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Medien: Warum es aus Londons U-Bahn kaum Bilder gibt

Auf einer der vielen Pressekonferenzen am Katastrophentag sagte Andy Hayman vom Sonderkommando, das mit der Aufklärung der Londoner Bombenanschläge befasst ist: Der U-Bahn-Tunnel bei King’s Cross sei möglicherweise nicht mehr sicher. Deshalb werde bei der Spurensicherung nichts überstürzt.

Auf einer der vielen Pressekonferenzen am Katastrophentag sagte Andy Hayman vom Sonderkommando, das mit der Aufklärung der Londoner Bombenanschläge befasst ist: Der U-Bahn-Tunnel bei King’s Cross sei möglicherweise nicht mehr sicher. Deshalb werde bei der Spurensicherung nichts überstürzt. Damit beantwortete Hayman indirekt die Frage: Warum gibt es keine Fotos von den zerstörten U-Bahn-Zügen? Nur die „Daily Mail“ hatte ein Handy-Foto eines zerstörten Zuges am Aldgate, wo der Tunnel breiter und heller ist. Das heißt aber nicht, dass der Öffentlichkeit Informationen vorenthalten werden – die Tatorte sind vielmehr hermetisch abgeriegelt.

Schon im Chaos der ersten Stunden folgte das News-Management der Londoner Polizei dem „Need-to-know“-Prinzip: Es werden nur die wichtigsten Informationen herausgegeben. Erst kam die Bestätigung eines Zwischenfalls, dann die Mitteilung, dass die U-Bahn gesperrt wurde und alle zu Hause bleiben sollten. Schließlich wurde bestätigt, dass es sich um Anschläge handelte.

Seit 2001 sprach die Londoner Polizei von einem „unvermeidlichen“ Terroranschlag, immer wurde auch mitgeteilt, dass Anschläge bereits verhindert wurden. Einzelheiten dazu blieben aber spärlich. 2004 war beispielsweise von geplanten Anschlägen auf den Flughafen Heathrow und das Canary-Wharf-Hochhaus die Rede, nachdem durch die Festnahme des Al-Qaida-Computerexperten Mohammed Naeem Noor Khan entsprechende Pläne bekannt geworden waren. Man erinnerte sich, dass an einem Wochenende 2002 die britische Armee vor dem Flughafen Heathrow aufgerückt war. Doch die Polizei ist schon aus juristischen Gründen mit Auskünften über nicht begangene Straftaten zurückhaltend.

Ist das nun News Management oder Informationssperre? Es gibt in der britischen Presse, etwa bei Militäreinsätzen, Absprachen zwischen Medien und den Sicherheitskräften: Chefredakteure werden über gewisse Aspekte unter der Bedingung informiert, dass darüber nicht berichtet wird. Das mag seltsam erscheinen – es ist ein Arrangement gegenseitiger Verantwortlichkeit. Die demokratische Medienkontrolle wird aufrechterhalten, ohne dass die Berichterstattung zum Sicherheitsrisiko wird.

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