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Kundrun

© ddp

Verlagsübernahme: Im Schleudersitz

Das Personalkarussel im Gruner und Jahr Verlag dreht sich. Nicht nur werden Stellen massiv abgebaut, nein auch sein Chef Bernd Kundrun soll vor der Ablösung stehen. Erst im kommenden Jahr wird die Entscheidung über die Zukunft des Managers von beiden Verlagshäusern bekanntgegeben.

Ab und zu ein kleiner Flirt, dann und wann ein kleiner Streit, so wird die Beziehung belebt – steht zumindest in vielen Ratgebern. Doch der noch amtierende Gruner+Jahr-Vorstandschef Bernd Kundrun, 51, könnte durch seine Liebäugelei mit dem Vorstandsvorsitz der Pro Sieben Sat1 Media AG und der überraschenden Niederlegung seines Mandats im Bertelsmann-Vorstand vergangenen Dienstag das Gegenteil provoziert haben: Angeblich will sich die Bertelsmann AG, mit 74,9 Prozent Mehrheitseigentümerin bei G+J, noch im Januar von Kundrun trennen, heißt es in Branchenkreisen. Auch die Verlegerfamilie Jahr, die 25,1 Prozent der Anteile an Europas größtem Zeitschriftenhaus hält, soll von Kundrun enttäuscht sein. Dass Kundrun, seit 2000 im Amt, seinen bis 2010 laufenden Vertrag erfüllt, gilt als unwahrscheinlich. Als seine Nachfolger werden bereits G+J-Auslandschef Torsten-Jörn Klein und G+J-Deutschlandchef Bernd Buchholz gehandelt. Auch der G+J-Finanzvorstand und Ex-„Bild“-Manager Achim Twardy wird als Kandidat genannt.

Über die Weihnachtsfeiertage war es zwischen den Häusern in Hamburg und Gütersloh zu einem regelrechten Kommunikationschaos gekommen. Einen Tag vor Heiligabend kündigte Kundrun überraschend per Fax seine Mitgliedschaft im Bertelsmann-Vorstand auf. Er monierte die mangelnde Investitionsbereitschaft der Bertelsmänner ins Zeitschriftengeschäft. Kundrun habe sich damit wie ein Opfer zugunsten der Interessen von G+J aussehen lassen wollen, heißt es. Die Bertelsmann AG mit ihrem Chef Hartmut Ostrowski dürfte dies als Unverschämtheit empfinden. Denn Kundrun soll gerade in der Zeit, in der er bei G+J massive Sparmaßnahmen verkündete, durch Einstellungen von Zeitschriften wie „Park Avenue“, Zusammenlegung der Wirtschaftstitel „Capital“, „Impulse“ und „Börse Online“ in einer Zentralredaktion mit der „Financial Times Deutschland“ in Hamburg und daraus resultierenden 60 Stellenstreichungen, über den Wechsel zu Pro Sieben Sat 1 nachgedacht haben – ausgerechnet zum größten privaten TV-Konkurrenten der Bertelsmann- Fernsehtochter RTL.

Am Wochenende wurden die Unstimmigkeiten weiter befeuert durch die Meldung, dass G+J eine Klage gegen Bertelsmann vorbereite. Kundrun habe das von einer Bertelsmanntochter produzierte Frauenmagazin „Laviva“ als unzulässigen Wettbewerb kritisiert, berichtete der „Focus“. G+J dementierte. Es gebe keine Klage, der Bericht entbehre jeder Grundlage.

Zu den Spekulationen um Kundruns Ablösung will sich weder Familie Jahr noch Bertelsmann äußern. Kundrun selbst ist noch bis zum 12. Januar im Urlaub. Spätestens dann dürften Entscheidungen über seine Zukunft getroffen werden.

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