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Medien: Wer hat geschossen?

Beim ZDF-Krimi „Mörderisches Spiel“ können alle mitmachen

Eine Traumhochzeit auf dem Lande. Im weißen Schloss mit klassischen Säulen. Die Damen tragen schweren Schmuck, die Herren haben persönliche Vermögensverwalter. Es gibt einen Butler und eine Wirtschafterin, die Suiten der Gäste sind prachtvoll. Das Paradies könnte nicht besser ausgestattet sein. Aber von Anfang an herrscht eine ungesunde Atmosphäre. Es schwirren böse Blicke und giftige Anspielungen. Auch die Musik verspricht nichts Gutes. Kaum sind alle Gäste eingetroffen, da treibt die Leiche des Bräutigams im Pool. Jeder hat den Schuss gehört, niemand sah den Täter. Wenn man davon ausgeht, wer sich zuvor durch finstere Miene verdächtig gemacht hat, könnte jeder im Schloss der Mörder gewesen sein. Aber wer war es wirklich? Ein Krimi zum Mitraten. Zur besten Sendezeit. Ein neues Format im ZDF, eine Mischung aus Spielshow und Actionfilm. Wir sehen einen richtigen Krimi, der seine Spannung aus der Frage nach dem Täter bezieht.

Stellvertretend für den Zuschauer ermittelt ein unkonventionelles Detektivpärchen vor Ort. Sie ist die beste Freundin der Braut und liest rasend gern Krimis. Er ist früher mal Tresorknacker gewesen. Die beiden finden Spuren, Hinweise, Indizien. Langsam enthüllen sich Zusammenhänge. Aber erst ganz am Ende passt alles zusammen.

Zuvor kommt der Zuschauer ins Spiel. Was anderswo die Werbeunterbrechung ist, werden hier Schaltungen in ein ZDF-Studio sein. Dort warten die Moderatoren Monica Lierhaus und Bodo H. Hauser auf geneigte Mitspieler. Denn der Abend ist nur zur Hälfte ein Rückgriff auf televisionär Bewährtes. Die andere Hälfte ist ein zeitgemäßes Experiment mit interaktivem Fernsehen. Ein Gewinnspiel für Hobbydetektive, unter Nutzung sämtlicher Kommunikationstechnologien.

Wer ist der Mörder? Auf dem Weg zur finalen Lösung muss der Zuschauer viele Detailfragen beantworten. Er ruft beim ZDF an oder schickt eine SMS. Liegt er richtig, bekommt er per Sprachcomputer oder Kurzmitteilung einen Tipp. Zwischendurch werden an clevere Ermittler immer wieder kleinere Geldprämien ausgezahlt, am Ende gewinnt ein Glücklicher den repräsentativen Hauptpreis.

Ein Experiment, dessen Sinn nun per Quote geprüft wird. Bei Erfolg soll das „Mörderische Spiel“ in Serie gehen. Vielleicht haben die Veranstalter ja an das goldene Zeitalter der deutschen Fernsehunterhaltung gedacht. Als die ganze Nation sich noch völlig ohne Prämiendruck über einen Fernsehmörder den Kopf zerbrach. Im Jahr 1962 lief der Francis- Durbridge-Krimi „Das Halstuch“ mit Einschaltquoten von 98 Prozent. Ein Mehrteiler, der am Ende mit der Überführung des wahren Täters seinen Höhepunkt erleben sollte. Ganz Deutschland rätselte. Dann verriet am Tag vor dem Finale Wolfgang Neuss per Zeitungsinserat den Schuldigen.

Beim ZDF haben sie sich diesmal allerhand einfallen lassen, um Spielverderber nicht zum Zug kommen zu lassen. Angeblich wurden mehrere Fassungen mit abweichendem Handlungsverlauf gedreht, die jeweils zu einem anderen Täter führen. Erst kurz vor Sendebeginn soll entschieden werden, welche Fassung ausgestrahlt wird, wer der wahre Mörder ist. Der Gärtner übrigens wird es auf keinen Fall gewesen sein. Der steht gar nicht auf der Besetzungsliste.

„Ein mörderisches Spiel“: ZDF, 20 Uhr 15

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