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Ulmen

© RBB

Wahlkampf im TV: Voll boring

"Radio Fritz" lässt Computerfreak Uwe Wöllner alias Christian Ulmen auf Politiker los - und die haben's mit ihrem ungewöhnlichen Gesprächspartner nicht leicht.

Vielleicht ist es nur Überdruss, aber es hat den Anschein, dass der Wahlkampf im Fernsehen in diesem Jahr besonders bunte Blüten treibt. Kein Tag vergeht, an dem nicht ein Politiker in irgendeinem Sender in irgendeinem Format zu beweisen versucht, warum mit ihm nach der Bundestagswahl alles besser wird. Das Attribut Bürgernähe wird dabei ganz großgeschrieben. Kein flotter Stoff ist zu schade. Seit Samstag versuchen sich Spitzenpolitiker wie Grünen-Chefin Claudia Roth oder CSU-Generalsekretärin Dorothee Bär in der sechsteiligen ZDF-Dokureihe „3 Tage Leben“, müssen dort mit „normalen Bürgern“ 72 Stunden lang die Rollen tauschen. Aber was heißt das schon: normal? Von Claudia Roth im Kellner-Look ist es kein ganz so weiter Weg mehr zur Politiker-Talkshow „Uwe Wöllner hat kein’ Bock“, die am Dienstag beim Berliner Sender „Radio Fritz“ (Ukw: 102,6 Mhz) startet, werktags um 18 Uhr.

Uwe Wöllner ist eine Kunstfigur, aber vermutlich gar nicht so unnormal: ein pummeliger PC-Freak und Muttersöhnchen, ein 30-jähriger Sonderling mit dicker Brille und Fankappe, dargestellt vom Schauspieler Christian Ulmen. Seit Monaten konfrontiert Ulmen auf seiner Homepage „ulmen.tv“ Uwe Wöllner und drei weitere Figuren derart grandios mit der Welt, dass niemand so richtig weiß, wo die Fiktion aufhört und die Wirklichkeit beginnt. In einem Video ist Uwe Wöllner Gast im Bordell, in einem anderen beim IQ-Berater. Seine Beliebtheit unter Jungwählern dürfte groß sein. Für das neue Format beim Jugendsender vom Rundfunk Berlin–Brandenburg heißt die Wirklichkeit nun: Bundestagswahl. In „Uwe Wöllner hat kein’ Bock“ bringt ein Moderator seinen Schützling mit Politikern wie Petra Pau oder Hans-Christian Ströbele ins Gespräch. Schwer zu sagen, wie genau die sich Uwe Wöllner vorher angesehen und ob Linke weniger Humor als konservative Politiker haben. Im Unterschied zu Auftritten bei Illner oder Plasberg müssen sie eine ganze Menge Spaß verstehen. Wöllner findet Politik „voll boring“, langweilig. „Wer echt cool ist und was verändern will in der Weltgeschichte, der macht einen Konzern auf und verkauft umweltfreundliches Gas oder Bionade, aber der labert nicht spießig im Bundesquatsch rum, wo kein Affe zuhört.“ Petra Pau lässt sich in der ersten Sendung auf eine längere Steuer-Debatte mit Uwe Wöllner ein. Guido Westerwelle, die DDR und das Thema Glück kommen auch darin vor. Und Wöllners Computerfestplatte, von wegen Datenspeicherung. Wenn das nicht bürgernah ist. Das RBB Fernsehen zeigt die Radio-Höhepunkte in einer halbstündigen Zusammenfassung am Sonntag, 9. August, um 22 Uhr 45.

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