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Stehen gemeinsam vor Gericht in Hamburg: die ehemalige NDR-Fernsehspielchefin Doris Heinze und ihr Ehemann Claus Wilhelm Strobel. Foto: dapd

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Vor Gericht: „Irre großer Fehler“

Ex-NDR-Fernsehspielchefin Doris Heinze bedauert ihr Verhalten in der Drehbuch-Affäre.

Im Prozess gegen die frühere NDR-Fernsehfilmchefin Doris Heinze hat die Wirtschaftskammer des Hamburger Landgerichts einen Antrag gegen die derzeitige Besetzung des Gerichtes abgelehnt. Die Anwälte der Münchner Produzentin Heike Richter-Karst hatten gefordert, dass drei statt zwei Berufsrichter im Prozess entscheiden sollen. Dies erfordere der Umfang und die Schwierigkeit des Falles, hieß es am Freitag bei der Verlesung des mehr als 100 Seiten umfassenden Antrags. Es sei zu befürchten, dass das Gericht überlastet sei und dem Verfahren nicht in der gesetzlich angemessenen Weise nachgehen könne, hieß es bei der Antragsverlesung. Sowohl der Anwalt der 63 Jahre alten Doris Heinze als auch der Rechtsbeistand ihres Ehemannes Claus Strobel hatten sich dem Antrag angeschlossen.

Das Gericht stimmte mit der Ablehnung des Antrags der Forderung der Staatsanwältin zu. Aus ihrer Sicht sei nicht zu erwarten, dass sich der Prozess als so kompliziert erweise, dass es während der Verhandlung zu Problemen kommen könne. Zudem bestünde keine Zweifelslage. In der Begründung der Kammer hieß es, das Gericht sei mit zwei Berufsrichtern ordnungsgemäß besetzt. Ein dritter Berufsrichter sei weder aufgrund des Umfangs noch der Schwierigkeit des Verfahrens geboten. Auch sei die Zahl der Zeugen überschaubar und viele Beweismittel seien als unstrittig anzusehen.

Am Freitag sagte Doris J. Heinze erstmals aus und räumte eigene Fehler ein. Die 63-Jährige soll unter den Decknamen „Marie Funder“ und „Niklas Becker“ jahrelang eigene Drehbücher von sich und ihrem Mann beim NDR eingeschleust haben. Heinze bezeichnete ihr Verhalten als „irre großen Fehler“ und sagte: „Ich hatte die ganze Zeit natürlich ein schlechtes Gewissen.“ Heinze war beim NDR unter anderem für Produktionen wie den Hamburger „Tatort“ oder „Polizeiruf 110“ verantwortlich. Sie bedauerte ihr Vorgehen, weil viele Leute beim Sender ihr vertraut hätten. Es sei ihr bewusst, dass sie ihre Stellung beim NDR ausgenutzt habe, sagte die Fernsehspielchefin.

Heinze werden Bestechlichkeit in vier Fällen, schwere Untreue in drei Fällen und Betrug vorgeworfen. Ihr droht eine mehrjährige Haftstrafe. Insgesamt werden den drei Angeklagten 14 Straftaten von November 2003 bis Juli 2007 zur Last gelegt. Im August 2009 war herausgekommen, dass Heinze dem Norddeutschen Rundfunk (NDR) unter dem Pseudonym „Niklas Becker“ vier Drehbücher ihres Mannes untergeschoben hatte. Ein fünfter Auftrag wurde nicht realisiert. Für ein reguläres Drehbuch zahlte der NDR 26 000 Euro brutto, Angestellte bekommen nur die Hälfte. dapd/dpa

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