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Versöhnung: Zwei Staaten, eine Zeitung

Mit deutscher Hilfe: „The Niles“ soll in Nord- und Südsudan gleichermaßen gelesen werden.

Am Samstag wurde im Südsudan nicht nur ein neuer Staat gegründet – mit deutscher Hilfe ist dort in den vergangenen Tagen auch eine neue Zeitung entstanden. Journalisten aus dem Nord- und Südsudan haben eine 32-seitige Ausgabe in Englisch und Arabisch erstellt, ein Deutscher in Tokio hat die Zeitung „The Niles“ layoutet. Das Auswärtige Amt, das der Hauptgeldgeber des Projektes ist, sieht die Zeitung mit internationaler Unterstützung als wichtigen Beitrag für die Medienlandschaft des Sudan.

Die Nichtregierungsorganisation Media in Cooperation and Transition (MICT) hat die Herstellung der Zeitung organisiert. Schon seit 2004 bildet MICT Journalisten in Krisenregionen wie dem Irak oder Afrika weiter. Unerfreuliche Ereignisse überschatteten die Arbeit. „Der Verleger, bei dem wir die Zeitung im Südsudan drucken lassen, war zwischenzeitlich für zwei Tage verschwunden“, sagt der Chefredakteur von „The Niles“, Sven Recker. Der Hintergrund der Entführung sei unbekannt. Auch ein Journalist, der an dem Projekt mitarbeitet, sei für eine Woche entführt worden.

Bei den sudanesischen Zeitungen, sagt Sven Recker, schreibe der Chefredakteur die ersten beiden Seiten selbst. Die anderen Seiten seien oft ohne Erlaubnis aus anderen Medien zusammengestohlen. „Die Entwicklung bei den sudanesischen Zeitungen steckt noch in den Kinderschuhen“, sagt der MICT-Mitarbeiter und verweist darauf, dass eine sudanesische Zeitung Außenminister Guido Westerwelle (FDP) kürzlich „Jido Fister Filly“ genannt hat.

Offiziell gibt es im Sudan zwar keine Zensur, wie Recker sagt. Doch auch bei „The Niles“ habe man die fertige Zeitung sicherheitshalber vor der Veröffentlichung den Ämtern vorgelegt. „The Niles“ soll die Menschen aus dem Nord- und Südsudan, die sich getrennt haben, versöhnen. „Wir wollen eine Zeitung veröffentlichen, die im Norden und im Süden gelesen wird“, sagt Recker. Man wolle den Sudanesen zeigen, was eine Zeitung bieten könne. Doch die Zeitung erscheint im Sudan zunächst nur einmalig, mit einer Auflage von 10 000 Exemplaren. Dauerhaft besteht erst mal nur die Internetseite sudanvotes.org, auf der täglich englisch- und arabischsprachige Artikel eingestellt werden.Andreas Maisch

www.sudanvotes.org

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