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Vampir-Serie: Bis(s) zum Abwinken

Bei ProSieben gehen „The Vampire Diaries“ in Serie. Die Buchvorlage entstand lange vor „Twilight“.

Auf seine Gefühle sollte man sich bei Vampiren nicht verlassen. Und auch nicht auf alte Weisheiten über Kruzifixe, Knoblauch oder Spiegel. Die stimmen ohnehin nicht mehr. Aber auch ein anderer Eindruck ist nachweislich falsch: Die neue Pro-Sieben-Serie „The Vampire Diaries“, die nun von Mittwoch an in zehn Teilen am Serien-Mittwoch gezeigt wird, ist trotz aller Ähnlichkeiten kein billiger „Twilight“-Abklatsch. Dass die TV-Serie vom Erfolg der Stephenie-Meyer-Verfilmungen inspiriert wurde, ist unübersehbar. Doch die Romanvorlage zu den Vampir-Tagebüchern ist erheblich älter als Meyers Bis(s)-Bücher. Sie stammt von 1991, als die US-Autorin L. J. Smith die gleichnamige Trilogie schrieb. Die Reihe war so erfolgreich, dass Smith ein Jahr später auf Druck der Fans den vierten Teil „Dark Reunion“ nachschob. Nach einer kreativen Pause veröffentlichte sie 1998 unter „The Vampire Diaries: The Return“ drei weitere Romane. Im September 2009 folgte die TV-Adaption beim US-Sender „The CW“.

Bei allen Ähnlichkeiten bleiben die Unterschiede unverkennbar. Zudem ist die Serie gut gemacht, stimmig besetzt und zugleich überaus spannend. Nur der Nebel des Grauens wabert übertrieben dicht immer dann durch die zumeist bewaldete Szenerie, wenn gleich Blut fließt. Die „Vampire Diaries“ spielen wie die Bücher von Stephenie Meyer – das erste wurde übrigens gerade erst vor fünf Jahren veröffentlicht – in der Highschoolwelt. Im Mittelpunkt steht Elena Gilbert (Nina Dobrev), ein 17-jähriges Mädchen, das ihre Eltern bei einem Autounfall verloren hat – zumindest ist das die Version, die Elena kennt. Vier Monate später, zu Beginn des neuen Schuljahrs an der Mystic Falls Highschool, lernt sie Stefan Salvatore (Paul Wesley) kennen, der – welche Überraschung – ein Vampir ist, und ein guter dazu. Was man von seinem Bruder Damon (Ian Somerhalder ist den deutschen Zuschauern aus der ProSieben-Serie „Lost“ bekannt ) nicht sagen kann. Als eine Ex-Freundin von Elenas Bruder auf einer Schulparty angegriffen und schwer verletzt wird, weiß Stefan sofort, wer dahintersteckt. Denn das brüderliche Band ist dünn und Damon Vampir aus Überzeugung. Stefans Ablehnung von Menschenblut ist seine Sache nicht. Dafür ist er ebenfalls an Elena interessiert. Beide kämpfen nun um die Liebe und die Seele von Elena. Es ist nicht das erste Mal, bereits lange zuvor wetteiferten sie um Katherine. In der Romanvorlage handelte es sich um eine junge Vampirin des Italiens zur Renaissancezeit, in der Serie sieht man die Schöne auf einer Fotografie aus dem 19. Jahrhundert.

Wie kaum ein anderes Genre sind Vampirgeschichten seit Bram Stokers „Dracula“ von 1897 sowohl ein dauerhafter Medienbegleiter als auch ein Spiegel der Zeit. Bereits in der Stummfilmzeit erschuf F. W. Murnau den Blutsauger Nosferatu, unvergessen ist Christopher Lee, der für Hollywood neun Mal in die klassische Vampirrolle von Dracula schlüpfte, um blutjunge Mädchen auszusaugen. Roman Polanskis „Tanz der Vampire“ von 1967 zeichnete hingegen die ironische Distanz zum Thema aus, und in den 90ern pendelten die Vampir-Filme zwischen der schwermütigen Darstellung in „Interview mit einem Vampir“ mit Brad Pitt und Tom Cruise und den martialischen Vampir-Jagden aus der „Blade“-Trilogie mit Wesley Snipes. Diese Verbissenheit ist inzwischen Geschichte, die aktuellen Vampire von Meyer und Smith kämpfen eher mit Beißhemmung.

Die kennt Drehbuchautor Kevin Williamson nicht. Vor den „Vampire Diaries“ war er für Filme wie „Scream – Schrei!“ oder „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“ verantwortlich. Dem US-Kanal CWTV, den es erst seit vier Jahren gibt, verschaffte „Vampire Diaries“ zum Start 4,9 Millionen Zuschauer, wie ProSieben berichtet. Das soll nun dem Serien-Mittwoch auf ProSieben helfen. Zuletzt hatte der Münchner Privatsender mit der im Herbst gestarteten Produktion „Lipstick Jungle“ eher Pech. Auch der Start von „Hawthorne“ in der vergangenen Woche verlief mau.

Der gute Vampir Paul Wesley erinnert übrigens weniger an den Edward-Cullen-Darsteller Robert Pattinson aus „Twilight“ als an den jungen Robbie Williams. Von Nachteil ist das sicherlich nicht. Aber auch die „Tagebuch“-Schöne Nina Dobrev muss sich nicht hinter der Bella-Swan-Darstellerin Kirsten Stewart verstecken. Ian Somerhalder rundet das Trio perfekt ab.

„Vampire Diaries“, ProSieben, 21 Uhr 15

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