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Medien: Wer hat das Halbfinale geschwänzt?

Diese Rechnung ist ganz einfach: 30 Millionen Menschen in Deutschland haben das Achtelfinale gegen Italien vor dem Fernseher verfolgt; dazu kommen rund 16 Millionen beim Public Viewing . Macht zusammen 46 Millionen vor Bildschirm und Leinwand.

Diese Rechnung ist ganz einfach: 30 Millionen Menschen in Deutschland haben das Achtelfinale gegen Italien vor dem Fernseher verfolgt; dazu kommen rund 16 Millionen beim Public Viewing . Macht zusammen 46 Millionen vor Bildschirm und Leinwand. Diese Rechnung ist ganz schwierig: Was haben – bei einer Gesamtbevölkerung in Deutschland von zirka 83 Millionen – die restlichen 37 Millionen gemacht? Die Medienforscher der Sender wissen keine Antwort; sie wollen halt immer nur wissen, wie viele Menschen live und leibhaftig Radio, Fernsehen und Internet genutzt haben.

Eine Antwort geht nur über die fundierte Spekulation . Eine Zahl des Statistischen Bundesamts sagt aus, dass knapp 4,4 Millionen Menschen jünger als sechs Jahre sind. Nach unserer Schätzung haben drei Millionen davon die Übertragung verschlafen. Bleiben 34 Millionen Einwohner im Wachzustand.

Das Land stand ja nicht still; Busse und Bahnen fuhren, Flugzeuge flogen, vielerorts wurde gearbeitet. Aus dieser Millionengruppe heraus werden sich die 30 Millionen Menschen rekrutieren, die die Niederlage der deutschen Mannschaft gegen Italien mit dem WM-Radio der ARD und zahlreicher Privatsender verfolgt haben.

Der Hörfunk gilt als „Nebenbei-Medium“. Viele der 30 Millionen Nutzer werden beim Radiohören ihren bevorzugten Freizeitaktivitäten nachgegangen sein, also Tagesspiegel lesen, Hausarbeit machen, heimwerken, essen, Rasen sprengen, Sport treiben und so weiter.

Zwischenstand: 46 Millionen bei Fernsehen und Public Viewing, 30 Millionen vor dem Radio, das sind 76 Millionen . Rechnen wir die drei Millionen Kinder, die bereits geschlafen haben, aus der Gesamtheit der Bevölkerung heraus, bleiben im Kern vier Millionen Einwohner übrig, die das Spiel nicht via Live-Übertragung in Ton und/oder Bild gesehen haben.

Dieser Restposten saß im Kino, im Theater oder bei Lesungen . Das wissen wir von Dieter Hildebrandt. Der Kabarettist hatte am Mittwoch Vorstellung, „ausverkauft, alle 800 sind gekommen, was sollten sie auch machen, sie hatten ihre Karten ja schon längst gekauft“. Hildebrandt hat sein Publikum stets über den Zwischenstand informiert. Das war überall so, wo kein Radio, Fernsehen, Internet, Handy-TV war.

Unterm Schlussstrich macht das null: 80 Millionen Menschen haben in Deutschland das Halbfinale live verfolgt.

Quod erat demonstrandum. Joachim Huber

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