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Jérôme Boateng und Co. bejubeln das 2:0, während Pep Guardiola (hier noch mit intakter Hose) taktische Anweisungen gibt.

© dpa/Marc Müller

Übertragung von FC Bayern gegen FC Porto: Das ZDF hat seinen eigenen Rhythmus

Unruhe beim FC Bayern, drohendes Viertelfinal-Aus, Pep Guardiola unter Druck – ein Festtagsmenü für Sport-Berichterstattung. Doch das ZDF hat einen eigenen Zugriff. Béla Réthy entfacht einen Phrasen-Sturm und Jochen Breyer stellt Arjen Robben die ganz wichtigen Fragen.

Die lederhosen-zerreißende Hinspiel-Pleite in Portugal. 1:3. Der deutsche Rekordmeister am Boden. Drohendes Viertelfinal-Aus. Supertrainer Josep Guardiola angezählt. Spekulationen über Rausschmiss oder freiwilligem Abgang. Rücktritt von Dr. Müller-Wohlfahrt. 38 Jahre lang Mannschaftsarzt. Champions-League-Trubel im Speed-Modus. Festtagsmenü für Sport-Berichterstattung.

Aber nicht fürs ZDF. Das lässt sich nicht treiben. Hat einen eigenen Rhythmus. Einen eigenen Zugriff auf das Fußballdrama. Erster Vorbericht im Rückspiel FC Bayern München gegen FC Porto. Los geht’s mit  Philipp Lahm und Thomas Müller. Beide gut befreundet. Aber bei der Pressekonferenz begrüßen sich nicht mit Handschlag. Lahm hatte eine Darmerkrankung. Und Müller will sich nicht anstecken. Puhhh. Intime Geheimnisse, die der Reporter da ausgebuddelt hat. Der eingeschlagene Weg wird nicht verlassen. Moderator Jochen Breyer macht  weiter mit Jetzt-stellen-wir mal-ganz-wichtige-und-smarte-Fragen. Vom verletzten Arjen Robben will er wissen, wie der das Spiel auf der Tribüne miterleben wird. Na wie wohl? Mitfiebernd, hoffend und auf die Mannschaft vertrauend.

Strategie-Gold für Guardiola

Zweiter Vorbericht. ZDF-Analyse. Was sollen die Bayern diesmal besser machen? „Den Aufbau breiter anlegen. Selbst mehr agieren, nicht reagieren. Die spielstarken Akteure im Mittelfeld - wie hier- besser einbinden. Das Zentrum beherrschen. Mit Mut, Tempo und Risiko die Räume zwischen den engen Linien suchen. Die Offensiven einfach besser einsetzen.“ Strategie-Gold für Guardiola. Hoffentlich erfährt er auch von diesen total erfolgversprechenden Siegrezepten. Wäre ja nicht auszudenken, wenn dieses Wissen ungehört im Äther verhalt.

Dann ab in die Arena. Béla Réthy kommentiert. Was auf dem Spielfeld passiert, ein wahrer Fußballtraum. Abgedroschen, aber passend –  Schützenfest. 1:0, Thiago (14. Minute), 2:0, Jérôme Boateng (22. Minute). Réthy bewertet: „ Jérôme Boateng. Jahrelang hat er kein Scheunentor getroffen. Und jetzt schon drei Treffen in diesem Wettbewerb“.  3:0, Robert Lewandowski (27. Minute), 4:0, Thomas Müller (36. Minute), 5:0,  Robert Lewandowski (40. Minute). Klasse Fußball im Stadion. Phrasen-Sturm am Mikrofon. „Der Deutsche Meister muss Tore verhindern und trotzdem Tore schießen“. “Aus Zittern, aus Bangen ist zeitweise ein Spielrausch geworden“.  „Da hätte ich den Hut gezogen, den ich nicht aufhabe“.

Thomas Müller schlagfertig

Nach der Pause übernimmt erst noch Jochen Bayer das Palaver-Zepter. „Was machen die Bayern alles besser als im Hinspiel?“. Kurze  Antwort von Oliver Kahn: „Alles“. Weiter geht’s mit dem Treffer-Rausch. Aber vorher darf Réthys mit einer eigenwillige Torstatistik glänzen: „Nimmt man nur die zweite Halbzeit steht es 0:0." Im wirklichen Fußball-Leben kommt das  5:1, Jackson Martínez  (73. Minute ) und 6:1, Xabi Alonso (88. Minute). Guardiola, am Spielrand so temperamentvoll, dass seine Hose reißt. Der richtige Moment für Réthy noch ne Weisheit loszuwerden: „Auch Designeranzüge haben Ihre Schwächen.“ Fußball-Kommentatoren auch. Sieg für Bayern. Müller schnappt sich ein Mikrofon, animiert Fans zu Gesang und La Ola. Und muss dann Reporter Boris Büchler überstehen: „Sie haben scherzhaft gesagt 8:0 zur Halbzeit. Warum ist es nur ein 5:0 gewesen?“ Müller ist nicht nur mit dem Fuß treffsicher: „Ich gehe in die Kabine. Da ist mehr los.“

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