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© HR/Bettina Müller

Übersinnlich: Lavinia Wilson probiert sich in „Lisas Fluch“ an Voodoo

Zweites Gesicht und Hexerei, das ist für einen Primetime-Film in der ARD starker Tobak.

Für die außergewöhnlichen Fähigkeiten der Physiotherapeutin Lisa (Lavinia Wilson) braucht es keine Verschreibung vom Arzt: Schon von Kindesbeinen an hat die junge Frau erstaunliche suggestive Kräfte, kann Menschen offenbar mit ihren Wünschen beeinflussen. Was früher schon mal im kleinen Streit auf dem Spielplatz eingesetzt wurde, wird nun zur treibenden Kraft: mal im Bus, mal bei der Krankengymnastik mit einem renitenten Patienten, mal bei einem „Wunschseminar“. Vor allem aber bei einem Bruderkonflikt, in den Lisa als Frau des erfolglosen Kochs Frank (Anatole Taubman) involviert ist. Frank steht in Konkurrenz zu Bruder Nick (Ken Duken), bald zweifacher Vater, Strahle- und erfolgreicher Marketingfachmann. Als sich Frank von Nick Geld leihen und damit ins Geschäft hineinreden lassen muss, spitzt sich der schwelende Bruderkonflikt zu. Lisa greift zum Äußersten. Sie verhext den Schwager. Frank kommt mit einer mysteriösen Krankheit ins Krankenhaus. Lisa wird das noch bereuen.

Zweites Gesicht, Hexerei, Spielarten des Voodoos – das ist starker Tobak, den Autorin und Regisseurin Petra K. Wagner in ihrem zweiten Film für den Hessischen Rundfunk (nach „Sieben Tage“ 2009) zur besten Sendezeit aufgelegt hat, immer nahe dran, mit der exzentrischen Geschichte die Plausibilität des Plots aus dem Auge zu verlieren. Andererseits, ausnahmsweise mal kein lupenreiner Krimi als 90-Minüter. Aber was ist das dann? Doppelbödiger Gruselfilm? „Thriller-Drama“, sagt der Hessische Rundfunk. Spannender Unterhaltungsfilm trifft es wohl noch am ehesten, jedenfalls muss lange im Fernseharchiv gekramt werden, ehe das am Massengeschmack geschulte Kritikerbewusstsein Vergleichbares findet. Gerade aus der Yuppie-Filmstadt Frankfurt.

Ein bisschen Beziehungsdrama, ein bisschen „Sixth Sense“, ein bisschen „Bloch“, ein bisschen „Bezaubernde Jeannie“, und, natürlich, am Ende schon noch ein Schuss Krimi – ähnlich wie die undefinierbaren Ergebnisse aus Franks neuer Molekularküche zieht dieser Genre-Mix den Zuschauer mit schräger Tonlage und interessanter Besetzung in seinen Bann.

Die Kamera (Armin Alker) hat wenig zu tun, um aus der magisch-schönen „Lisa“ Lavinia Wilson mit ihren hypnotischen Blicken eine Art magisch-mythisches Zentrum zu machen. Auch wenn es hier schon öfters gesagt wurde: Die Grimme-Preis gekrönte Schauspielerin, die an der Fernuni Philosophie, Geschichte und Soziologie studiert, ist der Beweis dafür, dass solcherlei Schönheit jeder Plot-Pein überlegen ist (und natürlich jeden Plot bespielen kann). Man weiß bei diesem Film mit überraschendem Ausgang nicht, wohin man sonst schauen sollte. Markus Ehrenberg

„Lisas Fluch“, ARD, 20 Uhr 15

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