Smartphones oder Handys Mitteilungen mit einer Länge von maximal 140 Zeichen zuschicken, erlebt dagegen gerade einen beispiellosen Siegeszug. Bei Ereignissen wie der US-Präsidentschaftswahlkampf von Barack Obama, den Terroranschlägen von Bombay oder dem glimpflich ausgegangenen Flugzeugabsturz im Hudson River wurde Twitter zum weltweit beachteten Nachrichtenkanal. Damit wird Twitter auch für Firmen und deren Werbe- und Imageaktivitäten interessant. In Deutschland geriet Twitter in die Kritik, weil nach dem Amoklauf von Winnenden einige Medien Twitter für ihre Selbstdarstellung missbraucht hatten.

Google könnte mit dem Twitter-Einkauf das eigene Geschäftsmodell abrunden. So hatte Google 2003 Blogger.com gekauft. Mitgründer des dahinter stehenden Unternehmens Pyra Labs war übrigens Evan Williams, der zusammen mit Biz Stone und Jack Dorsey die Twitter-Software entwickelt und später das Unternehmen Twitter gegründet hat. Bislang finanziert sich Twitter über Risikokapital, anders als bei Google gibt es keine Einnahmen aus Werbung. Zu den Kapitalgebern gehört unter anderem Amazon-Gründer Jeff Bezos.

Finanziell steht Google prächtig da, die Kriegskasse gilt als gut gefüllt. Das 1998 von Sergey Brin und Larry Page gegründete Unternehmen erzielte 2008 bei einem Umsatz von 22 Milliarden Dollar einen Gewinn von 4,3 Milliarden Dollar, im Jahr davor waren es nur 100 Millionen Dollar weniger. Beim Marktwert liegt Google knapp hinter Microsoft. Zu den spektakulärsten Zukäufen gehört die Videoseite Youtube, die Google 2006 für 1,65 Milliarden Dollar erwarb. Allerdings wurde noch kein Weg gefunden, daraus auch finanziell ein erfolgreiches Investment zu machen.

Ein Verkauf von Twitter an Google ist indes nur eine von mehreren Möglichkeiten. Techcrunch berichtet von einer weiteren Quelle, nach der derzeit eher über eine Kooperation verhandelt werde, um die Echtzeitdaten von Twitter besser zu erschließen. Das „Wall Street Journal“ spekulierte am Freitag in die gleiche Richtung. Sicher ist: Das Trendthema „Google in Late-Stage“ stand bei Twitter ganz oben auf der Liste. Kurt Sagatz

"Google in Stage" auf Techcrunch.com

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