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Verlagserbe im Porträt: Der Alles-Woller: Konstantin Neven DuMont

Ein Webportal will er starten, eine Partei gründen, einen Spielfilm drehen - wer Konstantin Neven DuMont reden hört, könnte ihn für ein Tausendsassa halten. Doch "Traumtänzer" wird er genannt. Es hapert nicht nur an der Umsetzung seiner Vorhaben.

Ein wenig peinlich ist Konstantin Neven DuMont die Sache schon. Längst sollten auf seiner Website erste Artikel und Video-Beiträge zu sehen sein, doch wer auf www.kndm.de klickt, findet nur eine weiß-graue Startseite mit dem Hinweis, dass es bald losgehen soll. „Ich habe mich völlig verschätzt“, sagt Neven DuMont.

Ende Mai hatte der 41-jährige Sohn des Verlegers Alfred Neven DuMont, 84, die Gründung seines eigenen Unternehmens verkündet: die KNDM GmbH. Sie soll sein offizieller Schritt in die Selbstständigkeit sein. Nach wochenlangem Streit war er im vergangenen Herbst von seinem Posten als Vorstandsmitglied des Kölner Verlagshauses M. DuMont Schauberg („Kölner Stadt-Anzeiger“, „Berliner Zeitung“, „Frankfurter Rundschau“) zunächst beurlaubt worden, Ende Juni schied er offiziell aus der Mediengruppe aus.

Im Verlag war er immer der Sohn vom „Alten“, jetzt will er mit seinem eigenen Unternehmen erfolgreich sein. Nur: „Im Kopf sind Sachen ja immer schnell ausgedacht, aber sie dann umzusetzen, dauert manchmal doch länger als geplant. Das ist für mich schwierig, denn ich bin eher ein ungeduldiger Mensch.“, sagt Neven DuMont. Die Ideen sprudeln förmlich aus ihm heraus – wer ihn reden hört, könnte ihn für einen Tausendsassa halten: Ein Onlineportal mit Text- und Videobeiträgen will er betreiben, die Stücke als Anchorman moderieren, mit der GmbH Anteilseigner an der Deutschen Presse-Agentur (dpa) werden, einen Spielfilm drehen, eine Partei gründen, weiter als Frontmann seiner Band Deepnet auftreten, Ehrenpräsident seines Karnevalvereins „Goldene Jungs“ sein und nicht zuletzt seine sieben Prozent Anteile verwalten, mit denen er noch immer am Verlagshaus beteiligt ist.

Doch statt vom Tausendsassa sprechen sie im Verlag vom „Traumtänzer“. Seine Ideen seien vergleichbar mit den Wolken auf dem Bild in seinem Vorstandsbüro: hübsch, aber schnell verflogen.

„Ich meine es ernst mit meinen Plänen“, sagt Neven DuMont. „Aber bei mir gucken die Leute natürlich genau hin.“ Was ihn offensichtlich nicht davon abhält, ständig neue Ideen hinauszuposaunen und Angriffsfläche zu bieten. Dass ihn Journalisten als „Sonderling“ bezeichnen, empfindet er nicht als negativ. „Da ist ja sogar was dran, denn ich habe das Bild eines Verlegers ja ganz anders gelebt und interpretiert. Ich bin ein Verleger zum Anfassen gewesen“, sagt Neven DuMont und meint damit auch seinen Hang, in Foren zu diskutieren. Eine Vorliebe, die seinen Abgang bei MDS mit ausgelöst hat.

Noch immer hat er im Verlagshaus an der Amsterdamer Straße ein Büro und eine Sekretärin, lässt sich dort aber nur selten blicken, berichten Mitarbeiter. Zu frisch ist wohl noch der Streit aus dem vergangenen Herbst. Erst musste sich Neven DuMont gegen Vorwürfe rechtfertigen, im Blog des Journalisten Stefan Niggemeier hunderte Kommentare unter verschiedenen Pseudonymen gepostet zu haben, dann giftete er gegen seinen Vater und andere Führungskräfte des Verlags. „Ich bin eigentlich ein Harmonie liebender Mensch, aber wenn mir einer eine verpasst, dann kann ich auch eine zurück verpassen“, sagt Konstantin Neven Du Mont.

Inzwischen hat seine Schwester Isabella seinen Posten übernommen. Um Rat frage sie ihn eher weniger, sagt Konstantin Neven DuMont. Aber er habe mit seinen Projekten ja auch selbst genug zu tun: „Ein Unternehmen, das es seit mehr als 200 Jahren gibt, läuft auch mal ohne Chef, aber beim Start-u p muss man immer hinter allem her sein.“

Sein Arbeitsplatz ist jetzt sein Privathaus, eine 500 Quadratmeter große Villa in Bergisch-Gladbach, die von einem ayurvedischen Architekten gebaut wurde. Im Garten gibt es eine Fotovoltaikanlage und einen Brunnen, aus dem das Trinkwasser kommt, allerlei Leute würden durch das Haus wuseln, berichteten kürzlich Journalisten eines Branchenmagazins und bezeichneten das Anwesen als „Villa Konnibunt“. Das Studio im Keller stellt Neven DuMont Musikern zur Verfügung. Wenn es ihm in seiner Villa zu turbulent wird, geht er einfach drei Häuser weiter, wo er noch ein Drei-Familienhaus besitzt.

Damit es mit kndm.de jetzt vorangeht, hat er sich Unterstützung geholt: Carl-Marcus Rudert als Geschäftsführer, Thomas Böing als Redakteur und dazu eine Handvoll weitere Mitarbeiter. Sie sollen für die Website Bewegtbilder, journalistische Inhalte und Podcasts produzieren, die „kndm“ sind: „kritisch“, „nachhaltig“, „direkt“ und „meinungsbildend“.

Die Technik, um Videos zu drehen, sei längst vorhanden, sagt Neven DuMont. Mehr als 200 000 Euro habe er inzwischen investiert, unter anderem für einen mobilen Green-Screen. Eine Grafik-Agentur habe ein virtuelles Studio entworfen, das weder „Frühstücksfernsehen-mäßig“ noch „so konservativ“ wie das Nachrichtenstudio des ZDF aussehe, sondern „mutiger“. Jetzt fehlen nur noch die Beiträge. Am Donnerstag soll der erste Dreh stattfinden – ein Imagefilm über die Firma.

Doch ein solches „Klein-Klein“ überlässt Neven DuMont lieber seinen Mitarbeitern, er sieht sich als „Ideengeber und Visionär“, Probleme gibt’s schließlich genug, die er lösen will: Verschuldung, Ghettoisierung, Bildung, Rente, Finanztransaktionssteuer, Öl, Gesundheitspolitik, Rente – nur eine Auswahl an Themen, denen er sich nicht nur journalistisch, sondern auch politisch widmen und deshalb eine Partei gründen will.

„Sie soll Elemente von CDU, SPD, FDP, Grüne und den Linken beinhalten, quasi ein Best of dieser Parteien bieten“, sagt er. Im sozialen Netzwerk Facebook, wo er fast täglich Beiträge veröffentlicht, hat er über den Namen diskutieren lassen, „Einheitspartei“ aber wieder verworfen, weil das doch „zu sehr an die SED“ erinnere. Im Oktober oder November will er ein Treffen veranstalten, um erste Ideen für das Programm zu entwickeln. Wann die Partei gegründet wird und bei welchen Wahlen sie antreten soll, will er noch nicht festlegen.

Sein Vater interessiere sich „in dem Maße, wie er’s noch kann“, für seine Projekte, sagt Konstantin Neven DuMont. Über den Streit im Herbst werde nicht mehr geredet. „Der Familienfrieden ist mir wichtig“, sagt Konstantin Neven DuMont. Deshalb verkaufe er auch nicht seine Anteile am Verlag, wie er es geplant hatte. Sein Vater sei dagegen, zudem würde sich der Verkaufsprozess auch äußerst langwierig und kompliziert gestalten. Und auch er selbst wolle sich nicht komplett von der Mediengruppe trennen. „Ich kann mir durchaus vorstellen, in einigen Jahren wieder eine größere Rolle zu übernehmen“, sagt Neven DuMont. Doch die Rückkehr des „Traumtänzers“ sehnt im Verlag derzeit wohl niemand herbei.

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