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Medien: Wahlkampfauftakt in Thüringen

Streit um Gysis neue Talkshow

Die nächsten Landtagswahlen in Thüringen finden im Herbst 2004 statt. Das heißt nicht, dass der Wahlkampf nicht schon jetzt beginnen könnte – jedenfalls hatte Thüringens Regierungschef Bernhard Vogel die Wahlen im Blick, als er jetzt beim Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) gegen eine mögliche gemeinsame Talkshow von Gregor Gysi und Lothar Späth intervenierte. Vor allem intervenierte er gegen den PDS-Politiker Gysi, dem er – anders als Späth – ein politisches Comeback offenbar zutraut.

MDR-Intendant Udo Reiter sagte dem Rundfunkrat, der am Montag tagte, es handele sich um einen „persönlichen Brief“ Vogels, und deshalb wolle er ihn auch nicht veröffentlichen. Vogels Regierungssprecher Uwe Spindeldreier gab sich weniger geheimnisvoll, nannte es eine „Geschmacklosigkeit, einen Mann mit einer solchen Vergangenheit“ derart in Szene zu setzen – eine Anspielung auf Gysis Stasi-Verstrickung. Eine möglicherweise höhere Einschaltquote dürfe nicht zu mangelnder Rücksichtnahme führen, so Spindeldreier. Der CDU-Landtagsabgeordnete Jörg Schwäblein sprach gar von der „Zumutung Gysi“, während PDS-Bundeschefin Gabi Zimmer umgekehrt vor „gröbster Einmischung“ in die Belange des MDR warnte.

Rund eine halbe Stunde lang beriet der MDR-Rundfunkrat über den Fall, und ob es überhaupt gut sei, Politiker als Talkmaster zu verpflichten. Ein Teilnehmer der Sitzung verwies auf die Sendung des CDU-Politikers Michel Friedman, um zu erklären, warum er Gysi als festen oder freien Mitarbeiter der Drei-Länder-Anstalt nicht haben wolle. Eine Empfehlung gab das Gremium ausdrücklich nicht ab. Der Ball ist nun wieder bei Reiter, der sich zwar nicht unter Druck gesetzt fühlt, die Bedenken aber ernst nehmen und sich die Sache überlegen will. Gysi, der bisher keinen Vertrag in der Tasche hat, muss derweil das tun, was er nach Angaben seiner Parteifreunde seit seinem Rücktritt als Berliner Wirtschaftssenator so häufig tut – sich langweilen. Matthias Meisner

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