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Filme wie „Nach der Hochzeit bin ich weg“ mit Kai Schumann und Teresa Weißbach (HR, 20 Uhr 15) haben der Degeto den Ruf der Schnulzenfabrik eingebracht. Foto: Promo

© HR/Degeto/Reiner Bajo

Wechsel: Keine Atempause für Degeto

Bettina Reitz kehrt zurück zum Bayerischen Rundfunk, viele Probleme der ARD-Filmtochter bleiben.

Die gute Nachricht ist, dass Ulrich Wilhelm, Intendant des Bayerischen Rundfunks, bereits ein halbes Jahr vor dem altersbedingten Ausscheiden des derzeitigen Fernsehdirektors Gerhard Fuchs eine Nachfolgeregelung gefunden hat, mit der das ganze Haus leben kann. Zum 1. Juni soll Bettina Reitz, ehemalige Fernsehspielchefin des BR, als erste Frau die Fernsehsparte des Senders leiten. Dem Fernsehrat hat Wilhelm die 49-Jährige bereits vorgeschlagen, am 8. Mai soll der Rundfunkrat die Personalie beschließen.

Doch damit ist für die ARD eine schlechte Nachricht verbunden, muss der Senderverbund nun doch zugleich eine neue Geschäftsführerin für die Degeto finden. Die Filmtochter, die von der Personalie offenbar überrascht wurde, kommt seit Monaten nicht zur Ruhe – sowohl wegen der inhaltlichen Ausrichtung als auch wegen finanzieller Probleme. Am 28. und 29. November werden sich die Intendanten der ARD auf einer internen Sitzung mit dem Unternehmen beschäftigen.

Die Degeto – ausgeschrieben Deutsche Gesellschaft Ton und Film mit Sitz in Frankfurt – steht in dem Ruf einer Schnulzenfabrik, wenngleich einer wirtschaftlich sehr erfolgreichen. Erst im Mai war Bettina Reitz zur Co-Geschäftsführerin neben Hans-Wolfgang Jurgan berufen worden, um eine Trendwende zu anspruchsvolleren Produktionen einzuleiten. Es stellte sich allerdings heraus, dass die Möglichkeiten arg beschränkt sind. Die Degeto hat in den Jahren 2010 und 2011 mehr Programm als ursprünglich geplant und in den Etats vorgesehen in Auftrag gegeben. Weil zu viele Programme auf Halde liegen, musste das Produktionsvolumen für die kommenden zwei Jahre zurückgefahren werden.

Die Degeto kauft für die ARD Lizenzproduktionen aus dem Ausland ein und vergibt Projekte an inländische Produzenten. Bekannte Degeto- Produktionen sind die Donna-Leon-Krimis, die „Pfarrer Braun“-Filme, aber auch Filme wie „Laconia“, das Udo-Jürgens-Biopic „Der Mann mit dem Fagott“ und die Wallander-Krimis wurden mit Degeto-Beteiligung produziert.

Wie prekär die Lage bei der Degeto ist, zeigte sich Ende Oktober. Die ARD-Intendanten sahen sich dazu gezwungen, dem Tochterunternehmen finanziell unter die Arme zu greifen. Um die Zahlungsfähigkeit der Firma zu sichern und um „sämtliche eingegangenen Verpflichtungen für Produktionsvorhaben“ zu erfüllen, halte man sich an alle bestehenden Verträge mit den Produzenten, erklärten die Senderchefs. Rund 24 Millionen Euro muss die ARD offenbar in diesem Jahr zur Verfügung stellen, damit kurzfristige Verbindlichkeiten bedient werden könnten. So sei sichergestellt worden, dass „die überplanmäßige Auftragsvergabe“ keine negativen Auswirkungen auf bestehende Verträge mit Produzenten hat. Zudem hätten die Produktionsfirmen nun Planungssicherheit.

Wie es zu dieser „überplanmäßigen Auftragsvergabe“ kam, wird derzeit von einer Taskforce unter Federführung des Hessischen Rundfunks untersucht. Erste Ergebnisse sollen den Intendanten in anderthalb Wochen präsentiert werden, aber auch die Reitz-Nachfolge dürfte die ARD-Vorsitzende Monika Piel ansprechen. (mit dpa)

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