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Medien: Was bleibt, wenn die US-Armee geht Film über die Jagd nach den Taliban

Der Verdächtige wird freundlich befragt. Er sitzt im Kreis mit den amerikanischen Soldaten und den Kriegern des örtlichen Warlords.

Der Verdächtige wird freundlich befragt. Er sitzt im Kreis mit den amerikanischen Soldaten und den Kriegern des örtlichen Warlords. Es geht locker zu, manchmal wird sogar gescherzt. Offenbar läuft alles recht gesittet ab, wenn US-Marines in afghanischen Dörfern nach Taliban oder Al-Quaida-Kämpfern suchen. Sicher, der Warlord, der mit den Amerikanern zusammenarbeitet, droht ein bisschen, damit die Dorfbewohner die Waffen abgeben. Auch versucht schon mal ein Soldat, eine Tür einzutreten – bis ein Kamerad ihn darauf hinweist, dass es noch eine zweite gibt, die gar nicht zugesperrt ist. Doch es gibt auch Einheiten, die allein die Aufgabe haben, der Zivilbevölkerung zu helfen. Ein Soldat formt aus einem Luftballon lustige Tierfiguren für die Kinder. Und manchmal gibt es fröhliche Gruppenbilder, wenn die Marines die Dörfer wieder verlassen. Abu Ghraib, Guantanamo sind nicht überall!

Aber das behaupten nur die Bilder in der ersten Hälfte des Films „Auf der Jagd nach Taliban“ von Carmela Baranowska am Montag im WDR Fernsehen. Die australische Journalistin begleitete die US-Marines drei Wochen lang bei ihrem Einsatz in einer entlegenen Provinz Afghanistans. Baranowska war „embedded“, ihre Informationen sind das Ergebnis dieser „eingebetteten“ Recherche.

Später reiste sie jedoch noch einmal in dasselbe Gebiet, diesmal nicht als Teil der US-Marines, sondern nur begleitet von einem Dolmetscher und einem Fahrer. Die Menschen in den Dörfern erzählen ihr, was in den Verhören geschieht, wenn keine Kamera dabei ist. Sie seien geschlagen worden und mussten sich nackt ausziehen, berichten zwei Männer und deuten sexuelle Übergriffe an. Autorin Carmela Baranowska, die sich ansonsten mit Kommentaren weitgehend zurückhält, bilanziert: „Die Marines haben eine menschenleere Wüste hinterlassen und nennen das Frieden.“ Vom Verhalten deutscher Truppen wird hier übrigens nichts berichtet.

Egal, ob jeder Vorwurf im Detail wirklich zutrifft: Die Amerikaner haben längst diejenigen gegen sich aufgebracht, die sie zu befreien vorgeben.tgr

„Auf der Jagd nach Taliban“, WDR Fernsehen, Montag, 22 Uhr 30

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