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Medien: Wajbu!

Tor!

Schajbu. Nur ein Wort. Und doch verbinden sich mit ihm für viele Sportanhänger die Erinnerung an eine mächtige Mannschaft. Schajbu hieß beim Eishockey ursprünglich nur Scheibe, also Puck. Das Wort hat aber – als Schlachtruf benutzt – eine semantische Metamorphose hinter sich, bedeutet in etwa so viel wie: „Puck ins Tor und das möglichst schnell“. „Schajbu!“ haben sie oft gefordert, die sowjetischen Fans. Jahrzehntelang stand Schajbu für Unbezwingbarkeit, für Dominanz in einer Sportart, die die Russen zwar nicht erfunden haben, aber doch so sehr lieben: Eishockey. Mein Gott, was hatten sie damals für verkniffene Gesichter, die Sowjet-Spieler. Trainer Viktor Tichonow hat nie gelächelt – dafür geschimpft, wenn sein Team ausnahmsweise vom Westen geärgert wurde. Wie etwa 1980 bei den Olympischen Spielen in Salt Lake City, wo die USA mit einer Auswahl von College-Spielern den Superstars die Goldmedaille wegschnappten. Viele assoziieren das Wort Schajbu mit Eishockey: Fernsehreporter Heribert Faßbender hörte es etwa bei einem Länderspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Russland von den Rängen. „Das kennen sie vom Eishockey her“, kommentierte Faßbender. „Aber das gehört natürlich nicht hier hin.“ Faßbender hatte Recht, aber auch Unrecht: der Schlachtruf „Schajbu“ taucht inzwischen auch bei anderen Sportarten auf.

Die Eishockey-Sowjets wurden zwischen 1963 und 1990 nicht weniger als 20 Mal Weltmeister. Als dann der Osten nicht mehr der Osten war, durften die russischen Starspieler nach Amerika in die Profi-Ligen wechseln und wurden dort Millionäre. In ihrer Heimat zerfiel das Eishockey-Imperium. Kein Geld, kein Nachwuchs, viel Chaos. 1993 wurden die Russen noch einmal Weltmeister, seitdem erschrecken sie die internationale Gegnerschaft selten. Neulich haben die den Tichonow wieder ausgebuddelt, der soll es jetzt als Nationaltrainer wieder richten. Mit 73 Jahren. So recht glaubt wohl keiner dran, nicht mal in Russland. Die Zeiten haben sich auch im Eishockey geändert. Längst haben sie eine Profi-Liga in Russland. Zum beliebtesten Spieler der russischen Liga wählten die Fans vergangene Saison einen Legionär aus Deutschland: Jan Benda. Er spielt in Kazan und verdient eine Million US-Dollar pro Jahr. Ein Deutscher, der in Russland Eishockey spielt und das auch noch besser als viele Russen? Das hätte es früher nicht gegeben. Schajbu!

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