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Medien: Vorsicht vor Lilly! Die klaut Kommissaren die Kohle

Der neue „Polizeiruf 110“ aus Schwerin kümmert sich zuerst um das Privatleben der Ermittler

Der Finne Hannu Salonen hat schon mit seinem „Tatort: Feuertaufe“ bewiesen, dass er die Krimi-Reihe der ARD um eine neue Farbe bereichern kann. Beim „Polizeiruf 110“ aus Schwerin war die Herausforderung noch eine Nummer größer: Autorin Beate Langmaack ist gerade gemeinsam mit den beiden Hauptdarstellern Uwe Steimle und Henry Hübchen für die Konzeption und Weiterentwicklung der NDR-Beiträge mit einem Grimme-Preis geehrt worden. Die Filme zeichnen sich stets durch eine profunde Düsternis aus, was weniger an den aufzuklärenden Verbrechen liegt – mitunter werden gar keine begangen –, sondern vor allem eine Frage des Stils ist. Langmaack arbeitete bislang bevorzugt mit Regisseuren wie Andreas Kleinert und Kai Wessel; beide nicht eben ausgewiesene Komödienexperten. Auch Salonen ändert natürlich nichts an der grundsätzlichen Ausrichtung: Die beiden Hauptkommissare, hier der Blumenversteher und Tierfreund Hinrichs (Uwe Steimle), dort der aufbrausende und eigenbrötlerische Törner (Henry Hübchen), werden auch in diesem Film keine Freunde.

Einen Krimi im konventionellen Sinn hat Salonen zwar nicht inszeniert, aber sein Kameramann Andreas Doub, der die Bilder ohnehin ungewöhnlich sorgfältig gestaltet, sorgt zumindest für etwas freundlichere Lichtverhältnisse. Die Geschichte ist diesmal ganz auf Törner zugeschnitten: Ein Mann, den er einst ins Gefängnis gebracht hat, bittet ihn vor seinem Freitod, ein Auge auf seine Tochter Lilly (Anna Brüggemann) zu werfen. Die ist 18, erleichtert Törner erst mal um seine Ersparnisse und bringt auch sonst allerlei Kurzweil in sein Leben: Lilly überführt geklaute Luxuslimousinen nach Litauen.

Während dieser Teil der Geschichte beinahe klassischer Krimi ist, nutzt Beate Langmaack mit zwei fast schon absurden Nebensträngen die Freiheiten der „Polizeiruf“-Reihe: In dem einen müssen die beiden Kommissare einen entführten Karpfen suchen (Wilfried Dziallas spielt den untröstlichen Besitzer), in dem anderen wird Hinrichs zur Abteilung für innere Angelegenheiten zitiert und soll gegen Törner aussagen; der hat angeblich eine Akte so dick wie ein Vorstrafenregister.

Hannu Salonen inszeniert das typisch kafkaesk; wie ein Bübchen sitzt Hinrichs vor dem gestrengen Ermittler (Hannes Hellmann in einer Gastrolle). Nicht nur in dieser Szene beweist der Finne erneut sein feines Gespür für Atmosphäre und die, wie er sagt, „Poesie der Melancholie“.

„Polizeiruf 110: Resturlaub“, Pfingstmontag, ARD, 20 Uhr 15

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